Arzt aus Leidenschaft / A passionate doctor
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16.03.2015 Iran / Mashhad / N36°17’39.2“ E059°34’36.8“
Das Abschied nehmen ist nicht so unsere Stärke, glaube ich. Zu oft müssen wir es in diesen Tagen tun. Auch wenn wir merken, wie all die wundervollen Begegnungen ihren ganz eigenen Platz in uns einnehmen. So üben wir uns im Sinne von Hermann Hesse: „…heiter Raum um Raum durchstreifen. An keinem wie an einer Heimat hängen…“ Unseren Leo nicht bei uns zu haben ist heute noch einmal eine andere Nummer. Er ist tatsächlich unser dritter Mitreisender. Doch heute Morgen müssen wir ihn auf einem Werkstatthof zurück lassen, da an der Gearbox noch eine undichte Stelle repariert werden soll. Das Leck ist nicht tragisch, doch für unsere Strecke nicht wirklich gut. So nutzen wir die Gelegenheit hier in Mashhad zur Reparatur. Wer weiß, was uns in den nächsten Ländern erwartet.
Apropos nächste Länder. Nachdem gestern das turkmenische Konsulat geschlossen hatte, gehen wir heute in aller Frühe hin, um unser Anliegen zur neuen Visabeantragung vorzubringen. Sten bückt sich und kann seinen Kopf gerade so zu dem kleinen Fensterchen recken, hinter dem der Mann vom Konsulat sitzt. In dem zugigen kleinen Raum füllen wir die Anträge aus. Es sind die gleichen wir vor Monaten zu Hause. Nach dem persischen Schriftbild fangen wir nun langsam an uns an das kyrillische Bild zu gewöhnen und füllen die Anträge aus. Wir rechnen uns aus, an welchem Tag die Ausreise zu schaffen ist. Morgen einen Tag Puffer für die Reparatur und danach sollte es zeitlich passen, an einem Tag an die Grenze zu fahren und sie zu passieren. Als der Beamte unsere Zeitvorstellungen sieht, nimmt er uns sofort den Wind aus den Segeln. Das Visum kann nicht heute bearbeitet werden. Das dauert mindestens fünf Tage.
Auch wenn wir nun drei Monate unterwegs sind, merken wir immer wieder, dass wir in unsere deutsche Denkweise verfallen. Der Alltag hier holt uns des Öfteren da heraus und lehrt uns eines Besseren. Ein paar Minuten brauche ich, um mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass wir eine weitere Woche in Iran sein werden. Dann nehme ich den Gedanken an und finde es gut. Immer wieder erleben wir ja, dass sich alles spontan ergibt und es so das Schönste ist.
Vollkommen entspannt begeben wir uns nun in den Tag. Denn wir haben ja ab jetzt Zeit…
Dr. Ali hat einen Zettel mit acht Namen und Orten bei sich. Es ist die Liste der Patienten, die er gestern an der Galle, Blase oder Niere minimal invasiv operiert hat. Nun nimmt er uns zur ersten Visite nach er OP mit. Wir stehen jeweils als kleines Visite-Team an den Betten der überaus dankbaren Patienten, die verstreut über die ganze Stadt in verschiedenen Krankenhäusern liegen. Dr. Ali ist überall bestens bekannt und beliebt. Jeder Arzt und jede Krankenschwester empfängt ihn mit der allergrößten Achtung und Wertschätzung. Wir fliegen mit ihm auf der Welle der Sympathie und werden von Patient zu Patient, von seinem Lehrmeister zu einer Baustelle getragen, die in wenigen Wochen als neue Klinik eröffnet wird. Überall dürfen wir mit hin. Dr. Ali bittet uns, gern Fotos zu machen. Die Patienten nehmen es als Geschenk an, von unserer Kamera und dem Besuch aus Deutschland festgehalten zu werden. Selbst derjenige, bei dem wir bei der OP dabei sind, als er am Fuß operiert wird bedankt sich hinterher bei uns weil wir ihm Glück gebracht haben.
Ich schaue den ganzen Tag und bin fasziniert von der inneren Haltung, mit welcher Dr. Ali seinen Beruf als Arzt ausübt. Er ist seinen Patienten überaus zugewandt und pflegt zu jedem ein ganz persönliches Verhältnis. Mit vielen seiner Patienten verbinden ihn jahrelange Beziehungen und Freundschaften. Obwohl er nach den Besuchen in den Krankenhäusern in seine eigene Klinik geht, in der das Wartezimmer ebenfalls voll mit Menschen ist, die auf ihn warten, geht er alles mit einer absoluten Ruhe und Entspanntheit an, nimmt sich Zeit für jeden Einzelnen. Zehn Uhr am Abend verlässt der letzte Patient seine Klinik mit den Worten: „Wenn man ein Problem hat, gibt es nur einen, Dr. Ali!“ In den Räumen hängen Portraits von Persönlichkeiten, wie Avecina, der überaus langen und bedeutsamen Medizingeschichte. Dr. Ali einen Tag lang zu begleiten ist für mich, wie den Eid des Hippokrates leibhaftig zu erleben: „…In alle Häuser, in die ich komme, werde ich zum Nutzen der Kranken hineingehen…“
Bei all dem setzt unser Besuch des Grabes von Ferdowsi (940-1020 n. Chr.), dem persischen Dichter, der mit dem Niederschreiben der Shahnama (das Buch der Könige) in dem 73 Kilogramm schweren Buch mit 1.200 Seiten die persische Sprache zusammen gehalten hat und deshalb ein Volksheld ist. Denn heute besteht die persische Sprache zu einem großen Teil aus arabischen Worten. Und so ist die Erhaltung des Ursprungs in aller Reinheit ein wertvolles Gut für alle Menschen Persiens.
Hi my dear friend. I wish for you and your wife the best things and success and health for all times and everywhere !!!!
Thank you very much my friend Dr. Ali. The talks with you, are evrytime a inspiration for us 😉 We wish, to see you again – in Iran ore in Jena. You and your family are ewerytime welcome at our home!
Ede & Sten