Gobi von allen Seiten / Gobi of all sides
25.08.2015 Mandakh / Mongolia / N44°30’36.4“ E108°19’57.2“
Vom Aimag „Ömnö-Gobi“ führt uns unser Weg heute nach „Dorno-Gobi“. Damit haben wir nun alle Gobi Aimags erreicht. Im „Gobi-Altai“ waren wir und auch in „Dund-Gobi“. Vier Aimags die sich über das Gebiet der Gobi Wüste erstrecken. Da müssen wir als Wüstenliebhaber natürlich gewesen sein! Einundzwanzig dieser Aimag-Provinzen gibt es. Es ist die Verwaltungsgliederung in der Mongolei. Ähnlich den Bundesländern in Deutschland. Jeder Aimag hat ein „Aimag-Zentrum“, oder eben in der deutschen Denke eine Landeshauptstadt. Eine Unterteilung der zweiten Kategorie ist die in „Sum“. Ich würde sie als Landkreise bezeichnen. Zwischen zwei und dreißig „Sum“ befinden sich in jedem dieser „Aimags“. Insgesamt gibt es in der Mongolei 331 „Sum“. Alle diese Unterteilungen und Zuordnungen haben mit den Einteilungen und Reorganisationen zu tun, die sich aus historischen Machtspielchen mit China und dem Russisch-Japanischen Krieg 1941 ergaben. So fiel erst 1954 ein langer Streifen der Gobi an China zurück. Daraufhin hat man die Einteilung der verbliebenen „Aimags“ verfeinert, um Klarheit, Stabilität und Sicherheit zu schaffen.
Auf unserem Weg, durch die halmbewachsenen Sandfelder der Gobi, queren wir viele ausgetrocknete Flussläufe. Wenn es hier mal richtig regnet, na dann gute Nacht! Es ist ein Schwemmgebiet, welches wir durchfahren. Das Wasser kommt von den Hängen, die rund um dieses unglaublich große Tal liegen. Es ist mehrere hundert Kilometer breit und lang. Da wird uns unser minikleines „Sandkorn Dasein“ wieder einmal so richtig bewusst. Um uns herum brauen sich heute dicke Regenwolken zusammen. Mal blitzt es, mal ziehen die Wolken Wasser nach oben, dann wieder fauchen Sandhosen über das Land. Die Gewalten sind lebendig. Wir scheinen irgendwie in einer überdachten Loge zu sitzen und können zusehen. Denn es regnet sich nur sehr partiell ab, so dass wir trockenen Fußes durch unseren Tag kommen. Was wohl die Tiere dazu sagen? Reicht das Wasser um sie zu tränken? Immer wieder kommen wir an gegrabenen Brunnen vorbei, in deren Rinne etwas abgestandenes Wasser verweilt. Als wir anhalten, um uns die Vorrichtung einmal genauer anzusehen kommt, wie aus dem Nichts, ein Mongole auf seinem Motorrad angeknattert. Er will uns warnen und sagen, dass wir das Wasser nicht nehmen sollen. Es sei nicht gut. Das war zum Glück auch nicht unser Vorhaben doch wir sind echt gerührt von so viel Anteilnahme. Gazellen gibt es in der Gegend, Widder und auch Wildesel sollen hier leben. Sie haben ein helles Fell und sehen Pferden etwas ähnlich. Zu Gesicht bekommen wir ganz aus der Ferne die weißen Hinterteile der Gazellen, wenn sie in einem Affenzahn durch die Gegend flitzen. Von einem Widder bleibt uns ein Schädel, der im Sand liegt. Ein stattlich stolzes Tier muss er gewesen sein. Davon kündet selbst das eine massige Horn, was er uns noch zeigen kann. Als ich den Schädel anhebe, bin ich vollkommen platt. Mit diesem Gewicht hatte ich nicht gerechnet! Und dieses Gewicht verdoppelt sich mit zwei Hörnern auch noch?! Natur, was bist du nur für eine Zauberkraft. Wie stark muss die Nackenmuskulatur eines Widders sein, um diese Massen immerzu tragen zu können? Dabei dann auch noch leichtfüßig durchs Gelände zu springen ist eine Meisterleistung. Ob der Widder ein großes Gegengewicht an seinem Hintern hängen hatte damit er nicht nach vorn umkippt? Das können wir ihn zwar fragen, doch mit seiner Antwort sieht es relativ dünn aus. Oder wir sind nicht leise genug, um sie zu verstehen. So hängen wir unseren Gedanken nach, an unserem Feuer sitzend, inmitten der Gobi. Der Wind ist mit der Sonne gegangen. Sie haben den Mond und die Stille zurück gelassen. Beide breiten sich aus, in uns, über uns. Gobi.