Heute Blutbild / Today blood count
11.08.2015 Ulaan Bataar / Mongolia / N47°53’01.5“ E107°08’03.6“
Ulaan Bataar. Welcher Name. Welches Wort in unseren Ohren. Es klang so fern als wir die Reise planten. Es war weit während wir uns der Stadt näherten. Heute nun erreichen wir sie auf Eintausenddreihundertfünfzig Metern Höhe. Auf einer Fläche von viertausendsiebenhundertvierzig Quadratkilometern, und damit doppelt so groß wie das Saarland, rekelt sie sich dahin. Asphalt ist unter unseren Rädern, der Verkehr wird dichter. Anders als auf den Pisten, auf denen sich jeder seinen eigenen Weg sucht, fährt nun alles geordnet auf einem Streifen hin und auf dem anderen her. Spaß macht es nicht, in der schnippischen Fahrweise mitzuhalten. Doch es bleibt uns wenig anderes übrig. Haufendörfer verdichten sich, die Jurten aus denen heraus „Kumis“, die vergorene Milch, verkauft wird, säumen den Straßenrand.
Und plötzlich tauchen sie vor uns auf, die Hochhäuser der Hauptstadt. Einen größeren Kontrast kann es für mich kaum geben. Jurten, die im Abstand von Kilometern zueinander stehen, treffen nun auf die Enge der Großstadt. Die Marken dieser Welt prangen an den Lichtmasten, blinkern im Licht und geben ihr Bestes. Ich weiß für einen kurzen Moment lang nicht wo wir gelandet sind. Ist das eine chinesische Stadt? Sind wir vielleicht schon zu weit gefahren? Nach der Mongolei sieht es hier, laut meinen Vorstellungen, einfach nicht aus. Wie geht das? Im Land das Leben wie aus einer anderen Zeit und hier nun das des 21. Jahrhunderts? Zwanzig Kilometer vom Ortseingang bis zu unserem Ziel sind es. Zwanzig Kilometer hochkonzentrierten Fahrens, dicht an dicht mit allen anderen. Auffahrunfälle auch hier mehr als genug. Als wären die Autos aus Gummi. So scheint mir der Fahrstil vieler. Und dann sehen wir in großen Lettern geschrieben: „SOS Medica Mongolia UB International Clinic“. Von außen macht sie einen vielversprechenden Eindruck. Wir sind ein erstes Mal erleichtert. In unseren Vorstellungen sahen wir uns Schlimmerem gegenüber. Der Empfang, eine freundlich helle Halle. Die Wahl wird uns gestellt zwischen einer mongolischen Ärztin oder einer Südafrikanischen. Bei gleichem Ausbildungsstand macht rein das Image einen anderen Preis. Zwischen neunzig und zweihundertdreißig Dollar haben wir für die Behandlung zu wählen. Die mongolischen Ärzte an der Schautafel sehen alle sehr sympathisch aus. So fällt unsere Wahl auf sie. Die Klinik wirkt transparent und einladend. Durch die geöffnete Tür sehen wir die südafrikanische Chefin des Hauses sitzen. Shirley ist ihr Name. Als sie uns sieht, kommt sie gleich auf uns zu. Von dem landesweiten Helikopter Hilfsdienst erzählt sie uns und dass sie seit fünf Jahren hier lebt. Selbst einen Blick in unseren Leo möchte sie werfen. Das alles weckt in uns Vertrauen und macht uns ruhiger. Der anschließende Tastbefund unserer Ärztin „Dolgorsuren“ und das Blutbild geben vorerst Entwarnung. Alle Werte sind okay und wir unendlich erleichtert! Das Antibiotikum war die beste Wahl. Vielleicht hat es seine Wirkung entfaltet und die Entzündung gestoppt? Niels und Grit, wir danken euch für eure Hilfe, Unterstützung und praktischen Tipps! Die Verantwortung tragen wir selbst, das ist uns klar. Doch es tut unglaublich gut, Freunde im Rücken zu spüren!