Istanbul – Weggehen um wiederzukommen
15.01.2015 Turkey / Ören / N39°31’14.3“ E026°56’19.4“
Wir alle zögern die Dinge noch etwas in die Länge. Noch ein Tee, noch ein Stück Käse, dazu noch ein Gesprächsfaden, der aufgenommen werden will. Dann ist es Zeit.
Ein Ritual haben wir noch abzuhalten. Jeder, der mit uns auf der Reise kocht, unterschreibt auf unserem großen Löffel. Also alle noch mal ran. Fotos dazu, mit Löffel, ohne Löffel, mit Leo, ohne Leo, einzeln und in Gruppe. Irgendwann hören wir es hupen, es ist Leo, während wir vom Hof fahren. Das ‚Auf Wiedersehen’ sagen fällt uns nicht leicht. Wir sind uns alle miteinander sehr ans Herz gewachsen, in den vergangenen Tagen. Nun geht oder fährt erst einmal jeder wieder seiner Weg. Wir setzen den unsrigen fort. Hinter Istanbul führt unsere Route erneut auf eine Fähre. Diesmal ist sie klein und die Strecke überschaubar. Trotzdem sträubt sich Leo erst einmal. Ihm steckt noch die Schiffsfahrt von Venedig nach Patras in den Rädern. Wir reden ihm gut zu, und so kommt er schlussendlich mit uns. Am anderen Ufer des Marmara Meeres setzen wir unsere Fahrt über Gemlik, der Stadt des Olivenöls und Bursa, bekannt für sein leckeres Kebap, Richtung Nordägäische Westküste fort. Das Meer zieht uns immer wieder an. Sind wir in erreichbarer Entfernung, so können wir nicht anders, als unseren Schlafplatz am einsamen Strand zu suchen. So sind wir nun an einem Küstenabschnitt zwischen Troja und Pergamon. Fast haben wir das Gefühl, Heinrich Schliemann zum Abendessen einladen zu wollen. So ein Plausch mit ihm am Feuer, das wäre ein Spaß. Da er nicht gekommen ist, genießen wir unser Feuer allein, bei gegrilltem Lamm, mit gebackenem Schafskäse auf Tomaten. Dazu reichen wir uns Granatapfelkerne und die letzten Tropfen leckerstem Eierlikör. Wie wir hier so sitzen, kommt in uns fast erstmalig der Gedanke auf, dass es schön ist, einmal so weit weg vom Alltagsleben zu sein. Bedeutet das, dass wir uns allmählich an unser Reiseleben gewöhnen? Bedeutet es, dass wir spüren, von unserem sonst realen Leben doch weit entfernt zu sein? Also ist ‚das sich Einlassen’ auf unser ‚Jetzt’ das Beste, was wir gerade tun können.