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Viehmarktsonntag / Sunday cattle market

31.05.2015 Issyk-Kul Lake Tamga / Kirgistan / N42°08’45.9“ E077°32’46.7“

 

Tiere sind hier alles. Tiere sind hier das Leben. Angereichert mit Bergen, Gipfeln und großen Wiesen. Dazwischen Jurten als Blickpunkte sorgfältig verteilt. Reiter hoch zu Pferd preschen an uns vorbei. Fast zu stark das Klischee bedienend ist es das, was unsere Augen sehen. Davon sind wir umgeben. Das ist mein Bild Kirgistans.

Sonntagmorgen. Viehmarktzeit. Schon weit vor unserem Ziel ahnen wir, dass wir richtig sind. Gefährte voller Tiere kommen uns entgegen. Sind das die neu Erworbenen? Sind das die Tiere, die kommenden Sonntag erneut zum Kauf angeboten werden? Woher? Wohin? Die Antwort bleibt unserer Phantasie überlassen. Großer staubiger Platz. Wir halten an. Es wiehert, es schnaubt, es blökt. Manches Pferd tänzelt aufgeregt. Andere Schafe und Kühe stehen stoisch und harren der Dinge die da kommen. Die Menschen und Tiere pflegen einen selbstverständlich wirkenden Umgang miteinander. Die Handgriffe geübt, die Bewegungen routiniert. Wenig Aufregung. Auch dann nicht, wenn ein ausgewachsener Bulle meint, quer über den Platz rennen zu müssen oder ein Schaf geschickt schafft, den Strick aus der Hand seines neuen Besitzers zu reißen, um gleich darauf ein Wettrennen zu starten. Die Pferde werden beschlagen. Es ist ihr erstes Mal. Bisher trugen ihre Hufe keine Eisen. Werden nun Reitpferde aus ihnen? Die Körper hochgehoben, wie zum Reifenwechsel, stehen sie in den Eisenverschlägen. Die Beine festgebunden. Manchmal kurze Energieausbrüche, als wollten sie davon galoppieren. Dann wieder Ruhe. Was geht vor in dem Pferd, welches gerade beschlagen wird? Was in denen die da warten? Für die Männer hier nichts Besonderes. Ihre Gesichter. Vollkommen gelassen. Sie finden es einzig überraschend, dass wir da sind. Die Deutschen. Wie wir Kirgistan finden, wollen sie wissen. Günther, den wir am Vorabend kennen gelernt haben, und heute mit uns ist, Sten und ich werfen einen letzten erstaunt stummen Blick in den Kofferraum eines PKWs. Fünf Tiere liegen darin. An den Beinen zusammen gebunden. Ein Kalb, ein Bock, eine Ziege und zwei Schafe. Zusammen gedrängt liegen sie dicht an dicht, Körper an Körper. Die Kofferklappe fällt krachend ins Schloss. Auf geht es zum Dorf in die Berge.

Viehmarkt in Karakol/Kirgistan. Bin ich wirklich hier? Ich kneife mich kurz, um mich zu vergewissern. Nach den Tieren die Natur. Die „sieben Ochsen“ wollen wir sehen. Der Sage nach brachten sie Verwüstung über das Land und wurden zur Strafe versteinert. Nun stehen sie als große rote Kolosse in einem seichten Gebirgstal. Wasser rauscht an ihnen vorbei, Adler ziehen ihre Kreise und lassen sich auf den Schultern der Männer nieder. So schlecht scheint es den steinernen Riesen doch nicht zu gehen. Nach der Natur folgt die Kultur. Hölzern erzählt eine russisch orthodoxe Kirche aus dem Jahr 1896 dass sie zu Sowjetzeiten eine Turnhalle war. Jetzt lächelt sie sanft, da wieder Gläubige in ihr ein- und aus-gehen. Ihr Boden ist voll Heu gestreut. Es hilft zu heilen, wenn man ein Bündel davon mit nach Hause nimmt. Die eine Kirche war eine Turnhalle, die andere Moschee sieht aus wie ein buddhistischer Tempel. 1883 ließen sich chinesische Moslems in Karakol nieder und errichtetet ihr Haus des Glaubens. Was für eine Verbindung. Mir kommt es vor wie ein Meilenstein aus Holz. Als gehe ich einen weiteren Schritt auf meinem Weg zwischen Moslems, Christen und Buddhisten. Zurück in Tamga, wo Tamara bereits auf uns wartet. Warum? Na, wir wollen zusammen kochen! Doch nicht bevor wir Juri Gagarin unseren Tribut gezollt haben. War er hier doch unmittelbarer Nachbar, um sich am Issyk-Kul von seinem Flug ins All zu erholen. Ob Valentina Tereschkowa auch mal kommen durfte wissen wir nicht. Zumindest steht auch sie heldenhaft in Silberfarbe am Eingangstor.

 

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