Eine besondere Überraschung/ A special surprise
25.03.2015 Turkmenistan / Asgabat / N37°55’20.9“ E058°25’57.7“
Wir nehmen Abschied in aller Frühe. Haleh und Sasan sind so lieb und stehen extra mit uns auf. Haleh lässt es sich nicht nehmen, uns bis zum Stadtrand zu begleiten so dass wir den Weg nicht verfehlen können. Noch einmal spüren wir, wie sehr ihnen hier am Herzen liegt dass wir eine gute Zeit in Iran haben. Und, JA, die hatten wir!!!! Niemals werden wir das vergessen. 200 Kilometer sind es bis zur Grenze. Erst durch Ortschaften hindurch. Später wird die Landschaft bergig, die Straße leer und die Gegend einsam. Das Grenzgebiet zwischen Iran und Turkmenistan ist ein natürliches Gebirge. Es zieht sich entlang der gesamten Grenzlinie. Fast vier Stunden brauchen wir für die Strecke, da es in den Bergen für uns nur langsam voran geht. Doch Leo hält gut durch. Das ist das Wichtigste. Bis zur Grenze begleiten uns Sonnenschein und ein strahlend blauer Himmel. Das ist das letzte Bild, was ich von Iran in meinem Kopf abspeichere. Der Grenzübergang selbst liegt auf einem Hügel. Als wir diesen hinauf fahren, fällt aus den turkmenischen Bergen eine dicke schwere Wolkenschicht über das ganze Gebiet. So wechselt die Stimmung von einem Moment zum nächsten von „sonnig leicht“ auf „wolkig schwer“. Alles Handeln bekommt in dieser Atmosphäre gleich einen ernsthaften Anstrich. Nun, so ist Grenze eben…
Es ist nicht sonderlich viel los, hier auf der iranischen Seite. Und so steht, wie zufällig, gleich ein Mann am Wegrand der uns hilft die Formalitäten mit dem „Carnet de Passage“ zu erledigen. 20 Dollar soll das am Ende kosten. Wir geben ihm 10. Ein gutes Zusatzgeschäft, welches hier seine Routine zu haben scheint. Die Ausreisestempel gibt es unkompliziert und schnell. So dass wir nach einer Stunde an der turkmenischen Grenze stehen. Was ist meine erste Handlung? Ja, ich nehme mein Tuch vom Kopf und spüre den Wind in den Haaren. Ein herrlich befreiendes Gefühl für mich. Ich hatte mich in den vergangenen sechs Wochen gut damit arrangiert, doch nun freue ich mich, es wieder selbst in der Hand zu haben, was ich auf dem Kopf trage, oder was eben nicht. Mit ein wenig Englisch und sogar mit ein paar Brocken Deutsch werden wir von den turkmenischen Grenzern begrüßt. Die Pässe werden an den unterschiedlichsten Stellen immer wieder in Augenschein genommen. Hier scheint ein 12-Augen Prinzip zu herrschen. Dann finden wir uns hinter einer Gruppe bunt gekleideter Frauen wieder, die Unmengen an Kissen in Iran gekauft haben und nun mit ihrer voluminösen Beute an der Grenze stehen. Die Gesichter der Frauen finde ich schön. Sie tragen eine Natürlichkeit, die gelebtes Leben ausstrahlt. Bunte Kopftücher und die reich verzierten Kleider geben der Gruppe einen freundlichen Touch. Wir müssen warten und so bleibt mir genug Zeit, den Frauen ganz in Ruhe zuzusehen. 22 Dollar zahlen wir für eine Grenzgebühr. Diesmal MIT Quittung. Dann wird uns ein Einreisestempel in den Pass gedrückt. 180 Dollar wollen sie später noch von uns als Straßennutzungsgebühr. Dollar und Euro an den Grenzen bereit zu halten ist immer hilfreich. Man wird sie in jedem Fall los…
Schon fertig? NEIN, noch lange nicht! Jetzt beginnt der Prozess der Sicherheitskontrolle vom Leo. Quasi alles wird einmal von innen nach außen, von oben nach unten oder sonst wohin gewendet. Privatsphäre spielt da nicht unbedingt die große Rolle. Selbst unser Bett wird komplett durchforstet und durchwühlt. Wonach sie suchen, fragen wir. Die Antwort ist: „Waffen und Rauschgift“. Wir lassen alles in Ruhe geschehen, zeigen, was die Grenzer sehen wollen und fügen uns dem was gerade ist. Nach vier Stunden sind wir mit allem fertig. Da kommt der Chef vom Ganzen auf Sten zu und verkündet ihm: „Wir haben noch eine spezielle Überraschung!“ Der Leo soll komplett geröntgt werden. Wir nehmen es gelassen und fahren die zwanzig Kilometer durchs Gebirge ins Tal wo noch einmal ein Grenzzaun und Kontrollen auf uns warten. Samt einem Mann der mit uns nach Asgabat zur Röntgenstation fährt. Die Straßenschilder können wir nun wieder lesen. Denn Turkmenistan hat lateinische Schriftzeichen. Und so steht fast alles dreisprachig in Russisch, Turkmenisch und Englisch geschrieben. Ich hatte keine Vorstellung von Turkmenistan und merke, wie überrascht ich bin, als wir uns auf extrem breiten Straßen, gerahmt von monströsen Marmorbauten wieder finden. Die ganze Stadt wirkt weiß. Das Röntgen geschieht an einem speziellen Terminal, in dem alle LKWs durchleuchtet werden, die ins Land kommen. Hier ist alles niegelnagelneu und scheint auf Zuwachs angelegt. Beim Durchleuchten scheint nur unser Wassertank für Aufmerksamkeit zu sorgen. Der ist schnell gezeigt, dann sind wir fertig. Über eine langjährige Freundin aus Deutschland, die für internationale Projekte immer mal nach Turkmenistan reist, haben wir die Telefonnummer von Valerya. Sie spricht perfekt Englisch und so schlägt sie vor, uns am Terminal abzuholen. Sie hat einen weißen Toyota. Doch das hilft als Erkennungszeichen nicht viel. Denn wie wir merken, fahren hier fast ausschließlich weiße Toyotas. Uns zu erkennen scheint da einfacher und so steht sie plötzlich mit ihrem Mann Slava vor uns. Er hat blaue Augen und sieht sehr europäisch aus. Wie sich heraus stellt, sind seine Vorfahren auch tatsächlich Deutsche gewesen. Leider ist von Generation zu Generation das Deutsch sprechen verloren gegangen. Mit den beiden fahren wir quer durch Asgabat und halten vor einem viergeschossigen Block. Höher darf wegen der Erdbeben Gefahr hier eigentlich nicht gebaut werden. Die neuen Herren im Land scheint das wenig zu interessieren, wie uns erzählt wird, und so schießen in der Umgebung Hochhäuser aus dem Boden. Die Wohnung von Valerya und Slava ist gemütlich eingerichtet. Und auch Leo findet vor dem Haus einen guten Platz. Valerya weiß von unserem Kochprojekt und hat schon alles genau geplant. In der Nachbarschaft warten fünf Frauen darauf, für und mit uns traditionelle turkmenische Speisen zu kochen. Alles findet wieder auf dem Fußboden statt. Eine Art, die wir ja sehr mögen und aus den letzten Wochen gut kennen. Die Nachbarn sind Moslems und so bilden sie für uns eine Brücke nach Iran. In den Schüsseln wird Mehl zu Teig verrührt, Fleisch und Gemüse geschnitten und am Ende entsteht ein tolles vier-Gänge Menü. Mit Öl wird heute wahrlich nicht gespart. Ich glaube, am Ende sind es fünf Liter die verarbeitet werden. Sten freut sich über die Lösung des Öl-Problems. Er lässt es in seinem Körper vom ersten, zweiten, dritten Bier nach sechs Wochen aufsaugen!
Hello to u 2. I’m a folower of you and want to know „“ how are you 2 and where are you ??““
Hallo Ihr Lieben, ich freue mich sehr, dass die Vermittlung geklappt hat und wünsche euch im „Großen Weißen Nichts“ 😉 alles Gute und gute Grüße an Valeriya.
Liebe Grüße von Birgit
Hallo Birgit, Vielen Dank für den wunderbaren Kontakt zu Valerya. Ohne dieses Essen, wäre von der Durchreise durch Turkmenistan nicht viel geblieben. Ein kleines Filmchen folgt demnächst- den Link schicke ich dir. Wenn sich von deinen anderen Kontakten in Usbekistan…. noch jemand meldet, so teile uns dies mit, wir freuen uns immer auf neue Bekanntschaften, die wir mit unserem großen Löffel beglücken können – und sie kommen dann auch in unser ReiseKochBuch rein;-)
Gruß aus dem Westen von Kasachstan Sten