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Lektionen des Leben / Lessons of Life

23.04.2015 Kasachstan / Aktau / N43°46’12.6“ E051°05’26.2“

„Am Ende ist alles gut. Wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende“ sagt ein indisches Sprichwort. Ich schlage am Morgen meine Augen auf und klappe sie gleich wieder zu. Es fühlt sich nicht nach Aufbruch und Aktionismus an. Eher liegt etwas Abwartendes in der Luft. Ich mache erst einmal Frühstück. Auch Duschen will ich noch, bis es für längere Zeit nicht mehr möglich ist. Mit unserem eigenen Wasser gehen wir extrem sparsam um, da die Wasserqualität hier und auch in den Folgeländern alles andere als gut ist. So sparen wir an unserem Trinkwasser im Tank, wo wir nur können. Da steht ‚Duschen’ ziemlich weit hinten auf der Prioritätenliste. Sten läuft um den Leo herum und macht einen angestrengten Eindruck auf mich. Irgendwas ist mit ihm, doch er rückt nicht so recht raus mit der Sprache. So packe ich unsere Sachen zusammen, verschließe die Fächer, sichere alles was fallen kann und mache den Leo abfahrbereit. Eigentlich ist Sten draußen, um das Motorrad aufzuladen. Doch stattdessen kommt er, um mir zu sagen, dass noch ein letzter Check durchgeführt wird. Alles auf Stop. Zurück in die Halle mit dem Leo und gut. Dort angekommen dringt erst einmal nur Stille an mein Ohr, dann Worte wie „Problema“ und „Maslo“ (hier der Begriff für Butter und Öl). Wieder Stille. Dann unruhiges Gebrabbel.

Eine entspannte Atmosphäre klingt definitiv anders. „Das Getriebe verliert noch immer Öl“, sagt Sten. Hm, ich verstehe es nicht, doch habe ich es geahnt. EIGENTLICH hatten wir gestern Abend eine letzte Testfahrt gemacht und EIGENTLICH hieß es danach: „Alles bestens!“ Wie dem auch sei. Wir brauchen einen fitten Leo! Um nichts weiter kann es momentan gehen. Wir haben aufgehört, uns darüber Gedanken zu machen, wo wir jetzt schon sein könnten, was der eigentliche Plan war. Das macht uns nur unruhig und hilft kein Stück weiter. Vielmehr habe ich das Gefühl, dass wir hier begreifen, wie unplanbar das Leben ist und dass es allein darum geht, sich darauf einzulassen. Alle Hektik, jedes „schnell, schnell“ ist hier fehl am Platze und führt zu nichts weiter als innerem Druck. Doch helfen tut der am allerwenigsten. Gedanken wie: „Es ist höherer Wille.“ und „Wer weiß wofür es gut ist.“ bringen uns an dieser Stelle eher weiter. Wir lassen es geschehen und müssen lachen, wenn wir darüber sprechen, dass ein Spezialist kommen wird. Den ganzen Tag ist keine Spur von ihm zu sehen. Spät abends dann, es ist schon dunkel, erscheint er plötzlich und wie aus heiterem Himmel. Es wird wieder geschraubt, Öl gewechselt, die Pumpe entlüftet, geschaut, dass die Pumpe nun auch stabil läuft. Erneute Probefahrt um Mitternacht. Vielleicht ist das Thema mit der Pumpe jetzt geklärt. Dass mit der leckenden Stelle ist nach wie vor offen. Noch sind wir nicht startbereit. Noch sind wir auf dem Hof. Doch eines ist uns klar. Das hier sind für uns Lektionen des Lebens.

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