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Orange / Orange

08.10.2015 Luang Prabang / Laos / N19°53’18.9“ E102°07’50.5“

Wenn sie sprechen, geht eine große Ruhe von ihnen aus. Ihre Bewegungen sind entspannt und harmonisch. Ihre Blicke schauen lange, wenn sie einmal begonnen haben zu Sehen. Nebeneinander, fast gekuschelt, sitzen sie eng an eng, ohne dass die Nähe des anderen zu stören scheint. Die von der Wärme unbedingt klebende Haut des einen berührt den nächsten. Wie Geschwister gehen sie miteinander um. Manchmal auch wie Vater und Sohn.
Wir sind bei den Mönchs-Schülern in einem der dreiunddreißig Tempel der Stadt.
Ganz behutsam haben wir uns einander genähert. Für uns ist es eine Art Rückzug, inmitten der verzückenden, Historie atmenden, Architektur zu sein. Abstand zu bekommen von dem „Draußen“, eine Ahnung zu erhaschen von dem „Drinnen“. Für die Jungs sind wir eine spannende Abwechslung. Ein Erlebnis. Sten zeichnet. Die Jungs schauen zu. Allmählich kommt ein Gespräch in Gang. Erst über die Augen, dann über Gesten, später mit Hilfe von Worten. Mong, er spricht ein wenig im Kloster gelerntes Englisch, ist einer der Jungen und lebt seit sieben Jahren in dem buddhistischen Tempel. Ein anderer, schüchtern Umhersuchender ist noch neu in dem Kloster. Seit sechs Monaten ist er da. Zwei Mal pro Monat dürfen ihn seine Eltern besuchen. Ist es Heimweh, was ihn so traurig aussehen lässt?
Seine Augen riesengroß, wie nach der Welt fragend, sein Blick. Seine schlanken Hände hält er still und gerade. Fast so, wie die Statuen im Tempel. Ich kann mich nicht satt sehen an ihm. Etwas Besonderes geht für mich von dem vielleicht Zehnjährigen aus. Aller Trubel fällt von mir ab, alles Lärmende und Aufreibende. Ich bin ganz da. Keine Frage danach warum wir hier sind und für wie lange.
Die Jungs kommen aus allen Teilen Laos. Zumeist aus entlegenen Dörfern, in denen ihnen Bildung verwehrt bleiben würde. So ist es üblich, seine Kinder, zumeist Jungen, für eine gewisse Zeit als Schüler in eines der Buddhistischen Klöster zu geben.
Sie lernen dort, und sind auch sonst rund herum versorgt. Eine Hilfe für die Familien. Und ein Glück für die Kinder.
Jeden Morgen um fünf Uhr machen sich alle Mönche auf den Weg in die Stadt, um die Gaben der Menschen entgegen zu nehmen. Das ist ihr Essen für den ganzen Tag. Ihr Frühstück und ihr Mittag. Abends ist das Gebet ihre Mahlzeit.
Mong hat ein rotes Buch vor sich liegen. „Buddhas Gedanken stehen darin“, erklärt er uns. Und fügt hinzu: „Buddha vermittelt uns sein Wissen und sagt gleichzeitig, dass wir ihm nicht glauben sollen. Es geht um mein eigenes Erfahren und Erleben.“ Die Art, wie er es sagt, spricht von seiner tiefen inneren Überzeugung.
Die Mönche mit ihren Orangefarbenen Roben prägen den Ort. Überall sehe ich sie leuchtend um irgendeine Ecke huschen, höre ich ihren monotonen Gesang durch den Lärm der Straßen hindurchflirren. Der Klang der gebündelten jungen Stimmen ist wie ein Teppich der den Boden der Stadt bereitet. Ich bin hier gern, fühle mich wohl. Auch wenn ich weiterhin durch die Straßen schlurfe. Die drückende Luftfeuchte auf meinen Schultern tragend, einen leckeren Frucht Shake nach dem anderen in der Hand haltend. Orange sind die Früchte. Orange ist unser Leo. Orange ist die Farbe der Buddhistischen Mönche, mit ihren exakt geschorenen Köpfen, ihrer freien rechten Schulter und ihren Büchern in den Händen. Fast hat es etwas von einem Traum in Orange, wie der kleine Junge, laut Gebete vor sich her sprechend, zwischen dem geschwungenen Trommelhaus und dem Haupttempel auf und ab läuft. Ein von weißen Blüten und dem saftigen Grün der Bäume kontrastiertes Bild. Für immer in mein Empfinden gebrannt.
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