Kopftuchparade / Parade of headscarfs
04.05.2015 Usbekistan / Buchara / N39°46’24.4“ E064°25’23.1“
Ich glaube, eine solche Schönheit geht hervor aus dem entbehrungsreichen Weg, der hierher führt. Das Land ist Wüste, welches wir durchqueren. Nichts als Sand, soweit der Blick es schafft durch die flimmernde Hitze ein mehr oder weniger scharfes Bild zu erzeugen. In mir formt sich der Gedanke, dass auch die Baumeister zu allen Zeiten durch die Wüste gekommen sind. Es ist heiß, es ist trocken, das Blut wird dicker vom wenigen Wasser, welches zur Verfügung steht. Die Gedanken verzerren sich. Tagträumend ziehen sie dahin. In ihren Köpfen entstehen die herrlichsten Gebäude mit grazilen Türmen, gemütlichen Nischen, verborgenen Schattenplätzen, reichen Verzierungen. Ich stelle es mir vor wie bei einem geliebten Menschen, dem man für lange Zeit nicht begegnen kann. Er wird immer schöner und die Zeit mit ihm in der Erinnerung täglich glückseliger und vollkommener. Man malt sich die Körperformen aus, die Details des Gesichtes, der Hände. Man erinnert der Gesten und erfreut sich daran. Die Sehnsucht als Baumeister, die Fata Morgana als Inspiration.
Und ich? Ich stehe nun in Buchara vor dieser Pracht aus einladenden Karawansereien, bunt verzierten Koranschulen und überwältigenden Moscheen, die den gedanklichen Wunschbildern der Baumeister entsprungen sind. Einem Märchen gleich. Mich fragend, ob es möglicherweise das Märchen selbst ist.
Irgendwie meinen wir, dass hinter jeder Ecke gleich der „kleine Muck“ hervorgerannt kommen müsste, oder „Aladien“ mit seiner Wunderlampe am Boden sitzt.
Das Sonnenlicht scheint Teil des Bauplans gewesen zu sein. So wunderbar ergänzt die warmgelbe Farbe des Lichtes die blauen Ornamente, bringen die Schlagschatten die Muster im Lehm erst richtig zur Geltung. Bewegung kommt ins Bild durch all die Männer und Frauen, die über die Plätze und durch die Gassen laufen. Ihre bunten Kleider sind Farbtupfer im üppigen Spiel der Vielfalt. Alles sieht aus wie in einem Gemälde, welches den Titel trägt: „Phantasie des Orients“. Und auch Sten setzt sich und findet die Ruhe, lange auf eines der Gebäude zu schauen, um es zu zeichnen.
Ja, Buchara hat es uns angetan. Und so bleiben wir. Wir wollen die Stadt in ihrem Licht des Tages sehen, und in der Veränderung, die ihr die Nacht beschert.