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Hinter den Kulissen/ Behind the door

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17.03.2015 Iran / Mashhad / N36°17’39.2“ E059°34’36.8“

 

Über den Dächern von Mashhad zu stehen und dabei eine volle Kanne mit frischer Luft einatmen, das ist heute Morgen unendlich schön. Dr. Ali fängt um 10 Uhr mit der Arbeit an. Also genug Zeit, um davor noch eine Runde mit der Pferdekutsche zu drehen und die Vulkanberge der Stadt zu besteigen. Zu dieser frühen Stunde sind wir hier fast allein und finden es herrlich. In wenigen Tagen wird es hier überall nur noch von Menschen wimmeln. Denn die Stadt bereitet sich gerade auf 10 Millionen Besucher, zum Neujahr am 21. März, vor. Überall werden Blumen gepflanzt, die Pflastersteine bunt angepinselt, Lichterketten aufgehängt, Bilder an die staubigen Wände der Straßen gemalt, Löcher im Straßenbelag ausgebessert und riesengroße Fahnen aus Seide gehisst. Die wirbelige Stimmung überall fühlt sich ein wenig so an, als ob der Kaiser im Märchen zu Besuch kommt. Nach dem wunderbar befreienden Blick von oben auf die Stadt, mischen wir uns wieder mitten unters Volk und machen uns auf den Weg zu unserer Mittagsverabredung. Nicht ohne davor in einem weiteren Park Halt gemacht zu haben. Es sind die Oasen der Stadt, die wir uns suchen, um ab und an ein wenig zur Ruhe zu kommen. Die Picknick Kultur erwacht in diesen frühen Tagen des aufkeimenden Frühlings. Und so sitzen auf einigen der verstreut aufgestellten Holzinseln die Familien auf ihren großen Teppichen und genießen den Tag. Diese großen Inseln aus Holz, die ein wenig wie Bettgestelle aussehen, kann ich mir wunderbar bei uns in Jena im „Paradies“ vorstellen. Sehe mich da gerade am „Strand 22“ darauf sitzen und auf die Saale schauen…
Die nächste große Sitzinsel wartet bereits auf uns. Wir sind eingeladen von Halehs Eltern. Sie lebt in Jena und wir sind nun hier in ihrer Heimat. So verrückt ist die Welt manchmal. Umgeben von der Großfamilie sitzen wir auf dem Hochpodest, welches mit weichen Teppichen ausgelegt ist. Zum Essen wird alles mit Papiertischdecken ausgelegt und die leckeren Speisen aufgetragen. Alle sitzen im Schneidersitz drum herum steigen über das Essen oder laufen auch dazwischen umher. Wir lieben diese Art zusammen zu sitzen und zu essen. Dem Ganzen haftet immer ein wenig das Gefühl des Nomaden Daseins oder dem Leben in der Karawane an. Halehs Vater ist in diesem Restaurant eine wichtige Persönlichkeit und so ermöglicht er uns einen Blick hinter die Kulissen. Mein Magen hat ein wenig zu kämpfen, als ich die dicke glitzernde Fettschicht in der megagroßen Pfanne sehe. Doch spannend ist es allemal. Das, was dann vor uns zum Essen steht ist in jedem Fall super lecker und wir lassen es uns munden. Nur die Mengen sind mitunter etwas schwierig zu handlen. Die Kultur der Perser hat einen Freundlichkeitskodex, genannt „Tarof“, der das Ablehnen von immer mehr Speisen mitunter recht schwierig macht. Doch so langsam haben wir es heraus, wie wir freundlich doch bestimmt sagen, wenn es reicht. Zurück in die Stadt geht’s per Metro. Die fährt hier mal über und mal unter der Erde entlang und bringt uns direkt zu unserem Leo. Nun sollte die Reparatur abgeschlossen sein und wir hoffen, dass er jetzt wirklich wieder fit ist. Denn es strengt schon sehr an und zerrt an den Nerven, wenn wir beim Fahren immer wieder hören, riechen, fühlen, ob der Leo keine komischen Geräusche von sich gibt, nichts verdächtig riecht und Sten immer wieder unter dem Truck liegen muss, um die Temperatur der Gearbox tastend zu überprüfen.

Zu unserer Freude sind unsere Freunde aus Rafsanjan nach Mashhad gekommen. Und so gibt es am Abend ein großes Wiedersehens-Hallo. Die Familie hat in Mashhad eine Wohnung. Und so werden sie die Zeit um das Neujahrsfest hier verbringen. Wir freuen uns, alle wieder zu sehen und so führt uns Ehsan gemeinsam mit Hojjat, Javad und einem Cousin in eines der Nobelhotels der Stadt, um ein wenig zu erzählen. Eigentlich wollen wir zu einer Feuerparty gehen. Doch den Plan lassen wir fallen, da dort die Nachbarschaft Ärger macht, wegen des Lärms. Um nicht in Schwierigkeiten zu geraten, entscheidet Ehsan, die Hotellobby vorzuziehen. Und so sitzen wir in goldenen Polstermöbeln und schlürfen genüsslich unsere heiße Schokolade und den Zimttee. Elf Uhr am Abend denken wir müde zu sein und finden den Gedanken verführerisch, heute einmal nicht ganz so spät schlafen zu gehen. Doch Ehsan lockt uns mit dem Vorschlag bei anderen Freunden doch noch über das Feuer zu springen. Der Mittwoch vor Neujahr ist der Tag des Feuers. Und so wird in der Nacht zuvor über das Feuer gesprungen, um dadurch die alten, nicht ganz so geglückten Dinge hinter sich zu lassen. Hier sagt man dazu, ‚die gelbe Farbe abgeben’ und die ‚rote Farbe’, die Kraft und Energie des Feuers für das neue Jahr aufzunehmen.
Wir springen wie wild über das Feuer und fühlen uns am Ende erfüllt vom ROT.

Die Party ist so lustig, alle sind ausgelassen und NICHTS scheint sich hier zu unterscheiden von den Partys bei uns zu Hause. Wie gesagt…Hinter den Kulissen…
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