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Am Ende der Welt / The end oft the world

28.03.2015 Kasachstan / Kendirli / N42°03’31.3“ E052°27’10.8“

Wie vielen „Enden der Welt“ wir auf unserer Reise noch begegnen werden weiß ich nicht. Ich kann nur mit Sicherheit sagen, dass wir heute an einem davon sind. Ein schmaler Steg, „Straße“ genannt, führt zwischen Kaspischem Meer und einem großen Salzsee zum letzten Ort des Landes Turkmenistans. Seit gestern kann uns nicht in den Kopf gehen, wie eine solch schlechte Straße die einzige Verbindung zwischen Turkmenistan und Kasachstan sein kann. Wir merken, dass hier tatsächlich alles rauer, unkomfortabler und härter ist. Im letzten Ort angekommen freuen wir uns geradezu von einer Polizeikontrolle angehalten zu werden. Das bedeutet menschlichen Kontakt. So erfahren wir, dass es hier sogar eine Tankstelle und einen kleinen Laden gibt. Da wir noch einige „Manat“ (1 Manat ca. 30 Cent) bei uns haben, wollen wir die gern hier in Ware umsetzen. Der Liter Diesel kostet im ganzen Land 0,94 Manat. Und ist somit immer noch weitaus günstiger als in Kasachstan. Das restliche Geld setzen wir in Lebensmitteln um und bescheren dem Jungen in seinem Laden wohl heute einen Spitzenumsatz. Ich frage mich nur, ob er sich darüber freut. Da ich nicht weiß, wann an diesem Zipfel wohl die nächste Lieferung ankommen wird. Wie lange die Ware des Ladens also reichen muss? Mehrere Versuche den Weg zur Grenze zu finden scheitern. Wir landen auf den Holperwegen jedes Mal im Niemandsland. Zum Glück sehen wir am Horizont ein Auto welches auf uns zugefahren kommt. Der Fahrer begleitet uns bis zu einem Abzweig, der dann leider wieder in einer Salzgewinnungsanlage endet. Langsam wird die Suche nach dem Weg anstrengend, da auch die Zeit drängt. 17 Uhr schließt die Grenze, dann läuft auch unser Visum aus und wir haben keine Ahnung, wie lange sich das hier noch hin zieht. Ein Versuch eines Abzweiges bleibt uns noch. Der endet dann zwar vor irgendeinem Fahrzeughof, doch die Frau an der Wache zeigt mit dem Finger um den Hof drum herum und dann in ausladenden Gesten weit in die dahinter liegende Richtung. Alles klar. Wir sind nahe der Route. Was sich uns nun als Weg zur Grenze offenbart macht mich absolut sprach-, fassungs- und hilflos. Es ist ein Salzverkrusteter Weg der tiefere Krater kaum haben kann und auf dem sich offensichtlich jedes Fahrzeug, wenn hier denn welche fahren, seinen eigenen Weg sucht. Im Schneckentempo kämpfen wir uns von Loch zu Loch ohne eine Ahnung davon zu haben ob wir nun auch tatsächlich auf der Strecke Richtung Grenze sind. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, wie hier Last- und Personenverkehr funktionieren soll. Wohl gemerkt, es handelt sich hier um die einzige Grenz-Verbindung zwischen Turkmenistan und Kasachstan! Bei all dem haben wir noch Glück, denn es ist einigermaßen trocken. Wenn es hier regnet… Na dann gute Nacht! Nach 35 Kilometern strapaziösestem Auf und Ab sehen wir plötzlich am Horizont einen weißen Marmorbau. Ich glaube, ich habe mich noch nie so sehr gefreut, eine Grenze zu sehen, wie in diesem Augenblick. Ein Haufen Anspannung fällt urplötzlich von mir ab. Und da ist es mir auch vollkommen egal, was nun wieder an Prozedur auf uns wartet. Wir sind 45 Minuten vor Grenzschließung da und alles andere wird sich ergeben. Es dauert alles seine Zeit, doch sowohl auf der turkmenischen als auch auf der kasachischen Seite sind alle sehr freundlich zu uns. Keiner kann sich vorstellen, wie man ein Jahr lang hier wie wir unterwegs sein kann. Wir können es uns ja im Grunde ebenso wenig vorstellen und leben von Tag zu Tag, von Hoffnung zu Hoffnung, von Erlebnis zu Erlebnis. Nach zwei Stunden sind wir durch beide Grenzstationen durch und fahren vorbei an der unendlich langen Schlange an PKWs die von Russland nach Turkmenistan gebracht werden sollen. Es scheint uns, als ob die Fahrer die modernen Nomaden sind, die für lange Zeit irgendwo unterwegs sind. Ob die Fahrzeuge jemals in Turkmenistan ankommen? Ich weiß es nicht. Gemessen an all den Autos, die da dick eingestaubt und verlassen auf großen Plätzen stehen, habe ich so meine Zweifel. Zwei Stunden bleiben uns noch bis zum Einbruch der Dunkelheit. So ist Eile geboten, nun irgendwie einen Weg zum Kaspischen Meer zu finden. Quer feldein fahrend, orientieren wir uns an unserem GPS Gerät und erreichen tatsächlich noch mit dem allerletzten Fitzelchen Tageslicht ein Plateau oberhalb des Wassers.

Hier beschließen wir zu bleiben, um morgen weiter zu sehen. Uns in Einsamkeit wähnend werden wir doch heute Abend noch zwei Mal von Besuchern überrascht. Einmal sind es Angler, die in der Dunkelheit plötzlich vor uns stehen. Das zweite Mal steht ein Mann sofort in unserem Leo und schaut sich um. Andere Länder, andere Sitten. Für uns ist es ein vollkommen neues Verhalten im Gegensatz zu der Zurückhaltung der Iraner.

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