Wo sind die Deutschen?
12.02.2015 Iran / Orumiyeh / N37°32’17.3“ E045°04’09.8“
Hui, was für ein Glatteis heute. Und das in Hakkari. In der Stadt die unmittelbar am Hang liegt und es straßenmäßig für uns heute Morgen steil bergab geht. Da lassen wir uns die Einladung zum Frühstück doch nicht zwei Mal sagen und verschieben unsere Abfahrtszeit nach hinten. Vielleicht haben wir Glück, und die Straßen sind dann schon mit Salz bestreut. Eine herzliche Verabschiedung von Cimen, Ali und Alper, die sich anfühlt, als verlassen wir alte Freunde. Dabei hatten wir uns doch erst am Nachmittag zuvor kennen gelernt. Dann reden wir unserem Leo gut zu, dass er doch bitte nicht ins Rutschen kommen möge nun, da wir losfahren müssen. Die ersten paar hundert Meter sind der Horror. Auf spiegelglatter Straße bewegen wir uns fast zentimeterweise bergab. Dann ist uns das Glück hold und die Straße tatsächlich gestreut. Oh, großes Aufatmen! Die erste Hürde heute haben wir genommen. Da steht 50 Kilometer weiter schon die Nächste vor uns. Armeekontrolle. Woher? Wohin? Warum? Passkontrolle. Ernste Gesichter. Was ist da drin? Bei der Frage machen wir bereitwillig die Tür zu unserem mobilen Heim auf. Und binnen weniger Sekunden stehen da gefühlte 20 Mann drin. Nun nicht mehr aus Dienstbeflissenheit sondern aus Neugier. Die Stimmung lockert sich. Ich höre geradezu das emotionale Eis abtropfen. Sogar ein Foto können wir noch mit allen zusammen machen. Wobei die türkische Fahne im Hintergrund das Wichtigste zu sein scheint. Einladung zu Tee. Wir lehnen dankend ab. Die Zeit drängt. Uns wurde empfohlen, nicht zu spät zur Grenze zu kommen wenn man es schaffen will noch am gleichen Tag in den Iran einzureisen. So stehen wir um 11Uhr in einem Menschen,- Säcke,-Fahrzeug-Gewimmel und wissen erst mal gar nicht, dass wir schon an der türkischen Grenze sind. Hundert Meter lange Autoschlangen tauchen vor uns auf. Na das kann ja nun dauern. Doch nein, wir werden sofort nach vorn gewunken und arbeiten uns Meter für Meter vorwärts. Mehrere Männer helfen uns in dem Gewirr an Formalitäten und so sind wir binnen einer halben Stunde zwischen der türkischen und der iranischen Grenze. Nun Elke ‚schnell das Kopftuch aufsetzen und einen knielangen Mantel überziehen’, schießt es mir durch den Kopf. Auf der iranischen Seite ist auch sofort ein junger Mann da, der uns nun stundenlang durch den Behördendschungel schleust. Wir sind gefühlt an jedem der Schalter mindestens drei Mal. Nachvollziehbar ist das für uns nicht wirklich. Doch wir lassen uns bereitwillig auf den Slalomlauf ein und achten immer nur darauf, wo gerade unsere Pässe und Unterlagen sind. In den Gesprächen um uns herum hören wir immer wieder das Wort ‚German’ heraus. Jeder hier scheint inzwischen zu wissen, dass gerade Deutsche in der Grenze sind. Das ganze Hin und Her dauert gute drei Stunden und so stehen wir nach 14 Uhr vor der Schranke in den Iran. Also gleich geschafft, denken wir. Noch eine Formalie klären, wegen einer Straßenbenutzungsgebühr und dann los. Doch nein, halt, das zieht sich jetzt. Unendlich viel Telefonate nach Teheran, Diskussionen, warten, Telefonate, Diskussionen, warten folgen nun. Am Ende zahlen wir 275 € für die Benutzung der iranischen Straßen und sind um 18 Uhr endlich im Iran. Die Dunkelheit verschluckt uns sofort nach der Grenze. Wir sehen quasi nichts um uns herum. Die Schilder weißen zumindest ab und an mal lateinische Buchstaben auf. Wir erreichen einen ersten Ort und machen Halt, um zu essen. Die Nacht verbringen wir direkt am Straßenrand einer viel befahrenen Straße. Doch so haben wir teilweise eine Internetverbindung, durch das Hotel auf der anderen Straßenseite. Den Verkehrslärm denken wir uns einfach um in Meeresrauschen. Ja, Iran, da sind wir nun. Auf in das Abenteuer dieser für uns so fremden Welt.
Heute gibt es mal keine weiteren Bilder, denn das mit dem Internet ist im Iran nicht ganz so einfach, denn schon Texte hochladen dauert….
Doch es gibt welche – dank Amin, dem ersten Iraner, den wir im Telefonladen treffen – er stellt uns sein kostbares Internet zur Verfügung – und tatsächlich – it works!