Mongolei, wir sind da! / Mongolia, we are here!
18.07.2015 Altanzugz / Mongolei / N48°46’47.1“ E090°33’41.9“
Ernsthaftigkeit am Morgen. Party war des Nachts. Oder wir hatten es doch geträumt? Wie dem auch sei. Die Grenzbeamten lassen ihre ernsten Blicke über das Camp schweifen, für welches sie selbst verantwortlich sind. Hätten sie gestern ihren Job gemacht, würde es jetzt hier nicht aussehen wie nach dem Wood Stock Festival. Ich behaupte, einem Beamten gegenüber, in der Grenze keine Bilder gemacht zu haben, obwohl meine SD Card der Kamera anderes sagen würde. Die Dame am Computer ist zurück. Heute will sie, doch ihr Computer nicht. Eine geschlagene Stunde geht es nur darum, wie sie die ausgefüllten Formblätter unserer Versicherung ausdrucken könnte. Unmengen weißen Papiers laufen aus dem Drucker. Doch für weiße Blätter allein zahlen wir nicht. Irgendwann ein Jubelschrei unter uns Wartenden. Sie hat es geschafft ihren Computer und Drucker milde zu stimmen. Einwandfrei bedruckte Seiten liegen wie selbstverständlich in der Auffangschale. 65.000 Tugrik, umgerechnet rund 30 Euro, zahlen für unsere Fahrzeugversicherung. Noch ein paar aufmerksam neugierige Blicke der Zollbeamten und die Spürnase des Drogenhundes in, am und unter dem Leo und wir können fahren. Das Grenz-Tor öffnet sich. Und plötzlich liegt sie vor uns, die Mongolei! Wir sind da! Wir sind tatsächlich da! Wir haben es geschafft bis hierher zu kommen! Die Mongolei zu bereisen ist seit Langem ein Traum von uns. Nun soll er Wirklichkeit werden? Unfassbar, unbegreiflich, doch irgendwie wahr. Um die Wirklichkeit zu unterstreichen fahren wir in den ersten größeren Ort „Ulgii“, einhundert Kilometer hinter der Grenze, und besorgen uns Geld und eine Telefonkarte. Wir finden Geldautomaten, von denen zwar nicht jeder funktioniert, doch am Ende kommen wir zu etwas Geld. Mit der Telefonkarte sieht es schon schwieriger aus. Schließlich ist Samstag und so landen wir vor etlichen verschlossenen Türen, obwohl die Schilder daran meinen, dass noch Öffnungszeit sei. Von Mund zu Mund gehen hier die Informationen, wie zu Urzeiten schon. Uns kommt auf diese Weise zu Ohren, dass irgendwo in der Nähe in diesen Tagen das Naadam-Fest stattfinden soll. Gemeinden, die ein Jubiläum zu begehen haben, feiern dieses nicht mit allen anderen zusammen, sondern ein paar Tage oder Wochen später. Das ist unsere Chance. Haben wir vielleicht doch noch die Möglichkeit eines dieser Nationalfeste zu erleben? Wir treffen die Italiener mit ihrem Movie-Truck und die Amerikaner mit ihrem Rallye-Bus wieder. Gemeinsam beschließen wir uns auf die Suche nach dem kleinen Dorf zu machen.
Nun darf man sich das nicht so vorstellen, dass es da an der Straße Schilder gäbe, die einem den Weg weisen. Es geht hier rein um Himmelsrichtungen und GPS-Koordinaten, die uns bei der Annäherung helfen könnten. Auf unbefestigten Wegen fahren wir querfeldein, überqueren Flüsse auf dem Wasserweg, erklimmen Höhenzüge. Ein Jeep steht am Wegesrand. Und da das Gesetz gilt, jeder hilft jedem, halten wir an. Am Fahrzeug können wir nicht helfen. Doch zwei Frauen und ihr Kind steigen bei uns ein, um mit uns in den Ort zurück zu fahren, aus dem sie kommen und der unser Ziel ist. Ja, das mit dem Fest stimmt, bestätigen sie. Das beruhigt uns schon mal. Wieder eine dieser Fügungen. Die beiden kennen den Weg genau und geben uns Sicherheit an Stellen, an denen wir nicht wissen ob links, rechts oder geradeaus. Strahlender Sonnenschein wandelt sich im Laufe der Stunden in dunkle Gewitterwolken gefolgt von Regen der langsam die Dunkelheit der Nacht anzeigt. In vollkommenem Schwarz meinen die Frauen plötzlich, dass wir angekommen seien. Vereinzelt können wir im Scheinwerferlicht die weißen Jurten gesehen. Mehr nicht. Alles andere bleibt Überraschung wenn wir denn morgen früh erwachen. Wir haben keine Ahnung wo wir sind. Wir wissen nicht was uns umgibt. Außer der Himmel und die Schwere der Nacht. Die sind uns das einzig Vertraute an diesem fernen Ort. Zur leckeren Abrundung dieses Wahnsinns-Tages, der bepackt mit Eindrücken ist die wir so noch nie hatten, packen die Italiener für jeden von uns einen Teller voll ihrer vorzüglichen Pasta. Espresso mit aufgeschäumtem Irgendwas rundet ab, was kaum runder geht. Mongolei, wir sind da!
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