Mit „Hinterland Aviation“ nach Cooktown
30.12.2015 Cooktown / Australien / N11°37’14.5“ E104°55’31.1“
Vor zwei Tagen losgeflogen. Und schon da. Was sind zwei Tage in einem ganzen Jahr? Was sind achtundvierzig Stunden, wenn wir doch dabei die Kontinente wechselten? Wir Menschen sind an Tempo gewöhnt. Gerade beim Fliegen. Zivilisiertes Leben scheint immer auch schnelles Leben zu sein. Dabei kann es uns derzeit nicht langsam genug gehen. Wir genießen die Verschnaufpausen. Die Lücken, die wir mit Erzählen ausfüllen.
Ein Tag in Cairns. Zum Schlendern durch die Pfützen. Regenzeit in Queensland. Das hat etwas von einem verschlafenen Sonntagnachmittag mitten in der Woche. Von Betriebsamkeit, keine Spur. Da ein Mann, der im Café sitzt, und liest. Dort eine Familie beim Picknick am Meer. Schwere Allrad-Pick-ups bevölkern gemütlich die breiten Straßen. Motorboote verlassen den Hafen. Andere kommen von einem kurzen Trip zurück.
Unsere kleine Maschine hebt ab. Zwölf Leute sitzen darin. Mehr passen auch nicht rein. Es geht an der Küste entlang gen Norden nach Cooktown. Wie auf großer Expedition fühlen wir uns. Im Postflieger an den Nordpol. Ganz so weit ist es dann nicht und ganz so kalt auch nicht. Doch ein Endzipfel der Welt scheint es trotzdem zu sein.
Mit genauen Instruktionen im Kopf, zur Wahl unserer Sitze, für eine gute Sicht auf Riff, die Wälder und Flüsse, bestiegen wir unseren Papierflieger. Leider heute alles egal. Rechts genau so viele Wolken wie links. Wir versinken in einem weißen Bett scheinbaren Nichts und kriechen erst wieder darunter hervor, als unser „Hinterland“ Maschine zur Landung ansetzt. Auch schön. Ohne viele Wackler vom Schwebebalken gesprungen.
Das ist jetzt acht Stunden her. Stunden, in denen wir nichts anderes taten als zuhören und reden. Die Nacht brach herein, der Regen hüllt uns in eine glitzernde Decke in Mitten des Dschungels. Die Vögel der Dunkelheit gaben ihre Kommentare zu unseren Geschichten ab. Genau wie die Frösche und zirpenden Gekkos.
Zwei Jahre waren wir nicht hier. Zeit, die uns vorkommt, als sei es gestern gewesen. Hätte sich da nicht der Traum einer langen Reise dazwischen gemogelt.
Merkwürdig, dieses Phänomen der gedehnten und geschrumpften Zeit in ein und demselben Moment. Was ist das und wie kann das gehen? Lieber Herr Einstein, hast Du darauf ne Antwort parat?
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