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Ewiger Himmel / Everlasting sky

06.08.2015 Taishir / Mongolia / N46°45’25.8“ E096°27’51.7“

 

Eine Weggabelung, ein kleiner Bergpass und wieder finden wir einen aufgehäufelten Steinhaufen. Verziert ist er mit blauen Bändern. Angereichert mit Autoreifen, Wodkaflaschen, Tierschädeln und Geldscheinen. Es sind die „Ovoo“ die wir passieren, bestückt mit Opfergaben der Vorbeiziehenden. Ich lege einen Stein hinzu und umrunde den „Wohnort der Schutzgötter“ der Erd- und Bergwelt dreimal im Uhrzeigersinn. Dabei danke ich für den guten Weg den wir hatten und hoffe auf Fortsetzung in dem was vor uns liegt. Ob das Danken und Wünschen auch hilft, damit es Sten bald besser geht, weiß ich nicht. Einen Versuch ist es in jedem Fall wert. Er bleibt während meiner Umrundungen der „Ovoo“ Pantheons im Leo sitzen. Sein Bauch schmerzt noch immer. Ich sorge mich.

Blaue Bänder an einen Grabstein gebunden mitten auf der Wiese liegend, blaue Bänder an einem Pfahl auf der Spitze der Steinhaufen der Schutzgottheiten, blaue Bänder wehen stürmisch im Wind an jeder kleinen Tempelanlage auf unserem Weg. Der „ewig blaue Himmel“ oder auch „Vater Himmel“ genannt, ist im Glauben der Mongolen die wichtigste Schöpfer- und Schicksalsgottheit. Die blauen Seidenschals sind das Symbol dafür. „Khadag“ werden sie genannt. In Wellen hielt der Buddhismus Einzug in der Mongolei. Seit dem 16. Jahrhundert folgen die Menschen den Lehren und Erkenntnissen Buddhas. Doch schon dreihundert Jahre zuvor gab es erste Annäherungen zwischen Tibetern und Mongolen und damit dem Buddhismus. Selbst am Hof Chingghis Khaans soll es Buddhisten gegeben haben. Ich berühre die blauen Tücher und verbinde mich auf diese Weise ein klein wenig mit dem Himmel, der wie ein leuchtender Schutzraum über mir schwebt. Zu Sowjetzeiten war es den Mongolen verboten, öffentlich bekennende Buddhisten zu sein. Viele Klöster wurden zerstört, als Zeichen des religiösen Endes. Mit dem gewaltsamen Entreißen der Religion verfolgten Stalins Leute das kulturelle Brechen der Menschen. Denen gelang es jedoch vieler Orten, Schätze der Klöster zu verstecken und somit die Symbole ihres Glaubens auf diese Weise zu schützen und die Religion in sich wach zu halten. Neun Mal besuchte der Dalai Lama bisher die Mongolei. Von der politischen Seite Chinas wird das nicht gern gesehen. Als „rein privat“ muss die Reise diplomatisch von der mongolischen Führung jeweils deklariert werden, um schwerwiegendere Probleme mit der chinesischen Regierung zu umgehen. Auch wir werden eingeladen. Nicht auf Staatsebene, sondern von drei Männern, denen wir auf der Piste begegnen. Ein Vater mit seinen zwei Söhnen möchte uns unbedingt zum Essen in seine Jurte bitten. Beim Thema „Essen“ verzieht Sten reflexartig das Gesicht. Nichts von dem Angebotenen zu nehmen gilt als unhöflich und funktioniert nicht, wenn wir einmal da sind. Ich überlege krampfhaft was ich tun kann, um Sten die Tortur zu ersparen, da es ihm wirklich nicht gut geht. Mir kommt der Gedanke des spontanen Anhaltens, als wir uns bereits auf dem nicht unerheblich weiten Weg zur Jurte der Männer befinden. Ich lade zum Tee auf freier Strecke ein. Damit sind alle einverstanden. Hocker raus, Kekse serviert, Tee mit Milch gebrüht und gut. Als wir zusammen packen und deutlich machen, dass wir nicht weiter mitfahren werden, schauen wir in traurig unverständliche Gesichter. Doch eine Lösung für Stens Schmerzen zu finden ist mir heute wichtiger, als der herzlichen Gastfreundschaft der Mongolen zu folgen.

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