Grenzgänger / Border crossing
24.11.2015 Khlong Yai / Kambodscha / N11°49’54.8“ E102°50’08.8“
Abgrenzend. Eingrenzend. Begrenzend. Das alles ist eine Grenze. Und dabei gleichzeitig auch öffnend, einladend und meine Neugier weckend.
Die Grenze macht mir jedes Mal bewusst, dass wir etwas hinter uns lassen und uns gleichzeitig etwas neuem zuwenden. Der eine Meter verändert alles.
Das kann uns überall im Alltag wiederfahren. Und doch bringt es eine Grenze für mich spürbar auf den Punkt.
Offensichtlich sind erst einmal die Sprache und die Währung, die wechseln. Darauf folgt die Gebärdung des Grenzpersonals. Welches mitunter komplett unterschiedlich, oder auch minimal, und doch erlebbar unterscheidbar ist.
Ich mag an Grenzen, dass sie wie die großen Vorhängeschlösser einer Schatztruhe sind. Es ist nicht leicht sie zu öffnen. Es ist nicht einfach sie zu überwinden. Doch wenn es uns einmal gelungen ist, dann stehen wir staunend vor dem großen Unbekannten. Unsere Sinne sind geschärft. Wir beobachten genau. Wir sind dann der sprichwörtliche „neue Besen“, der „gut kehrt“. Fühlen uns unverbraucht, da unsere Blicke erst einmal leer sind. Ganz allmählich erst füllen sie sich an. Bis sie überzulaufen scheinen. Dann schließe ich mitunter meine Augen, um das Gesehene schützen zu können. Doch gleichzeitig verliere ich meine Neugier, fühle mich satt und gesättigt. Wenn es so weit ist, bin ich in einem Land angekommen. Und lebe stärker mit den Menschen mit. Ich fühle mich ihnen dann näher. Da meine Aufmerksamkeit nicht mehr so stark von dem Neuen beansprucht wird.
Zum siebzehnten Mal stehen wir heute in diesem Jahr an einer Grenze.
Anfangs war es super einfach sie zu überqueren. Als Grenzprozedur nicht spürbar, in Österreich, Italien und Griechenland. Die erste wahrnehmbare Grenze war die zwischen Griechenland und der Türkei. Spannend wurde unsere Einreise aus der Türkei in Iran. Nervenaufreibend waren die Grenzübertritte in allen „Tan“ Ländern. Turkmenistan, Kasachstan, Usbekistan, Kirgistan. Lustig war es in Russland und der Mongolei. Angespannt in China. Vollkommen entspannt in Laos und Kambodscha. Und was erwartet uns heute?
Die Grenze sieht aus wie ein großer bunter Markt. Überall stehen Hütten von denen aus uns irgendetwas angeboten wird. Dazwischen, in ihren Dimensionen und der Art der Aufmachung keinen Deut anders, die Grenzhäuschen für Ausreise, Einreise, Zoll und Co. Es ist, als hätten wir den Markttag erwischt. Zu dessen Aufheiterung man ein Spiel veranstaltet. Welches da heißt: „Finde die Grenze“. Inzwischen wissen wir, wo wir für unser Carnet de Passage auf einen Stempel beharren müssen. Füllen die Ausreise- und Einreise-Zettel fast automatisch aus. Zu unserer großen Freude stempelt der Grenzer uns dreißig Tage in den Pass, die wir in Thailand bleiben dürfen. Angeblich bekommt man die nur am Flughafen zugebilligt. Auf dem Landweg erhält man lediglich für fünfzehn Tage eine Einreiseerlaubnis, wird erzählt. Das würde bedeuten, dass wir im Land eine Verlängerung beantragen, oder Thailand für weitere fünfzehn Tage noch einmal verlassen müssten. Doch der Zufall will es so, dass wir davon verschont bleiben. Vor uns und hinter uns bekommen die Leute die fest geschriebenen fünfzehn Tage. Uns schenkt man einen ganzen Monat.
Rutsh läuft mit uns gemeinsam von Luke zu Luke, von Hütte zu Hütte. Er ist gebürtiger Inder, hat die letzten achtzehn Jahre in Australien gelebt und als Architekt gearbeitet. Mit seinem Motorrad ist er nun auf dem langen Weg zurück nach Indien. „long way home“ ist sein Reisemotto. Wir haben uns so viel zu erzählen, dass wir spontan beschließen, den Abend miteinander zu verbringen. Thailand ist an seinem östlichsten Zipfel spindeldürr. Es geht offensichtlich ausschließlich um den Zugang zum Meer, den die Thailänder den Kambodschanern nicht gönnten. So zieht sich ein super schmaler Landstreifen der Küstenlinie entlang. Bevor sich dahinter Kambodscha aufbäumt. Doch leider ohne Wirkung. Der Meerzugang gehört Thailand.
Für uns ist es gut. Finden wir vollkommen unkompliziert eine herrliche Stelle am Meer für die Nacht. Sitzen am Feuer, hören dem Rauschen der Wellen zu und erzählen uns gemeinsam mit Rutsh unsere Lebensgeschichten. Wir hören uns selbst zu. Es sind Erzählungen von Grenzgängern.
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Hey ihr beiden! Auf dem Weg zur Ban Hat Lek Grenze haben wir euch im Taxi überholt!!! Haben euren geilen Truck bewundert und die Webadresse zu eurem Blog gesehen. Grad angeguckt. Super Projekt! Wünschen euch viel Spaß auf den letzten Metern. Ihr seid ja echt weit gekommen. LG, Arno und Maria
Hi Arno + Maria, Das liebe ich so an dem Reisen. Die unvorhergesehenen Zufähle! Schön, das Ihr uns gesehen und gefunden habt. Wo wollt Ihr denn hin, was macht ihr so hier in SO Asien. Schreibt mal mehr über euch . Ich freue mich drauf. Ihr könnt uns auch auf Facebook vervolgen: https://www.facebook.com/edeundsten
Viel Spass noch Sten & Ede