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Mount Cook, James Cook und der Endeavour River

03.01.2015 Cooktown / Australien / S15°28’10.4“ E145°15’23.1“

Mir wummern die Beine. Ich spüre jede Sehne in meinem Körper. Meine Güte. Wir sind heute gelaufen. Doch nicht unendlich weit und hoch. 431 Meter misst der Mount Cook vom Meer-Level aus. Jetzt nicht DIE unglaubliche Erhöhung, möchte man meinen. Doch ne harte Nuss, die geknackt werden will, wenn man bei 92 % Luftfeuchte und annähernd 30 Grad meint, heute körperlich aktiv werden zu wollen. Nass sind wir, von oben bis unten, von innen und außen. Vom Schwitzen und dem sturzartigen Regen. Melonenrot leuchten unsere Köpfe durch das Grün des Regenwaldes. Ein prima Kontrast, jetzt zu Beginn der Regenzeit. In der, wie in unserem Frühling, die Bäume neu ausschlagen. Die Blüten üben sich noch in vornehmer Zurückhaltung.
Robi ist Rancher. Einer, der nach nem Zyklon die Bäume von den Wegen sägt. Die Pflanzen- und Tierwelt schützt, die ursprünglich den Norden Australiens bewohnte. Er kennt sich aus. Er liebt es draußen zu sein. Ist im Gelände unterwegs. Das ist sein Lebenselixier. Wir schlürfen ein paar volle Schlucke davon, indem wir mit ihm durch die Büsche streifen. Robi bleibt stehen, erklärt, erzählt. Wir stehen daneben, wie ungehorsame Schüler. Zappeln als schuhplattlernde Clowns die ganze Zeit umher, weil uns die Mücken piesacken, und schenken ihm trotzdem weiter unsere offenen Ohren. Manchmal verstehen wir schlechter, weil der Regen so laut klatscht. Doch unterstellen ist zwecklos. Was nass ist, wird auch wieder trocken. Es sind ja keine 5 Grad, wie wir uns das in Deutschland bei Regen vorstellen.
Wir sehen den „Oster-Baum“, der Im April gelbe Blüten trägt, als sei es eine Forsythie. Behangen mit grünen, ovalen Früchten. Kann also nur der Ostereierbaum sein, der eigentlich „Kapokbaum“ heißt. Was sonst. Öffnen sich die Früchte später, kommt ein baumwollähnliches, Wasser abweisendes, Gewöll zum Vorschein. Geeignet, um damit seine Kissen zu stopfen. Da den Fasern die ewige Feuchtigkeit nichts ausmacht. Die Pflanze weiß eben, warum sie in den Tropen wächst.
Die Aborigines konnten in ihren Frühzeiten spinnen. Ob sie auch diese Naturfasern verwendet haben? Bestimmt. Oder sind sie bei Haaren, als Flechtmaterial geblieben? Auf alle Fälle stellten sie selbst Gürtel aus gesponnenen und gewebten Materialen her, wie Robi erzählt.
Eine Pause legen wir in „Robi’s Rest“ ein. Ein Wanderhütte, welche er mit seiner eigenen Hände Arbeit mühsam aufgebaut hat. Hier oben liefert kein Lastwagen das Baumaterial. Das wirft auch kein Helikopter im dichten Regenwald ab. Er musste jeden Sack Zement, jeden T-Träger und jedes Stück Holz mit einer kettengetriebenen Eisenkarre zwei Kilometer weit bergauf ins steinige Gelände befördern. Ein Knochenjob im Paradies.
Nach Stunden des Laufens am lichten Gipfel angekommen, holen wir unsere Belohnung vom Überraschungsschalter ab. Eine Aussicht, die uns Glauben macht, James Cook entstiege gerade seines Schiffes, der „Endeavour“. Doch lernen wir, dass der Fluss bei den Aborigines nicht „Endeavour River“ heißt, wie er 1770 von James Cook benannt wurde, sondern „Wahalumbaal birri“. Und er nicht durch Erosion oder Überflutung entstand, sondern eine Python Schlange am Werk war. Sie schlängelte sich vom Norden her kommend durch das Tal in Richtung Great Barrier Reef und formte mit ihrem Körper das Bett des Flusses. Der aus genau diesem Grund eine so verschlungene und gewundene Form erhielt.
Frisch geduscht genießen wir Fünf den sommerschwülen Abend. Unsere Hände angeln nach Mango Stückchen. Die Beine sind zur Entspannung hoch gelegt. Wir fühlen uns, als hätten wir den großen gleichnamigen Bruder „Mount Cook“ in Neuseeland bestiegen. Der mit 3.724 Metern Höhe ja nur unerheblich höher gewesen wäre. Der höchste Berg Neuseelands ist ohnehin am Schrumpfen. Auf Grund eines massiven Felsabsturzes im Jahr 1991, dem 14 Millionen Kubikmeter Bergmassiv zum Opfer fielen. Seitdem nennt der Berg 30 Meter weniger an Höhe sein Eigen.
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