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Eierkuchen für alle / Pancakes for everybody

27.07.2015 Dund Us / Mongolia / N48°07’39.0“ E091°22’44.9“

Wir drehen unser Kochprojekt einfach mal rum. Monatelang haben in den unterschiedlichsten Ländern die Menschen für uns und mit uns gekocht, so dass wir ihre Arten zu kochen erleben konnten. Heute ist es an der Zeit, dass wir den Spieß einmal anders herum halten. Gleich beim Frühstück geht es los. Max, Elka und der „kleine Monkey“ haben noch nie zuvor Nutella gegessen und machen es sich in dem Glas gemütlich. Auch mal Dänisches Frühstücksfleisch zu probieren ist etwas Neues. An sonstem besteht ihr Frühstück meist aus gesalzenem Milchtee. Und das war es dann auch schon. Es ist genug für alle zum Essen da. Hungern muss niemand. Doch besonders viel ist es nicht. Was auf dem Tisch steht muss für alle reichen, die drum herum sitzen. Und das ist bekanntlich immer eine ganze Menge an Leuten. Da fällt mal mehr und mal weniger für den Einzelnen ab.
Sten hat Freude daran, über den Hof zu laufen und zu schauen, wo er sich nützlich machen kann. Da kommt auch schon Max mit nem Platten an seinem Fahrrad angelaufen. Sten macht sich gleich ans Werk und bringt alle nur erdenklichen Kleber zum Einsatz. Doch der Schlauch ist morsch und spröde. Da hält wohl der Kleber mehr an sich selbst als dass er die Löcher im Schlauch abdichten kann. Für uns stellt sich die Frage, wie viel an unserem Handeln hier gut tut. Wenn wir mit unserem deutschen Blick ran gehen, gäbe es an jeder Ecke und an jedem Ende etwas zu reparieren und auszubessern. Doch ist es das, was die Menschen hier wollen? Wann greifen wir zu sehr in das Ihrige ein? Es erscheint uns als eine Gradwanderung, bei der wir glauben, dass es hilfreich ist, den Kindern einiges beizubringen, so dass sie es selbst tun können und nicht gemacht bekommen. Wie zum Beispiel die Messer ihrer Mutter zu schärfen.
Esen ist im Haus ihrer Schwiegereltern beschäftigt und die Kinder haben Hunger. Das regelt sich normalerweise ganz einfach, indem sie zu den Nachbarn gehen und dort eine Kleinigkeit mitessen. Heute übernehme ich den Part und brate einen großen Topf voll mit Eierkuchen. Wie an einem Marktstand geht es anschließend zu, als die Kinder aus der Umgebung kommen und alle einen Eierkuchen, mit Apfelmus bestrichen, abbekommen wollen.
Drei Uhr. Max und Elka sind aufgeregt und fragen ungeduldig, wann es losgeht. Sie wollen zum See, um schwimmen mit uns zu üben. Als wir mit dem Motorrad dort ankommen sind wir überrascht, wie viele Kinder wir sehen. Tilek erzählt uns, dass sie alle schon sehnsüchtig auf uns warten. Da hat sich offensichtlich mal wieder etwas schnell herum gesprochen. Na dann mal los. Wir lassen sie in Reihen aufstellen, um die Schwimmbewegungen im Trocknen zu üben. Ins Wasser dürfen dann immer nur ein paar Kinder gleichzeitig, damit wir den Überblick nicht verlieren und wir sehen können, wenn ein Kind Schwierigkeiten im Wasser bekommt. Denn eins steht fest, die Kids sind dermaßen motiviert und wollen es unbedingt lernen. Da scheint es ihnen egal zu sein, ob sie keine Kraft mehr haben und mal ne Pause brauchen oder das Bergseewasser sie inzwischen vollkommen ausgekühlt hat. Als sie einmal wissen, wie es mit den Bewegungen und der Atmung funktioniert, üben sie ganz für sich in Zweiergruppen. Wir sind echt baff, als wir sehen, wie konzentriert sie dabei sind. Jubelschreie hallen über den See als Elka es zum ersten Mal schafft, allein zu schwimmen. Er hat den Dreh raus und ist super glücklich. Seinem Vater geht es genau so. Er hat gestern und heute bei den Trockenübungen zugesehen und kann nun umsetzen, was er gehört hat. Seine ersten Schwimmzüge mit Mitte Dreißig. Er ist stolz und zufrieden.
Nach zwei Stunden lösen wir das Knäuel am See auf und machen uns auf den Heimweg. Nicht ohne uns für morgen um drei Uhr wieder hier verabredet zu haben. Das ist allen wichtig.
Vom Schwimmen sind wir hungrig und Esen noch immer anderswo beschäftigt. Also mache ich mich daran, Zwiebeln zu schneiden, Wurst anzubraten, Kartoffeln zu schälen, Eier und saure Gurken aus dem Kühlschank zu holen, um daraus ein „Bauernfrühstück“ zu braten. Diesmal sind es nicht die Kinder der Nachbarschaft, sondern ihre Väter, die mit in der Panne herumstochern, bis der letzte Krümel verschwunden ist. Unser Leo ist inzwischen zu einer kleinen Wagenburg geworden. Den ganzen Abend lang tummeln sich die Männer des Dorfes um ihn herum, bis die letzte Flasche Bier aus dem kleinen Dorfladen ausgetrunken ist. Dann heißt es für uns, noch den einen oder anderen abzuwimmeln, als sie immer noch an unserer Tür stehen und mit schwerer Zunge nach Wodka fragen.
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