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Gelb oder Weiß / Yellow or white

07.12.2015 Khanom / Thailand / N09°08’09.6“ E099°52’38.2“

Mit Otto, Rüdiger, Petra, Ines und Bert sitzen wir seit Stunden zusammen und reden, reden, reden als wäre es das erste Mal auf unserer Reise. Die Geschichten sprudeln, die Episoden bahnen sich ihren Weg durch unsere Erinnerung. Wie ein Jahr fühlt sich das nicht an. Als sei all das auf unserer einen Erde geschehen, auch nicht. Im Bikini sitze ich nun hier und erinnere die Tage winterlich dick eingemummelt in der Türke am Mittelmeerstrand laufend, mit Kopftuch verhüllt gemütlich am Boden sitzend in Iran, bei einer Nomadenfamilie die Kuh melkend in Kirgistan, mit den mongolischen Frauen in der Jurte zusammen hockend und gegorene Stutenmilch trinkend oder mit einem Chinesen zusammen auf einem freien Platz zu krächzender Bandmusik tanzend. Bilder bestürmen mich. Zu jedem gibt es einen Schwall Geschichtensahneschaum obenauf. Der Abend in unserer gemütlichen Runde verfliegt nur so und trägt mit sich all die Worte weg, die unseren Mündern entfleuchen. Jeder hat seine Eigenen beizusteuern. Otto, der am Strand wohnt, Rüdiger und Petra, die sich einst mit dem gleichen Architekten ein Holzständerhaus bauten wie Sten. Ines und Bert, die Fotografen, die vor ein paar Jahren einmal in unserem Büro waren. Da ein digitales Kamerarückteil, von der Jenoptik entwickelt, von Art-KON-TOR designt, vorgestellt wurde. Wie klein ist denn bitte die Welt dann doch wieder? Drei Mal um die Ecke gefragt und schon hat man nicht nur die gleiche Vorliebe für Königsberger Klopse, weil die Vorfahren von Bert, ebenso wie meine, aus Ostpreußen stammen. Zufall, Schicksal, Vorsehung. Oder wie immer du auch heißt, ich könnte dich heute wieder einmal so was von umarmen und gebe dir nen festen, liebevollen Kuss voll auf deinen Fügungs-Mund.
Weiße Gesichter, immer wieder. Auf dem Markt, in den Straßen. Egal wo. „Haben die Frauen eine Krankheit, so dass sie sich ihre Gesichter mit irgendetwas Weißem überdecken?“, frage ich mich, ohne es laut auszusprechen. Dagmar, die mit uns unterwegs ist, errät meinen Gedanken trotzdem und erzählt davon, dass es in Thailand dem Schönheitsideal entspricht, weiße Haut zu haben. Dabei treiben es die Menschen hier auf die Spitze und schützen nicht einfach nur ihre Haut vor der Sonne, so dass sie hell bleibt. Nein, sie streuen sich gleich weißen Babypuder in ihre Gesichter. Ich finde den Anblick mitunter extrem lustig. Sieht es eben manchmal so aus, ab ob die Leute in einer Mehlwolke standen. „Der Puder schließt die Poren. So dass man nicht mehr schwitzt und keine glänzende Gesichtshaut hat“, erklärt mir Dagmar weiter. Er bleibt so lange auf der Haut, bis er von selbst verschwindet. Dann wird nachgepudert.
Die einen haben weiße Gesichter und die anderen gelbe. Das ist der Unterschied zwischen Thailändern und Burmesen. „Thanaka“ heißt die gelblich weiße Paste, die aus der Rinde des indischen Holzapfelbaums gewonnen wird. Auch „Birmanisches Make-up“ genannt. Vierecke, Kreise, Linien, Kringel. Alle nur denkbaren Formen streichen und malen sich die Burmesen auf ihre Wangen und Stirn, aber auch die Nase oder das ganze Gesicht.
Die Burmesen sind die größte Gruppe an Ausländern, die in Thailand leben und arbeiten.
Drei Millionen Gastarbeiter aus Laos, Kambodscha und Myanmar soll es hier geben. Neben den vierundsechzig Millionen Thailändern. Für Thailand sind es wichtige Arbeitskräfte in den schlecht bezahlten Jobs. Für die Länder wiederum, aus denen die Menschen kommen, ist es eine nicht unerhebliche Wirtschaftsgröße, dass die Leute im Ausland arbeiten, ihren Familien das Geld nach Hause schicken, wo es momentan keine vergleichbaren Arbeitsmöglichkeiten gibt.
Hier in Khanom leben so viele Burmesen, dass sie ein Mal pro Woche ihren ganz eigenen Markt abhalten. Bunt gemixt sind die Gesichter der Besucher. Viele Weißgepuderte und gelb Angemalte.
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