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Mit Aborigines im australischen Busch jagen.

10.01.2016 Cooktown / Australien / S15°28’10.4“ E145°15’23.1“

 

„Na du denkst wohl, dass dir die gebratenen Tauben nur so in den Mund fliegen?“ Ein erzieherischer Spruch aus meiner Kindheit. Von Lehrern gesagt, hören ihn meine Ohren noch heute. So viele Tauben waren es nicht. Die mir seitdem gebraten zugeflogen sind. Bis nach Australien musste ich reisen bis ich Ähnliches erfuhr.

Wir sind den Aborigines nah. Dank Robi. Der einige von ihnen seine Freunde nennen darf. Ihre Rätsel nicht entschlüsseln zu wollen, doch ihnen zuschauen dürfen, wenn sie ihre Hände  anlegen, das wäre toll. Ich weiß inzwischen wie unglaublich gut ihr Gehör ist, wie sensibel ihr Geruchssinn. „Hörst du, da ist gerade eine Taube auf einem kleinen Ast gelandet. Sie hat so nachgefedert mit ihren Flügeln“, ist eine der Aussagen, die es mir deutlich machen. In einem dichten Wald, voller Geräusche. Erhalten noch immer aus der Zeit des Lebens im Busch. Jagen ist Männersache. Frauen sind für die Hütten zuständig, für die Kinder und das Sammeln der Früchte. Wir teilen unsere Aufgaben heute genauso auf. Robi und Sten gehen mit Troy jagen. Kati und ich hüten das Haus und versorgen die kleine Emma.

In der Dämmerung des anbrechenden Morgens machen sich die beiden auf den Weg. Um Troy zu treffen. Seine ahnen kommen von Cap York. Sie hatten das Glück, nicht entwurzelt zu werden. Unglaublich viele ereilte das Schicksal, dass ihnen das Land entrissen wurde, auf denen die Clans seit Jahrtausenden lebten und ohne Kenntnis und Rücksicht auf Stämme und Zugehörigkeit die Aborigines irgendwo anders in Dörfern zusammen gewürfelt wurden. Wild durcheinander. Das währte lange, hielt ewig an. Erst in den achtziger Jahren wurden die letzten, wirklich in der Wildnis lebenden Clans, aufgegriffen und aufgelöst. Warum machen wir, angeblich gebildeten Menschen, so etwas? Warum meinen wir, dass das was wir tun ist das einzig richtige ist?

Im Clangebiete von Troys Familie „ernten“ die drei Männer eine Waldtaube. Sten schleicht hinterher und ist doch mehr mit Mücken vertreiben beschäftigt als besonnener Jagdgefährte zu sein. Da hilft sein „Witwe-Bolde-Kopfnetz“ nur wenig.

Ein Erdloch wird ausgehoben, darin ein sattes Feuer entfacht. Die Rinde eines Papierrindenbaumes, von Troy geschält, um den gerupften und ausgenommenen Vogel darauf zu betten, einzuwickeln und das Paket mit Bananenblatt Streifen zuzuschnüren. Nicht ohne zuvor einen kleinen Schlitz in die Kehle des Vogels zu setzen. Aus zwei Gründen. Die im Kropf gelagerten Beeren herauszuholen und zu schauen, ob sie giftig sind. Und auf diese Weise gleichzeitig heraus zu finden, welche Bäume die Tauben momentan beim Fressen bevorzugen. Das erleichtert die Jagd in den kommenden Wochen. Das Feuer wird zur Glut. Knallrot und heiß. Darauf das so geschickt verschnürte Päckchen. Sand darauf und ein Deckel aus Rinden. Fertig ist der Dschungelofen. Kein Qualm-Fähnchen traut sich mehr heraus. Doch Duft steigt auf nach einer Stunde. Zeit zum Vernaschen der Regenwaldköstlichkeit. Ich sehe die Drei vor meinen Augen, wie sie aus Blattbechern trinken. Bei fünfunddreißig Grad am Feuer sitzen, um die Mücken zu vertreiben. Im krokodilgesättigten Wasser ihre Hände waschen. Ein Fächer aus den Blättern einer Palme. Von Troys Sohn geflochten. Gegen Krokodile ist er wenig hilfreich, doch für die Moskitojagd geeignet.

Leben im Busch. Einmal dabei sein. Viel ging damals verloren durch die Brutalität der weißen Besiedler. Abgeschossen, wie Äpfel vom Baum, wurden tausende der Ureinwohner. Im Süden Australiens, beinahe vollständig zum Erliegen gekommen, ist das Weitertragen der Jahrtausende alten Tradition. Im Norden noch lebendig. Teilweise, in Fetzen. Die Erinnerungen wach haltend. Wenn nicht der Alkohol schneller war.

Sten kommt, um viele Mückenstiche und echte Buscheindrücke reicher, zurück.  Sein Gesicht strahlt. Die Mundwinkel scheinen an seinen Ohren angetuckert. Jagd ist Männersache. Wären wir Frauen heute auf ihre Beute angewiesen gewesen, wären wir leer ausgegangen. Ist halt so ne Sache mit der Arbeitsteilung. Na ja, wir haben uns gekümmert und ein paar Kartoffeln und Tomaten am dem Markt gefunden. Klappt also doch, mit dem Jagen und Sammeln. Und das über die Jahrtausende hinweg.
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