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Boun Xuang Heua / Boun Xuang Heua

17.10.2015 Savannakhet / Laos / N16°35’38.5“ E104°44’56.5“

Geweckt werde ich von den kraftvollen, sonoren, gleichzeitigen Rufen der Drachenbootmannschaft. Fast wie Kampfesrufe klingt es, was da über das Wasser schallt. Trommler, die den Takt vorgeben, wie ich es in Deutschland schon sah, gibt es hier nicht. Die Trommelschläge sind die Stimmen der Männer. Sie sind ihr eigenes Metronom. Wieder hat es sie auf den Mekong getrieben, um ihre Muskeln zu stärken. Und das morgens um sechs Uhr. Beachtlich. Noch einmal geht es mir durch den Sinn während ich langsam wach werde, warum wir nun gestern ausgerechnet an diesem Ort Halt gemacht haben. Und warum Juy uns sagte, dass morgen das große Drachenbootrennen statt findet. Wo wir doch so gern bei einem dabei sein wollte, aber nicht wussten wann und wie und wo. Was ist das, was sich da so fügt und ergibt, wenn wir einfach unserer Intuition folgen? Ich habe wirklich keine Ahnung. Die Morgenluft ist klar, noch nicht von der feuchten Hitze des Tages getrübt. Was ich sehe, beim öffnen meiner Augen, ist die lichtbeschienene Holzfassade des Klosters. Wie unglaublich. Hängen die orangefarbenen Gewänder der Mönche doch genau an der passendsten Stelle in der Morgensonne. Was für Orte es gibt! Voller Kraft und Einzigartigkeit. Leo ist wirklich ein Feinschmecker, was die Wahl seiner Plätze angeht. Und als oranger Truck zieht es ihn wie selbstverständlich zu seinen Freunden in Orange.
Die Regenzeit ist vorbei. Drei Monate lang lag sie über der Gegend. Von Juli bis Oktober prasselt das Wasser vom Himmel herab. Es ist die Zeit in der auf den Feldern die junge Saat sprießt. Und so kam es, dass Buddha die Mönche einst anwies, in dieser Zeit nicht umherzuwandern, um die zarten Pflanzen zu schützen, sondern an einem Ort zu bleiben und „Vassa“ zu betreiben, zu Fasten. Mit einem Fest wird die Fastenzeit begonnen, mit einem Fest wird sie, drei Monate später, beendet. Das Drachenbootrennen „Boun Xuang Heua“, historisch am 15. Tag des 11. Mondmonats begangen, führt alle zusammen. Die Mönche genauso wie die Leute drum herum. Ein laotisches Wochenendfrühstück mit gedämpftem Reis und Bambusgemüse zwischen Bananenstauden, vor dem Haus von Juy bringt uns in Schwung. Dann erreichen wir einige Kilometer weiter Savannakhet. Mit seinen siebenundsiebzig tausend Einwohnern ist sie hinter der Hauptstadt Vientiane mit zweihundertsiebenunddreißig tausend Menschen, die zweitgrößte Stadt Laos. Vom Wasser her hallt ein Stimmenmix aus all den Booten. An Land sind es die Bässe der Musik, die den Takt vorgeben. Durch alle Glieder fahren mir die Wummerschläge. Das scheint man hier zu mögen. Das Hämmern der Bässe ist das Eine. Wo es her kommt das andere. Direkt vor dem Tempel stehen die große Bühne und Soundanlage der Superklasse. Wimmeliges Treiben im Kloster. Fliegende Händler, Kinder auf der Hüpfburg, Glückspielritter, dazwischen die orangen Punkte der Mönche. Alle sind beieinander. Wie grandios. Der Tempel ist zum Leben da, dem irdischen und dem spirituellen. Kein museales Anschauungsstück. Schon heute Morgen im Dorf musste ich grinsen, als ich die Kinder mit ihren Fahrrädern über das Tempelgelände radeln sah, Motorrollerfahrer die Abkürzung übers Kloster nahmen und die Kühe sowieso die saftigen Wiesen neben der Buddha Statue bevorzugen.
Heute sind die „Zwölf-Sitzer“ an der Reihe. Immer wieder starten fliegend vier Boote gleichzeitig, im Vorentscheid. Ist die Strömung einem Boot nicht so hold, hat es einen ungünstigen Startplatz. Später treten jeweils zwei Mannschaften auf dem Mekong gegeneinander an. Diesmal auf gleicher Höhe. Darauf achtet der Linienrichter. Von den Lautsprecherstimmen angeheizt, ziehen die Teams in Pink und Grün und Blau und Gelb und Orange und Rot wieder und wieder ihre Bahnen. Erklären kann uns leider keiner, nach welchen Regeln es hier geht. Jemanden der Englisch spricht, finden wir nicht. Wir sind auf unser Beobachten angewiesen. Auch nicht schlecht. Trotzdem kennen uns am Ende des Tages hier alle. Die zwei „Falang“, oder so ähnlich, übersetzt „Ausländer“, fallen auf, im Trubel der Einheimischen. Wir mögen es, hier einzutauchen, uns unters Volk zu mischen. Mal da zu kosten und mal hier. Denn Feiern heißt auch essen. Obwohl es mir den Magen förmlich herum dreht, wenn ich in den offenen Eierschalen die gegarten Küken durchschimmern sehe. Da halte ich mich dann doch lieber an getrocknete Bananenscheiben und zeige etwas umständlich, dass ich eine aufgespießte Tomate auf den Grill gelegt bekommen möchte, statt Froschschenkeln und Hühnerfüßen. Das kennen sie hier offensichtlich überhaupt nicht. Doch die Frau am Grill tut mir den Gefallen mit den Tomaten.
Die Mannschaften haben sich mit großen geflochtenen Gefäßen voller gedämpftem Reis eingedeckt. Ihre Kraftspritzen zwischen den Rennen. So geht er dahin, der Tag des großen Rennens, unter der zweiten der drei Friedensbrücken in Laos hinüber nach Thailand. Das liegt am anderen Ufer. Morgen geht es weiter mit „Boun Xuang Heua“, dem Drachenbootfest zum Ende der Regen- und Fastenzeit.
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Kommentar

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    Liebe Katrin, die Boote hier haben weniger Augen. Doch die Spitzen sind immens wichtig. Vor dem Rennen werden sie eingepudert und mit Blumen geschmückt. Ein Winken mit dem Paddel,Elke

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    Hallihallo Ihr zwei,
    Danke für Eure Beschreibungen, Bilder und Videos bei fb zu den Drachenbootrennen.
    Interessant für uns, dass ohne Trommel gefahren wird und dass „so wenige“ Paddler im Boot sitzen. Toll auch die Bilder aus der Paddel-Werkstatt…

    Der Legende nach erinnert das Drachenbootfest an den Versuch, den chinesischen Nationaldichter Qu Yuan im Jahre 277 v. Chr. vor dem Ertrinken zu retten. Angeblich werden seitdem zu Ehren des Dichters Drachenbootrennen veranstaltet.

    Bei uns werden die Drachen mit dem Anmalen der Augen zum Leben erweckt vor jedem größeren Wettkampf. eine wichtige Zeremonie.

    Tolle Erlebnisse weiterhin und herzliche Grüße aus Dresden
    Wenns mal wieder ausdauern regnet und Leo-Wetter ist, dann schaut mal hier vorbei: http://www.wsv-am-blauen-wunder.de/drachenboot


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