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Im Anpassungsbüro / The Adjustment Bureau

01.11.2015 Tonlè-Sap-See / Kambodscha / N13°17’54.5“ E103°59’49.6“

Der Ventilator bringt ein wenig Wind in die ganze Szene. Wohltuend. Der schläfrige Hund liegt neben mir. Nicht einmal die auf ihm herum tanzenden Grashüpfer können ihn dazu bewegen, auch nur mit einem Ohr zu wackeln. Er döst. Vor mir eine große Holzplatte. Einen halben Meter über dem Boden schwebend, mit Holzbeinen abgestützt. Darauf eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun Leute. Im Lotossitz oder irgendwie dahin räkelnd, vor sich einen Teller mit Reis. Sten, Tommy und ich sind auch dabei. Oder besser, wir sitzen mittendrin. Beschienen vom gelben Licht der Energiesparlampe. Zum Ärger der umherflatternden Moskitos. Die müssen sich mit dem weißen Licht begnügen, etwas abseits der Menschentraube ist das in die Fassung geschraubt. Ein geschickter Schachzug des Familienvaters. Der Punkt mit dem weißen Licht geht eindeutig an ihn.
Es klappert und plappert, es kichert und schmatzt. Ich schließe meine Augen für einen Moment und genieße das quirlige Treiben um mich herum. Die Kinder tummeln sich auf der Sitz-Tisch-Ess-Platte. Unser mitgebrachtes Essen finden sie verlockend und kosten fröhlich vor sich hin. Die Mutter bringt dampfende Fischsuppe. Mit einem Aroma, das mich schwärmen lässt. Zitronengras der allerfeinsten Sorte. Die Nachbarn kommen, setzen sich dazwischen. Finden eine Schüssel und angeln sich mit ihren Stäbchen die Champignons aus unserem Reissalat. Ein Tuch um die Hüfte gebunden kommt der Vater frisch gewaschen angeschlendert. Augenblicklich verlassen die Kinder die Bühne, um ihm Platz zum Sitzen zu machen. Vollkommen lautlos geht das von statten. Sie verkrümeln sich in die Hängematten und probieren englische Worte an uns aus. Klappt prima. Wir verstehen was sie sagen. Das motiviert sie und wir können nun sogar ein klein wenig miteinander reden. Alles andere geschieht über Gesten.
Unser Plan war, heute einen stillen Ort am See zu finden. Und wo sind wir? In einem Dorf, mitten im Irgendwo. Der See, der kann offensichtlich warten. Das Schicksal hatte heute anderes mit uns vor. Der Weg hierher, ein bisschen wie im Paradies. Brauner Sandweg, grüne Palmen und Bananenstauden. Verziert mit weißen Rinderherden. Dekoriert mit umherspringenden bunten Kinderpunkten. Ich sehe und kann es nicht glauben. Irgendetwas scheint wie „zu schön“ auszusehen. Als wäre dieses Stillleben für einen Maler arrangiert, seiner Phantasien entsprungen. An mir ist es, zu verstehen, dass sich das fertige Bild bereits vor mir abspielt. Ein wenig verrückt komme ich mir vor. Nun, vielleicht passiert mir das, weil ich schon so lange reise. Dann heben sich Realitäten mehr und mehr auf. Genau so der Moment, als Sten und ich heute zum Meditieren eingeladen werden. Wir laufen durch einen Klostertempel. Und finden uns wieder vor dem Buddha Altar. In weiße Tücher gehüllt sitzen in Gleichmut versunkene Menschen davor. Ein Mann kommt zu uns. Er sagt nicht „bitte gehen sie“. Er lädt uns ein, ein paar Minuten mit ihm gemeinsam zu meditieren. Er tut es in einer Weise, die uns gefällt und wir lassen uns auf ihn ein. Regeneriert und vollkommen frisch tauche ich nach einer Weile wieder auf. Einmal mehr sprachlos darüber welche Überraschungen unser Schicksal für uns bereithält. Es ist einfach nicht absehbar. Es geschieht ganz plötzlich und wir lassen uns ein. Die Frage ist nur. Warum halten wir genau an diesem einen Punkt an? Was veranlasst uns dazu und lässt uns nicht weiter fahren? Der Film „The Adjustment Bureau“ will mir nicht aus dem Kopf weichen. Darin regeln eine Reihe an Männern mit schwarzen Hüten die Wege. Sie halten unseren Lebensplan in Händen und leiten uns. Während wir glauben, es sei unser eigener Wille. Verquer. Doch ganz genau so fühlt sich das an, was uns hier Tag für Tag wiederfährt.
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