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Begegnung / Meeting

18.11.2015 Sihanoukville / Kambodscha / N10°34’03.1“ E103°33’15.8“

Anton klopft an unsere Tür, um uns zum Frühstücken abzuholen. Gemeinsam laufen wir ins Dorf. Oder besser gesagt, wir schmelzen hin. Um zehn Uhr hat die Sonne ihren Morgensport lange hinter sich und schwitzt nun vor sich hin. Wir schwitzen mit ihr.
Rostige Ventilatoren wirbeln die Moskitos des gestrigen Abends durch die Luft. Der Staub mischt sich mit dem Geschmack meines Frucht Shakes. Irgendwie ehrlich, wie hier die Dinge aufeinander treffen, im Café am Straßenrand. Und die Menschen. Manche scheinen, wie wir, zum ersten Mal hier zu sein. Andere weisen sich, leger Schulter klopfend, als Stammgäste aus. Ich bin Zaungast und froh darüber. Ich darf weiter ziehen, um neue Orte zu entdecken. Auch wenn ich mich heute freue zu bleiben. Die Männer an den anderen Tischen, keine Einheimischen und doch seit langem hier, erscheinen mir wie Strandgut. Viel haben sie erlebt. Das ist ihnen anzusehen. Über die Meere des Lebens wurden sie gespült. Nun kullern sie, von jeder neuen Welle dazu angehalten, über den Strand. Hin und her. Hin und her. Im Rhythmus der Gezeiten.
Anton scheint wieder einer dieser Menschen zu sein, den uns irgendjemand geschickt hat. Warum kam er genau in dem Moment angefahren, als wir beschlossen zu parken? Warum hielt er gestern vor dem Leo? Warum verwickelte er uns in ein Gespräch? Warum hat er Informationen die für uns wichtig sind und möglicher Weise Einfluss auf den weiteren Verlauf unserer Reise hat, wenn es darum geht, was mit Leo geschieht? An Zufall glaube ich schon lange nicht mehr.
Von der Türkei an bis in die Mongolei waren es immer wieder die Einheimischen, mit denen wir zusammen kamen. Die uns einluden. Mit denen wir kochten. In China waren wir durch unsere Gruppe, in der wir fuhren, abgeschirmter. Wir waren mehr mit uns selbst beschäftigt. Damit, uns wechselseitig kennen zu lernen, um Gemeinsames zu unternehmen. In Laos fing es an. In Kambodscha geht es so weiter, dass die Einheimischen unglaublich freundlich und herzlich sind. Doch sich keine direkte Verbindung oder Nähe aufbaut. Sie leben in ihrer Welt. Wir in der unsrigen. Spaß haben wir miteinander, wenn wir gemeinsam Kokosnüsse aufhacken oder gruselige Köstlichkeiten zum Probieren vor unsere Nasen gehalten bekommen.
In diesen Wochen sind es andere Reisende, denen wir begegnen. Mit denen wir unsere Erlebnisse teilen, mitunter unsere Zeit verbringen. Liegt es daran, dass wir nun weit genug von zu Hause weg sind, so dass das „Heimische“ wieder attraktiv sein kann? Liegt es daran, dass uns durch das Erleben unterwegs viel mit anderen Reisenden verbindet? Anfangs trafen wir keine Reisenden, da es Winter war. Später mieden wir sie, weil uns die Einheimischen weitaus mehr anzogen. Jetzt ist es, als begänne das Verarbeiten des Gewesenen. Wir sind nach wie vor mittendrin und trotzdem schauen wir nun ab und an gern mal nach, was sich in unserem Reise-Körbchen alles angesammelt hat.

Be-Geg-Nung. Aus unterschiedlichen Richtungen kommen wir. In verschiedene Richtungen gehen wir. Dazwischen findet Begegnung statt.
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