Seitenstraßen / Byroads
09.10.2015 Luang Prabang / Laos / N19°53’18.9“ E102°07’50.5“
Aus der Seidenstraße, mit ihren vielen Verästelungen und Routen, sind nun die Seitenstraßen Südostasiens geworden. Lianen überwuchert, gesäumt von Bananenstauden. Die Dinge verändern sich. Die Art, wie die Menschen zueinander stehen, ihr Umgang miteinander. Das spüren wir in unserem „Alltag“. Das merken wir an den Gerichten der Länder. Die Gewürze, die Zutaten, überhaupt die gesamte Art des Zubereitens ist anders. Für mich ist es unglaublich spannend, die verschiedenen Identitäten im Bezug auf das Kochen zu erleben. Stolz darauf ist jede Nation. Und das zu Recht. Die jeweiligen Schwerpunkte sind dabei vollkommen anders gesetzt. Mal geht es um Zeit. Für die einen liegt das Geheimnis im langsamen allmählichen Garen über Stunden hinweg, wie in Iran. Die anderen meinen, dass gerade das „Sekundenkochen“ der Trick bei der ganzen Sache ist, wie man in China weiß. Innerhalb von wenigen Minuten schwebt dort ein Luftballon der Herrlichkeiten aus dem Wok heraus. Knackiges, farbenfrohes Gemüse, ummantelt von delikatesten Soßen. In Iran ist es das Rot des Safrans, der von Hellgelb bis Tiefrot durch die Pfannen und Töpfe huscht und eine sonnige Spur hinterlässt. Das Fleisch zerfällt dort förmlich beim darauf Schauen, so mürbe ist es vom langsamen gemütlichen Garen in feinsten Aromen. Messer braucht der Iraner zum Essen nicht. Eine Gabel reicht vollkommen. Die „Gabeln“ der Kasachen und Mongolen sind gern die Finger, wenn es um ihr „Fünf Finger Essen“ geht. In der Mongolei ist es das viele Fleisch, was mir sofort durch die Gehirnwindungen wackelt, wenn ich an deren Küche denke. Genau so wie in Kasachstan. Das Essen der Nomaden. Ihr Umherziehen bringt es mit sich, dass sie zubereiten, was sie bei sich haben. Fleisch ist ihr Gemüse. Dazu servieren die Nomaden vielfältigste Arten an Teigvarianten. Als Taschen, als Platten, als Rollen, als was weiß ich noch alles. Die Türken haben ihre Fleischspieße. Kebab an allen Ecken und Enden. Mit jeder nur denkbaren Geschmacksrichtung. Ne super reife Tomate mitgegrillt und das Himmelreich ist nah für mich.
Stäbchen , Löffel, Gabeln, Hände. Mit allem wir gegessen, denn es schmeckt überall anders vorzüglich! Die Türken vergöttern ihren Kaffee dazu, die meisten anderen bevorzugen Tees in den unterschiedlichsten Farben, Zubereitungsarten und Stärken.
Nun sind wir in Laos. Bisher war da in meinem Kopf ein weißer Fleck und in meinem Magen ein hohles Loch. Was isst man in Laos? Und wie bereiten die Laoten ihre Speisen zu?
Der Wok ist ihr Topf, die Gasflamme das Feuer. „Laap“ isst man gern. „Laap“ bedeutet „Kleingehackt“. Fast zu Brei werden unter dem laotischen Messer Hühnchenteile und Gemüsestücke. Danach ab in die Pfanne zum Anbraten und anschließend alles gut verrühren. Das Bindemittel Laos scheint ein Ei zu sein. Gern wird es mit untergehoben und lässt so alle Zutaten miteinander verschmelzen. Sojasoße, Ingwer, Fischsoße, Pfeffer, Peperoni und Knoblauch dürfen so gut wie an keinem Essen fehlen. Gedämpfter Reis dazu und fertig sind eins, zwei, drei, vier, fünf Laotische Gerichte, die wir heute selbst zubereitet haben. Ein laotischer Koch hat uns über die Schultern geschaut, während wir schweißnass an unserem Wok standen und alles gaben, was in unseren europäischen Küchenhänden steckt. Die heiße Schwüle war heute kaum zu ertragen. Mein Kreislauf fuhr echt Achterbahn. Doch wie auf Kommando schlug der erlösende Regen genau in dem Moment großartig Rabatz auf dem Küchenblechdach, als wir unsere Kochkünste zum Verzehr dekorierten. Nach fünf Gerichten kenne ich natürlich niemals die laotische Küche. Doch eine erste geschmackliche Idee haben wir bekommen.
Das Abbiegen hat sich in jedem Fall gelohnt. Bin gespannt, auf weitere geheime Küchentricks der verschlungenen, von Früchten überwucherten Seitenstraßen Südostasiens. Und schlürfe genüsslich meinen Mango-Papaya-Passionsfrucht Shake. Darin sind die Laoten bisher für mich unübertroffen.
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