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Achtsamkeit als Alltagsgut / Attention as an everyday value

11.10.2015 Phou Khoun / Laos / N19°30’29.2“ E102°24’45.7“

Wir haben es verschlafen. Oder wollten wir den Mönchen ihre Ruhe lassen? Ich interpretiere unsere schläfrige Müdigkeit mal um in ein „den Dingen ihren natürlichen Lauf lassen“. Klar, ein Teil in mir hätte gern gesehen, wie die Mönche Morgens um sechs durch die Straßen laufen, um die Almosen der Gläubigen einzusammeln. Fotografierende Touristen sind ein Problem geworden. So steht es überall geschrieben. Sie mögen sich bitte zurück halten und den Gang der Mönche durch ihr spontanes in die optimale Fotoposition Springen, Sportreportern gleich, nicht behindern. Das dumpfe Hallen der Trommelschläge höre ich, welche die Mönche aufwecken. Auch die Frauen mit ihren Reis gefüllten Körben sehe ich am Leo vorbei gehen. Damit ist für mich das Gute im Gang und ich drehe mich noch einmal genüsslich um in meinem Bett. Okay, die Mönche laufen, wir schlafen.

Leo ist heute stolz. Direkt neben einem Kloster steht er und schwatzt mit dem langen Drachenboot, was gleich neben ihm wohnt. Am 27. Oktober ist „Bun Nam“ das traditionelle Bootsrennen. Jedes Kloster hat sein eigenes Boot. Alle treten im Wettstreit gegeneinander an. Bevor am Abend tausende von Kerzenlichtern auf den Flüssen vor sich hin schwimmen. Das erzählen uns die jungen Mönche, die seit Tagen dabei sind die Dekorationen für ihre Boote zu bauen. Drachenköpfe aus Styropor, Kerzenhalter aus dünnen Hölzern und Transparentpapier, Schiffsrümpfe aus langen Bambusstreifen. In den Klöster-Höfen sieht es aus wie in der „Jenaplan-Schule“. Überall wird geschnitzt, genagelt, geschliffen und geklebt. Die Jungs haben sichtlich ihre Sonntags-Freude daran. Der „Theravada-Buddhismus“ wird in Laos praktiziert. Als die „Lehre der Älteren“ wird er übersetzt bezeichnet und beansprucht für sich, die älteste und damit unverfälschteste Schule der Lehren des Buddhismus zu sein.

Sechzig Prozent der Laoten bekennen sich zum Buddhismus. Bis 1975 war er Staatsreligion. Und auch zu Königszeiten war der Glaube fest mit den Königreichen verknüpft. Ging es dem Reich gut, erblühte auch der Buddhismus unter den Menschen. Die Klöster stellten zu diesen Zeiten die Bildungseirichtungen dar. Egal, ob die Menschen danach eine religiöse oder weltliche Lebensbahn wählten. Mit der französischen Kolonialmacht hielt im 20. Jahrhundert ein staatliches Bildungssystem Einzug. Wodurch das Monopol der Klöster gebrochen wurde. Ein Auf und Ab des Ansehens und der Bedeutung des Buddhismus zieht sich durch die Geschichte Laos. Heute gibt es ungefähr zweitausendachthundert Klöster im Land. In denen knapp achtzehntausend Mönche leben. Außerhalb der Regenzeit, ist wichtig zu sagen. Denn während es regnet, gibt’s eine ganze Menge mehr Mönche. Da es üblich ist, wenigstens einmal in seinem Leben vor seiner Hochzeit, und wenn es nur für einen Monat ist, als Mönch zu leben, wählen die laotischen Männer dazu gern die in der Landwirtschaft schwer zu nutzende Regenzeit. Dann schwellen nicht nur die Wasserpegel an, sondern auch die Zahl der Mönche steigt in diesen Tagen sprunghaft. In Bemühung, Achtsamkeit und Konzentration, drei der acht Pfadglieder um zu einem Zustand der geistigen Freiheit zu finden, sehe ich die jungen Mönche ihre Arbeiten verrichten. Ich mag das Land, in dem diese Werte gelebtes Alltagsgut sind, lasse meine Kamera sinken und schaue den Mönchen einfach zu.

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