Firefighter in Teheran – Wache Nr: 19
18.02.2015 Iran / Teheran / N35°45’13.3“ E051°25’28.0“
Mir summt der Kopf von der Unglaublichkeit der Begegnungen. 22 Tage sind wir noch im Iran. Genug Zeit, um das Land ein Stück weit kennen zu lernen. Es ist immer nur ein Ausschnitt vom Ganzen. Doch wir sind froh hier zu sein, um einen eigenen Eindruck vom Iran zu gewinnen. So ist Annette uns heute eine große Hilfe. Sie lebt seit sieben Jahren mit ihrer Familie im Iran liebt das Land und war schon selbst in fast jedem Winkel. Sie gibt uns Tipps, zeigt uns, wo es besonders schön ist und wie wir dahin gelangen können. Der Tag ist also unsere Vorbereitung für die nächsten drei Wochen. Nun haben wir ein klareres Bild von dem was wir tun werden und sind Annette dafür unendlich dankbar. Als wir die Köpfe wieder von der Landkarte heben ist es bereits dunkel geworden. Nun schnell ein Taxi rufen und dann los, durch die Stadt. „Schnell“ und „los“ sind hier absolut relative Begriffe. Und so werden aus 10 angekündigten Minuten Wartezeit auf das Taxi, schlappe 1,5 Stunden. Uns stört es nicht weiter. Wir haben Freude am hören all der Geschichten vom Leben im Iran. Ich merke, dass ich inzwischen sehr entspannt geworden bin, was den Umgang mit der Zeit angeht. Ich lasse mich fallen und genieße was ist. Und schwuuupps ist es da, das Taxi. Herzliche Verabschiedung nach einem schönen gemeinsamen Tag und auf geht es durch den Dauerstau Teherans.
Gerade am Leo angekommen klopft es an unsere Tür. Es sind unsere Nachbarn, die Feuerwehrmänner von der Wache Nr. 19. Die Zahl 19 ist im Iran eine Glückszahl. Schon heute Morgen hatten wir viel Spaß miteinander. Sten bekam eine Jacke von den Feuerwehrmännern geschenkt und alle waren im Leo um Fotos zu machen. Als wir gingen, wurden wir für heute Abend zum Essen eingeladen. Da klopfen sie nun als Zeichen, dass wir bitte kommen mögen. Was sich nun in den nächsten Stunden entwickelt kann nur ein Traum sein. Es gibt ein kleines Feuerwerk, wegen uns werden alle Feuerwehren – deutsche Technik – als Überraschung zum Empfang aktiviert. Die Männer kochen für uns. Extra für diesen besonderen Abend ist ein bekannter iranischer Sänger eingeladen. Er hat eine wunderschöne Stimme und singt aus dem Stehgreif. Er ist sehr aufgeregt, da seine neue CD in 14 Tagen im Iran und den USA veröffentlicht wird. Wir sind sozusagen das Prämieren Publikum und bekommen schon heute ein paar Kostproben des neuen Albums zu hören. Dann sind wir beide dran. Wenn auch zögerlich, so ringen wir uns doch dazu durch und singen „Hoch auf dem gelben Wagen“. Alle sind begeistert von unserem Gesang. Es wird gefilmt, fotografiert, jeder mit jedem und alle in Gruppe. Das zieht sich bis morgens zwei Uhr. Nun liegen wir im Bett unseres Leos. Es regnet auf das Dach und mir geht der Satz durch den Kopf, den ich heute gelesen habe: „Reisen ist tödlich für Vorurteile.“ Ja, genau so empfinde ich es. Ich hatte Vorstellungen vom Iran wenn auch ungenaue. Doch irgendein Bild gab es in meinem Kopf. Zusammen gestückelt aus was weiß ich für Informationen. Tanzen mit iranischen Feuerwehrmännern kam darin definitiv niemals vor.
Eure Reisebericht zu lesen, ist immer eine helle Freude. Über das Fazit des heutigen Berichts freue ich mich besonders. Bestätigt es – ohne selber dort gewesen zu sein – die Erzählungen eines anderen Reisenden, der den Iran als genau das beschrieben hat, was Ihr skizziert. Schade, dass Vorurteile und einseitige Sichtweisen große Mauern um unsere Köpfe gebaut haben, die bisweilen zu hoch sind.
Ich freue mich auf jeden weiteren Eurer Reiseberichte und wünsche Euch noch eine unvergessliche und atemberaubende Zeit!
„Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten…“