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25.08.2015 Dund Us / Mongolia N48°07’39.0“E091°22’44.9“
 
In die Berge soll es heute gehen. Die Frage ist nur, womit? Tileks Auto hat nach etlichen Fahrten als Zitterparty seinen Geist endgültig aufgegeben. Nun fährt er mit unserem Motorrad durchs Dorf und fragt an jedem Haus nach ob jemand Lust hat unsere ganze Truppe in die Berge zu fahren. Zum Laufen sei es zu weit, meint Tilek. Und so warten wir einfach ab. Mit einem alten russischen „Uas“ kommt er zurück. Das Gefährt erinnert mich irgendwie an eine Bergziege. Das musste schon ne Menge mitmachen. Sehe ich ihm glatt an. „Okay, Platz nehmen!“, ruft Tilek seiner Familie zu. Und schon sitzen wir zu Siebent drin. Fünf Leute auf der Rücksitzbank, die gerade einmal für zwei Leute gedacht ist. Aber hier geht das irgendwie. Da rutschen eben alle ein Stück näher zusammen. Wir sitzen mehr auf- als neben-einander. Sten hat sich für die Luxusvariante entschieden und fährt mit unserem Motorrad. Nach nicht einmal einhundert gefahrenen Metern fällt das Glas einer Seitenscheibe vom „Uas“ ab. Macht nichts. So kommt wenigstens frische Luft herein. Huckel-buckel, rumps, Schlag, Krach. Die Fahrt hat etwas von einer Geisterbahn Aktion. Unangeschnallt, denn Gurte gibt es hier sowieso nicht, hüpfen wir permanent durch das Auto, als dieses versucht, über die steinige Piste irgendwie vorwärts zu kommen. Alle paar hundert Meter ist es so heiß, dass wir anhalten müssen, Wasser nachfüllen und den Motor abkühlen lassen. Sten springt während dessen im Motocross-Stil munter bergauf. Es ist ein riesen Spaß für ihn. Jurten stehen rechts und links unseres Weges. So dass wir immer wieder anhalten und uns Tee und Kumis trinkend durch die Jurten kämpfen. An einer ist großer Betrieb. Die Männer stehen und sitzen in der Gegend herum, während die Frauen jeweils zu dritt feuchte Rollen aus Schafwolle auf Bastmatten hin- und her-rollen, indem sie sich mit ihrem ganzen Körpergewicht darauf legen. Sie Filzen große Stücke, in der Höhe ihrer Jurten, um sie anschließend als wärmende Isolation um die Jurten zu binden. Zur Verköstigung aller stehen große Platten mit „Beschparmak“ bereit.

 

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24.08.2015 Dund Us / Mongolia N48°07’39.0“E091°22’44.9“

Erst mal eine Grundlage im Magen schaffen. Das ist mein Vorhaben am heutigen Morgen. Auch wenn ich nach dem deftigen Gelage des gestrigen Abends noch nicht wirklich wieder hungrig bin. Doch dass wir jetzt gleich zu einer Jurte fahren, in der Wodka hergestellt wird, verlangt mir allen Respekt ab. Ich ahne, was auf mich zukommt und beiße noch einmal kräftig in meine Schnitte! Vier Mal im Jahr ziehen die Mongolen mit ihren Jurten um. Für jede Jahreszeit haben sie einen eigenen Platz an dem sie leben. Verlassen sie nach dem Sommer ihr Lager können alle sicher sein, dass sie im darauf folgenden Sommer an die gleiche Stelle zurückkehren. Das ist der Grund, warum Tilek genau weiß, wo er die Familie finden kann, deren Tagwerk es ist, Wodka zu destillieren. An jedem Tag aufs Neue werden morgens um sechs Uhr die fünfzehn milchgebenden der fünfundvierzig Kühe gemolken. Eigentlich macht das die Mutter, doch jetzt sind Sommerferien und die drei Töchter sind vom Studium aus Ulan Bataar und Khovd nach Hause gekommen. Also übernehmen sie den Job. Der Vater ist vor Jahren an einer halbseitigen Lähmung erkrankt und so bleibt der größte Teil der Last im Alltag an der Mutter hängen. Da ist sie froh, dass ihre mittlere Tochter das dreistündige Stampfen der Milch übernimmt, um sie zu fermentieren. Sie schmeckt danach leicht sauer und hat einen gewissen Alkoholanteil. Die zwei anderen Töchter liegen noch an den Rand der Jurte gekuschelt und schlafen. Sie hatten die ganze Nacht die Kühe zu beaufsichtigen, die am Abend zuvor halb verrückt geworden waren und wegrennen wollten da ein riesiger Schwarm Mücken sie plagte. Das gleichmäßige Stampfen in den sechzig Litern Milch mit dem Holzschlägel trägt einen beruhigenden Takt in die lichtdurchflutete bunte Jurte. Als wir eintreten umfängt uns diese Ruhe und lässt uns selbst erst einmal ankommen. Salztee gibt es, Würmchen aus getrockneten Milchresten stehen bereit und natürlich eine erste Schale randvoll mit Wodka. Ich bin froh, gut gefrühstückt zu haben, denn ablehnen was uns angeboten wird geht nicht. Ich versuche mich wieder in der „kleinen Schluck Methode“ und falle natürlich gleich auf damit. Zwanzig Liter der gestampften Milch gießt die Mutter nun in eine Schüssel, die auf dem Feuer steht. Obenauf setzt sie eine Metallröhre, welche die Schüssel mit der Milch abdichtet.

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