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Im Canyon / Into the canyon

04.04.2015 Kasachstan / Ustjurt-Plateau / N43°23’27.2“ E054°36’04.2“

 

Ustjurt-Plateau, so weit das Auge reicht. Und es ist noch viel größer und gewaltiger. Das Plateau erstreckt sich von Turkmenistan, über Kasachstan bis nach Usbekistan. Das sind Dimensionen an Landschaften wie ich sie bisher noch nicht kennen gelernt habe. Und auch das ist im Ganzen wieder nur ein minimaler Ausschnitt wenn ich auf die Karte schaue, um mir die Dimensionen Kasachstans oder gar Russlands anzusehen. Die Ausmaße Deutschlands sind mir bekannt und um in Europa unterwegs zu sein, legt man schon einiges an Kilometern zurück. Meist geht es dann durch dicht besiedelte Gebiete. Die für mich über die Jahre etwas Vertrautes bekommen haben. Wir haben uns nun 15.000 Kilometer weit von all dem weg bewegt und spüren, dass spätestens hier nicht mehr der Mensch das Sagen hat. Ganz andere Gewalten halten die Geschicke hier in ihren „Händen“. Und wieder wird mir klar, welchem Trugschluss wir unterliegen, wenn wir glauben, die Erde zu beherrschen. Sie lässt uns oft gewähren, doch wenn es ihr zu bunt wird, dann rappelt sie sich einfach mal. Da haben wir Menschen dann einfach nicht viel Mitsprache. Wir können dankbar sein, dass wir sind, was und wo wir sind. Doch all das nur auf Zeit. Die Unbegrenztheit ist nicht unser Maß der Dinge. Das bleibt der Erde selbst und dem Universum vorbehalten. Ja, das geht mir durch den Kopf, während wir uns Meter für Meter durch die Landschaft bewegen. Zuerst stundenlang über eine große Ebene bis zum Rand des Canyons. An dem fahren wir entlang, bis sich eine Einstiegsstelle bietet. Mir geht es extrem im Magen herum als Sten die Schräge nach unten fährt. Er macht es gut. Doch es sieht mehr als dramatisch aus, wenn der große Leo sich so in Abwärtsrichtung bewegt. Zum Glück haben wir ähnliche Situationen in Senftenberg mit unserem Freund Steffen geübt. An sonstem wüssten wir an dieser Stelle wohl einfach nicht weiter. In Mitten der Senke finden wir eine Begräbnisstätte aus lang vergangenen Tagen. Es heißt, dass das ganze Gebiet vor 250 Jahren viel dichter besiedelt gewesen sein soll. Die Nomaden zogen im Winter hier her an den Rand des Kaspischen Meeres und verbrachten die Sommer im Norden an der Wolga. Sieben Meter tiefer war damals der Wasserspiegel des Kaspischen Meeres, so dass es eine direkte Wegverbindung nach Norden gab. An den Ufern des Meeres soll es später mehr und mehr sesshafte Nomaden gegeben haben, die von Fischfang und Handwerk gelebt haben. So fand man das Leben vor, als in den frühen Tagen der Sowjetunion erste Forscher in diese Gegend kamen. Neben der Begräbnisstätte gibt es hier noch ein Rancher Station. Doch die ist menschenleer. So begegnen wir heute nur einem Kasachen, der von irgendwoher nach irgendwohin zu fahren scheint. Er freut sich über das Kreuzen unserer Wege. Wir tun es auch. Nach ein paar Gesten, Wortbrocken und einem Lachen, zieht jeder wieder seiner Wege. In der Senke des Canyons ist Wüstensand, durch den wir fahren, bis wir am Rande eines Berges eine schöne Stelle für die Nacht finden.

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