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Die Steinpyramide / The stone pyramid

06.04.2015 Kasachstan / Ustjurt-Plateau / N42°47’12.2“ E054°26’28.2“

Der Himmel und wir. Die Berge und wir. Die Ebene und wir. Der Wind und wir. Die Sonne und wir. Die Vögel und wir. Die Mufflons und wir. Die Weite und wir. Es scheint, als gibt es nur noch die Landschaft und uns darin. Keine weiteren Menschen weit und breit. Gibt es die überhaupt noch oder sind alle anderen einfach weg? Unendlich lang vergangen scheinen die Tage in Teheran, als wir uns umgeben sahen von 14 Millionen Menschen. Welch ein Kontrast. Momentan für mich kaum mehr vorstellbar. Damals waren es die Gewalten der Zivilisation. Nun sind es die Gewalten der Welt an sich. So ganz ursprünglich. Wie die Berge da so liegen. Vollkommen unbeeindruckt vom Wind, der seit Jahrhunderten über sie hinweg braust. Das große Plateau, welches keinen Anfang und kein Ende zu kennen scheint. Wir bewegen uns durch all das hindurch auf der Suche nach Haltepunkte an denen wir es schön finden. Plätze, die zum Kraft auftanken einladen.

Ich komme mir vor wie in einem Retreat. Wenn ich hier so sitze glaube ich, dass man dieses Gefühl des vollkommenen auf sich gestellt Seins sowohl in einem kleinen begrenzten Raum wie in der großen Weite empfinden kann. Beides ist abseits dessen was ich Gewohnheit nenne. Enge wie Weite können jedwedes Gefühl von noch so großer Stärke hervorrufen. Alles wirkt hier auf mich so absolut. Da gibt es kein „vielleicht“ oder „mal sehen“. Hier draußen geht es um Kälte oder Hitze, um Sturm oder absolute Windstille, um gleißende Helligkeit oder stockfinstere Nacht. Von allem haben wir hier. Mittags sitze ich in der Sonne und bin überwältigt von der unglaublichen Stille um mich herum. Kein Laut, kein Ton weit und breit ist zu hören. Einzig das Rauschen meines Blutes kann ich vernehmen, sonst nichts. Am Abend nun das ganze Gegenteil. Der Sturm sagt wieder einmal „Hallo“ und faucht mit all seiner Kraft um den Leo. Dabei hat er Klänge in allen Tonlagen mitgebracht. Doch meine Steinpyramide hält Stand. Ich habe sie heute Nachmittag gebaut. Es war so befreiend, stundenlang Steinplatten zu tragen und sie übereinander zu schichten. Was für ein Ort! Was für eine Zeit!

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