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Brotzeit / Time for bread

27.08.2015 Saikhandulaan / Mongolia / N44°48’28.0“ E109°37’54.4“

 

Teig ansetzen, gehen lassen, kneten, gehen lassen. Ein Feuer brauchen wir mit genau abgezählten Stücken an glühender Holzkohle. Das ist unser Temperaturregler. Den gusseisernen Topf mit etwas Wasser füllen und zum Erwärmen ab damit in die Glut. Zeigt unser Innenthermometer einhundertachtzig Grad an, kann der Brotteig mit hinein. Ein kleines Sieb sorgt dafür, dass Brot und Wasser sich nicht berühren. Der Wasserdampf es dem Teig aber so richtig kuschelig macht. Glutstücke unter den Topf, Glutstücke auf den Deckel und dreißig Minuten einfach dem leichten Zischen der Feuchtigkeit zuhören und dem Knacken des Feuers. Dann Topf kurz öffnen, Brot wenden und wieder fünfzehn Minuten warten. „Das sieht schon gut aus“, sind Stens Worte. „Das wird ein tolles Brot!“, fügt er an. Noch zehn Minuten mit wenig Hitze nachbacken und Tara, das Brot ist da! Was für ein Frühstücks Schmaus! Lecker duftet unser Brot, köstlich riecht der aufgebrühte Espresso. So macht ein Morgen Spaß. So schmeckt der Tag! Langsam kommt der ins Rollen. Hier eine Schraube nachziehen, dort einem Klappern ein Ende bereiten. Heute haben unsere Kisten ihren Auftritt. Alle dürfen sie heute mal raus ans Licht und zeigen was in ihnen steckt. Und das ist mehr als Gehaltvoll. Für jeden Niet hat Sten die passende Größe dabei. Es flext und wirft Funken. Stundenlang. Am Ende können wir wieder ohne Wackler unseren Gang über die Treppe proben. Gerade pünktlich zum Empfang des Gewitters. Doch es ist dann doch schüchtern und kreist mehr um uns herum, als dass es sich über uns entladen möchte. Ein paar kräftige Böen, vereinzelte dicke Regentropfen und ansonsten mehr Kulisse als Auftritt. Doch die hat es in sich. Bunt wie am Faschingsdienstag kommt der Himmel daher. Zeigt Kontraste als sei er gerade frisch vom Farblehrgang entsandt. Wir stehen und sitzen und staunen. Kurz nur für uns. Dann in Begleitung. Zwei Hirten wollen schauen, wer da unter ihrer Ulme rastet und sitzen eins, zwei, drei in unserer Mitte. Ein Dritter kommt schnell noch dazu. Wo sie nur her kommen? Weit und breit ist nichts zu sehen. So ist das eben mit Nachbarn in der Mongolei. Weit weg und plötzlich ganz nah. Und immer pünktlich zum Essen. Das Öl spritzt in der Pfanne, die Eier tanzen darin. Salat ist nicht jedermanns Sache, gebratene Eier schon. Mit „Beierdla“, dem mongolischen „Danke“ reichen sie mir ihre leer geputzten Schalen zurück. Sie sind still und schauen uns an. Ein wenig wie aus einer anderen Welt. Ganz zurückhaltend und vorsichtig. Und doch neugierig, wie ich es nur von den Mongolen kenne. Alles wollen sie sehen. Jedes Teil nur einmal anfassen. Zum Lob heben sie kurz den Daumen nach oben. Was geht, wenn die Sprache nicht hilft? Irgendwie finden wir Wege des Austauschs. Und manchmal ist einfach minutenlang Ruhe. Das scheint auch keinen zu stören. Es gibt Unterschiede zwischen den Menschen, die in Ulaan Baatar leben. Sie könnten auch in Europa sein. Anders sind die, die in den dörflichen Sums zu Hause sind. Sie hegen die Tradition. Pflegen ihr Miteinander, sind gesprächig und offen. Und die hier draußen? Den Nomaden, die es gewohnt sind, nur für sich zu sein, wohnt eine Stille inne, wie ich sie zuvor nie erlebt habe. Sie Schauen, Beobachten, Probieren. Was in ihnen vorgeht kann ich nicht immer von ihren Gesichtern ablesen. Nicht alles spielt sich für mich sichtbar in ihrer Mimik ab. Vieles geht scheinbar einfach nach Innen. Doch als wir zum Abschied dem Jungen eine hell leuchtende Stirnlampe auf den Kopf setzen und den beiden Männern jeweils ein kleines scharfes Messer schenken, da ist auch auf ihren Gesichtern das pure Strahlen der Freude zu sehen. Wie verspielte kleine Jungs ziehen sie zu Dritt auf ihrem Motorrad durch den tiefen Sand kurvend davon. Tschüss, bis zur nächsten Brotzeit.

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