28.04.2015 Usbekistan / Grenze Usbekistan / N44°40’09.0“ E056°22’52.0“
Die Grenze zwischen Kasachstan und Usbekistan. Wir fahren an Zeltlagern wartender Usbeken vorbei. Die scheinen sich für länger hier eingerichtet zu haben. Na gut. Wir versuchen unser Glück und fahren an das Grenztor heran. Mal sehen, was passiert. Und tatsächlich. Nach einer Weile öffnet sich das Tor für uns, um danach auch sofort wieder geschlossen zu werden. Ein wenig kennen wir die Prozedur nun schon, von der Einreise nach Kasachstan. Nummernschild scannen, Passkontrolle an Punkt ein. Leo abstellen. In die Abfertigungshalle gehen. Und sehen, was geschieht. Dort will man Papiere von uns sehen, die wir beim besten Willen nicht haben. Wir können nur das vorzeigen, was wir bei der Einreise erhalten haben. Nicht mehr und nicht weniger. Uns wird mit Geldstrafe gedroht und die Finger werden gekreuzt, um uns ein Gefängnis anzudeuten. Was sollen wir tun? Wir bleiben ruhig stehen und warten ab. Irgendwann hat der Mann genug, lässt von uns ab und ein anderer übernimmt. Man kümmert sich offensichtlich erst einmal um andere Schritte, die zur Ausreise nötig sind. Ein System erkennen wir nicht. Einer Logik entzieht es sich uns. Doch das ist uns eigentlich auch egal. Wenn es nur irgendwie vorwärts geht. Und das geschieht auch. Nach zwei Stunden werden wir mit „Good luck“ und „Good journey“ verabschiedet und können fahren. Fein. Erste Etappe geschafft. Wir sind aus Kasachstan ausgereist und haben sogar noch ein paar Stunden Pufferzeit mit unserem Visum. Usbekistan. Leo abstellen. In das Häuschen gehen. Deklarationspapiere ausfüllen. Kopien von sämtlichen Papieren anfertigen lassen und warten. Warten an jedem Schalter, an jedem Kontrollpunkt und überhaupt. Warten. Doch das Wetter ist gut und wir haben unseren Spaß mit den Trucker Fahrern. Aus Russland kommen sie, aus Litauen, Weißrussland. Zwei Fahrer kommen sogar aus Kaliningrad. Dem ehemaligen Königsberg. Dorther stammt auch mein Vater. Er wurde mit seiner Familie im Krieg vertrieben und ist auf sehr traurige und dramatische Weise irgendwann in Deutschland gelandet. Heute ein Glück für uns alle, dass das Schicksal meinen Vater nach Deutschland verschlagen hat. Ich sehe mir die Männer an und denke über die Zufälle des Lebens nach. Wie anders Leben verlaufen, wenn an wenigen Weggabelungen unterschiedliche Richtungen eingeschlagen werden. Irgendwann sind wir mit den Personenkontrollen durch und es geht nur noch um den Leo. Das „nur noch“ wird zum Eigentlichen und das zieht sich. Wir stehen da und keiner will etwas von uns. Als dann einer kommt, fragt er uns nach Dingen, die wir ihm einfach nicht beantworten können. Wir sind jetzt offensichtlich in der Trucker Abteilung und da gibt es vollkommen eigene Gesetze. Nach einer Weile hilflosem hin- und her Fragen nimmt er einen teil unserer Papiere mit und verschwindet aus unserem Sichtfeld. Was nun sein soll? Wir wissen es nicht. Es dämmert. Aus der Dämmerung wird allmähliche Dunkelheit, die in die Schwärze der Nacht in der Wüste übergeht. Wir lenken uns gemeinsam mit allen anderen ab, die hier so rum stehen.