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Im Zugabteil / In train compartment

12.04.2015 Kasachstan / Aktau / N43°46’12.6“  E051°05’26.2“

Es ist still um uns herum. Ab und an fallen Regentropfen auf das Dach vom Leo. Dann gibt es ein Geräusch und Gefühl als säßen wir im Zelt und keiner darf die Wand berühren, sonst wird sie undicht und das Wasser tropft herein. Wir sitzen im Trocknen und haben unsere Gasheizung, die wir zu jeder Zeit anmachen können. Alles gut. Es ist Sonntag. Es ist sogar Ostersonntag, mit Osterkuchen, bunten Eiern, Begängnis auf dem Friedhof und ganz in Familie.
Ein Tag, an dem wir den Bräuchen nachspüren. Schauen, wie hier Ostern gefeiert wird. Doch heute nicht. Heute findet Ostern ohne uns statt. Heute ist Ruhetag, Sendepause, Rückzug. Heute ist das Innehalten für uns alles.
Der Tag hat sich eine Glocke aufgesetzt. Eine Glocke aus Wolken, die das Licht nur sparsam zu uns durchdringen lässt, die jede Bewegung verlangsamt, die Stimmen leiser klingen und eine Wohligkeit den Raum durchströmt.
Nichts ruft nach Aktivität, nach Unterhaltung und neuem Input. Die Pfeile zeigen in die andere Richtung. Mal setzen lassen, verarbeiten, runter kommen.
Dabei schauen wir durch unsere von außen nassen und innen beschlagenen Scheiben im Leo und werden das Gefühl nicht los in einem Zugabteil zu sitzen. Irgendwo auf der Strecke nach Wladiwostok. Den ganzen Tag drinnen, auf 7 Quadratmetern zu zweit. Direkt neben uns ein defekter LKW, weiter weg ein paar vereinzelte Dächer in der Leere hier draußen. Das Auge hat Platz. Denn viel ist da nicht. Wir scheinen Liegewagen gebucht zu haben, mit separater Küche und WC. Ganz schön nobel. Obendrein macht es den Eindruck, als steht unser Zug auf nem Abstellgleis. Kein Rad dreht sich. Wie dem auch sei. Das Leben zieht an uns vorbei. Kulissenschieber sind engagiert, um uns bei Laune zu halten. Doch danke, nicht nötig. Wir sind uns selbst genug. Die Gaskartusche rauscht unentwegt, um heißes Teewasser zu bereiten. Viel Trinken, damit mein Infekt gehen kann. Und Lesen, Kochen, Reden. Wenig ist manchmal genug. Morgen geht es vielleicht weiter. Hier auf dem Hof der MAN Werkstatt, weit außerhalb der Stadt. Wir brauchen neue Teile für unser Verteilergetriebe. Mal sehen woher die kommen können und wann…

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