2.Step – Turkey
Description
Wir reisen 2015 entlang der Seidenstrasse von Venedig, dort wo die Seidenstrasse im Mittelalter einmal endete über die Türkei, den Iran, Zentralasien, Mongolei nach China. Auf der Einjahresreise wollen wir am Rande der Seidenstraße mit den Menschen kochen und typische Rezepte tauschen, um diese Geschichten, Rezepte und Fotos in einem Reisekochbuch zu veröffentlichen. Step 2 – vom Bosporus nach Anatolien, quer durch die Türkei.
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„Güle Güle“ „Gehe mit einem Lächeln“
11.02.2015 Turkey / Hakkari / N37°34’31.7“ E043°44’08.2“
Nun ist es so weit. Wieder geht eine Etappe unserer Reise seinem Ende entgegen. Heute ist unser letzter Tag in der Türkei. Ein eigenwilliges Gefühl beschleicht deshalb uns am Morgen während unseres legendären „Van-Frühstücks“. Das ganze Land hält große Stück auf das beste Frühstück der Türkei. Wir nun auch!
Um sich nachhaltig in unser Gedächtnis zu brennen, zeigt auch das Wetter heute noch mal alles, was es so drauf hat. Bei der Passüberquerung in 2.700 Metern Höhe hat uns das Schneeflockengewirbel ganz schön ins Schwitzen gebracht. Doch Leos Allradantrieb hat wunderbar mitgespielt.
Unser Ziel ist heute Hakkari. Eine Stadt im östlichsten Zipfel der Türkei, so ungefähr 50 Kilometer von der irakischen Grenze entfernt. Auf dem Weg hierher passieren wir einige Kontrollpunkte der Armee. Sie sehen schon angsteinflößend aus, diese Posten, doch sie winken uns einfach nur durch. Bei aller Ernsthaftigkeit müssen wir lachen, als wir sehen, wie in einer Kaserne gerade ein Schneemann, mit einer Gasmaske auf dem Kopf, gebaut wird...
Am Abend lernen wir neue Bekannte kennen. Und unser Kochprojekt findet für die Türkei so noch einen wundervollen Abschluss. Wir zeigen Bilder von dem was schon gekocht wurde. Dabei habe ich den Eindruck, dass es wie ein kleiner Wettbewerb ist, der nun in Gang kommt. Jeder möchte das Vorhergehende noch übertrumpfen. Das gemeinsame Kochen macht riesengroßen Spaß und bringt uns, so wie wir es uns gewünscht haben, nahe mit den Menschen zusammen. So kochen wir mit Ali, Cimen und Alper zwei neue leckere Gerichte aus Äpfeln, Minze, Joghurt, Rindfleisch, Tomatenmark und, und, und.
Nun. Unser Fazit zu den letzten Wochen in der Türkei. Es war eine sehr abwechslungsreiche Zeit für uns. Mental auf der Reise ankommen konnten wir bei unseren Freunden in Istanbul. Als das dann so einigermaßen geschehen war, mit dem inneren Zulassen des Reisens, haben wir uns entlang der menschenleeren Mittelmeerküste von Nord nach Süd nach Ost gewunden und dabei bei, oft herrlichstem Wetter, viele geschichtsträchtige Orte besucht. Das hat sich manchmal angefühlt wie eine Reise in der Reise. Die Plätze am Meer waren so unglaublich schön für uns. Sie haben uns ruhiger werden lassen. So waren wir idanach bereit, nun in die kältere Landesmitte nach Kappadokien und dann nach Ostanatolien weiter zu fahren.
Doch das wirklich zu Herzen gehende waren die Menschen, denen wir in den letzten Wochen begegnet sind. Veli, Özlem, Zeynep, Songül, Atil, Gaye, Mehmet, Ali, Cimen, Alper, um nur die Namen unserer intensivsten Begegnungen zu nennen, neben all den anderen, die uns an jedem Tag freundlich und offen begegnet sind. Wir empfinden viel Dankbarkeit für die persönliche Nähe, die sich zwischen uns entwickelt hat. Und so kann ich nur den türkischen Gruß in den Himmel rufen: „Güle Güle“, was so viel heißt wie: „Gehe mit einem Lächeln“.
Türkei. Ein Wintermärchen.
10.02.2015 Turkey / Van / N38°24’39.1“ E043°13’36.3“
Die Sonne scheint auf unseren Frühstückstisch und wir blinzeln hinaus in die Schneelandschaft. Uns ist zu Mute als seien wir gerade im Skiurlaub, und gehen gleich mit den Brettern auf die Piste. Doch nein, hallo, aufwachen! Wir sind in der Türkei. Im östlichsten Zipfel des Landes, kurz vor der Grenze zum Iran. Wir werden heute nicht auf die Ski steigen, sondern uns auf den Weg von Tatvan nach Van machen. Stellt sich die Frage, wie der Weg heute sein wird? Doch ein Geschenk wird uns gereicht. Denn die Strecke ist trotz des gestrigen Schneegestöbers wunderbar befahrbar. Und so genießen wir entspannt das Wintermärchen vor unseren Augen.
Die Stadt Van. Perser, Byzantiner, Seldschuken, Mongolen, Osmanen waren in vergangen Zeiten hier. Auch heute wirkt die Stadt am Vansee kulturell sehr durchmischt auf uns. Wir hatten gedacht, eine ruhige, abgelegene, fast vergessene Stadt, vorzufinden. Doch ganz anders ist das Bild, welches wir empfangen. Die 350.000 Einwohner zählende Stadt ist der reinste Whirlpool für uns. Und so ziehen wir uns lieber auf die alte Burg zurück und schauen von oben auf das Treiben. So behütet eingebettet liegt die Stadt zwischen den 3.600 Meter hohen Bergen auf der einen und dem Vansee auf der anderen Seite. Eine wirklich traumhafte Kulisse. Ein echter Geheimtipp! Der Vansee scheint ein Charmeur zu sein, so einladend romantisch liegt er hier vor uns; seine seichten Wellen unschuldig wiegend.
Was geschieht mit dem Alkohol, so kurz vor der iranischen Grenze? Diese Frage beschäftigt uns schon seit Tagen. Und so gönnen wir uns den einen oder anderen Tropfen und verschenken ab und an ein Fläschchen. Ja, nicht nur in diesem Punkt wird es im Iran anders zu gehen. Ich habe heute mein Tuch auf dem Kopf schon mal Probe getragen. Wie es sich anfühlen wird für mich im Iran zu sein? Ich bin echt gespannt! Erst einmal heißt es, überhaupt hinein zu kommen... Aufregende Tage liegen vor uns.
Wannsee? Nein. Vansee!
09.02.2015 Turkey / Tatvan / N38°29’04.6“ E042°17’59.9“
Der Muezzin ruft direkt neben unserem Leo um 6 Uhr, pünktlich zum Sonnenaufgang. Das bedeutet, wir sind wach! Ungewollt.
Die Sonne selbst bekommen wir heute nicht zu Gesicht. Doch immerhin wird es hell. Wir treten vor die Tür und werden sogleich vom Regen und Nebel umhüllt. Das eigentlich sehenswerte Altstadtpanorama von Mardin ist nicht wirklich sichtbar für uns. Dabei liegt es über der Tiefebene von Mesopotamien. Welch klangvolles Wort in meinen Ohren. Mesopotamien, das Zweistromland... Ich mochte die Geschichten darum schon immer.
Wegen des Regens ziehen wir es erst einmal vor, einen wärmenden Tee in der gegenüber liegenden kleinen warmen Stube zu schlürfen. Dann tropfen wir eine ganze Weile durch die Gassen, treppauf, treppab. Ich glaube, dass das hier wirklich schön sein kann. Wenn das Wetter gut ist. Unser Maßstab ist heute unser Feuchtigkeitslevel. Als wir vollkommen durchnässt sind, zieht es uns doch in den Leo zurück.
Wir fahren ab.
Zumal für die ganze Region schlechtes Wetter angesagt ist. Das bedeutet für uns, Gas geben, um in den Bergen Richtung „Vansee“ nicht all zu sehr einzuschneien.
Ein Wort noch zu Mardin. Generell haben wir heute nur gute Begegnungen in der Stadt gehabt und uns trotz der Nähe von 30 km zur Grenze wohl gefühlt. Egal ob Syrer, Kurde oder Türke, alle waren uns zugewandt. Ich glaube, am Ende wollen die meisten nur ihrem Alltagsleben nachgehen ohne Ärger zu haben. Dumm nur, wenn das nicht alle so sehen. Und so war ich am Ende trotzdem froh, als die Kilometerdistanz wieder zunahm.
Regen ist auf der Straße, so viel, dass riesige Seen entstehen, deren Wasser rechts und links von uns weg stiebt. Uns ist klar, dass kann weiter oben nur zu Schnee werden. Und so machen wir im strömenden Regen an einem lecker riechenden Köfte-Grillstand noch einmal Halt um danach mit neuer Energie den Schneeflocken entgegen zu fahren.
Nun sind wir am Vansee angekommen. Mit 3.755 qkm (sieben Mal so groß wie der Bodensee) ist er der größte See der Türkei und liegt 1.700 m über dem Meeresspiegel. Wegen seines Salz- und Soda-Gehaltes friert er trotz strenger Winter nicht zu. Ich stehe am Ufer und denke: „Wäre doch mal ein neuer Projektname‚ Vom Wannsee zum Vansee’. “
Und plötzlich kurdisch Breakfast
08.02.2015 Turkey / Mardin / N37°18’48.2“ E040°44’05.2“
Zeitig wach werden um in aller Frühe zu starten. Das ist heute unser Plan. Also läuft 7.00 Uhr der Motor, um nach Nemrut zu fahren. In einer Höhe von 2.150 Metern wollen wir uns die Köpfe der Götterstatuen ansehen, die 69-36 v. Chr. hier errichtet wurden. Wir stellen es uns besonders vor, in dieser Höhe vor solch gewaltigen, menschenhohen Köpfen zu stehen. Durch morgendlich menschenleere Straßen machen wir uns auf den Weg. Eine Fähre bringt uns über den See, der sich durch die Täler des Gebirges zieht. Wir sind wohl fast die letzten, die dieses Fährvergnügen haben. In wenigen Wochen wird eine neue Brücke eingeweiht. Dann ist es für alle, die hier an und mit der Fähre leben und arbeiten, vorbei. Was sie dann tun werden?
Vom See aus geht es höher und höher. Und plötzlich ist Schluss. Wir kommen nicht weiter. Vor uns ist die Straße blockiert wegen eines Unfalls und danach ist die Straße wegen hüfthohem Schnee gesperrt. Was bleibt uns übrig? Umkehren. Ohne die Köpfe gesehen zu haben. Doch alles auf der Reise versuchen wir als Bestimmung zu sehen. Also fügen wir uns in unser Schicksal, und wenden den Leo.
Wenige Minuten später finden wir uns mitten in einer kurdischen Familie wieder, sitzen auf dem Boden und frühstücken. Es ist so unwirklich, fast wie im Traum. Kaum haben wir uns mit einer Situation abgefunden, erleben wir die nächste. Ein junger Mann, der bei dem Unfall stand, hat uns in sein Haus eingeladen. Und so erleben wir nun, wie die Frauen in ihrem Haus herumwirbeln, mit den Kindern beschäftigt sind, den Ofen heizen, den Tee bereiten. Es ist spannend, dem allen zuzusehen. Alle Generationen leben hier gemeinsam. Die Eltern, sieben Kinder, Schwiegertöchter, deren Kinder, und die Oma läuft auch umher. Zum Essen auf dem Boden sitzen das kennen wir ja. Da wir es zu Hause selbst lieben, so zu frühstücken.
Frisch gestärkt gibt es noch ein paar Fotos und weiter geht unsere Fahrt. Wieder auf die Fähre, ein Stück des Weges zurück, um dann nach Mardin zu fahren. Die Stadt liegt 30 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt und ist ein wichtiger Punkt auf der Seidenstraße gewesen. Viele Handelswege, aus allen Richtungen, führten hier entlang. Bevor wir uns morgen früh die Altstadt ansehen wollen, stehen wir nun erst einmal auf einem Parkplatz vor dem Museum, der uns als Nachtplatz empfohlen wurde. Ja, ich gebe es zu. Ein wenig mulmig ist mir heute zu Mute. Doch ich glaube an das Gute und gehe nun schlafen.
Quasi im Lehrerzimmer
07.02.2015 Turkey / Siverek / N37°45’00.8“ E039°19’25.0“
Das Mittelmeer haben wir heute endgültig hinter uns gelassen. Nachdem wir ihm auf der Durchreise noch einmal zuwinkten. Wegen des Schnees in den Bergen, mussten wir doch die Südroute, nahe der syrischen Grenze wählen, um nach Ostanatolien zu kommen und konnten nicht, wie gedacht, durchs Gebirge fahren. Ostanatolien; eine Gegend die scheinbar nicht so häufig bereist wird. Selbst unsere Freunde aus Istanbul waren noch nie hier und wollen von uns wissen, wie es so ist. Wir machen also eine Scouting Tour für unsere türkischen Freunde 😉
Als wir vor Wochen gemeinsam in Istanbul über der Landkarte saßen und die Tage in Ostanatolien besprachen, war das für mich alles noch unendlich weit weg. Und nun, nun sind wir tatsächlich da.
Wie ist es nun hier? Ja, anders. Ruhiger, großflächiger, die Menschen wirken zurückhaltender. Das Land scheint unendlich, mit riesengroßen leeren Flächen. Dazwischen tauchen Städte und Dörfer auf. Bevor das nächste ‚Nichts’ beginnt. Die Menschen, denen wir begegnen, sind freundlich zu uns, auch wenn eine Ernsthaftigkeit in den Gesprächen aufflackert, die ich so im Westen des Landes nicht wahr genommen hatte.
Ein Mann in einem Bistro sagte auf die Frage, wie das Leben hier sei: „Nun, nicht gut und nicht ganz schlecht.“ Ein Chirurg antwortete auf die gleiche Frage: „Der Krieg..., da muss ich rund um die Uhr arbeiten. Es ist sehr hart für mich als Chirurg, die vielen Schussverletzungen...“
Auf der Fahrt haben wir uns heute sicher gefühlt. Nachts ist es dann halt so eine Sache... Da ist wildes Campen nicht wirklich angeraten, hier in der Nähe zu Syrien. So folgten wir zum Übernachten einem Tipp unserer Freunde, zu „Lehrer-Häusern“ zu fahren. Das seien sichere, bewachte Adressen. Es sind Gebäude, in denen die Lehrer wohnen, die aus dem ganzen Land kommen und nebenan in der jeweiligen Schule arbeiten. Da gibt es dann, wie in einer Jugendherberge, jemanden, der für den Tee zuständig ist, während alle im Fernsehraum abhängen. Und so saßen wir dann gemeinsam im Lehrer-Fernsehraum und tranken Tee. Jetzt sind wir vor der Tür in unserem Leo und haben es uns gemütlich gemacht. Ich finde es jeden Tag bemerkenswert, dass, egal wo wir mit dem Leo stehen, wie es draußen um uns beschaffen ist, hier drinnen immer die gleiche Atmosphäre herrscht. Lediglich die Geräuschkulisse von außen ändert sich.
Der frühe Vogel…
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Göreme, "Love Valley" - aus dem Ballon fotografiert
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Göreme, Errossion Strukturen aus Vulkanasche über Jahrtausende entstanden
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Göreme, Errossion Strukturen aus Vulkanasche über Jahrtausende entstanden
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Ballonfahrt über Kappadokien in Göreme
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Göreme, Errossion Strukturen aus Vulkanasche über Jahrtausende entstanden
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Göreme, "Fairy Chimney´s" - Wohnhäuser damals wie heute
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Göreme, Errossion Strukturen aus Vulkanasche über Jahrtausende entstanden
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Göreme, Errossion Strukturen aus Vulkanasche über Jahrtausende entstanden
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Göreme, "Love Valley" - aus dem Ballon fotografiert
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über Göreme/ Kappadokien/ Türkei
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Göreme, "Love Valley" - aus dem Ballon fotografiert
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Der frühe Vogel…
06.02.2015 Turkey /Erzerlin / N36°53’26.6“ E035°56’47.1“
Wir haben es uns heute gegönnt, um 5.55 Uhr aufzustehen. Ist uns nicht mal schwer gefallen. Es klopfte an den Leo und schon war alles klar. Aufbruch zu unserer Ballon Fahrt! Eigentlich hatten wir vor gleich am Morgen weiter zu fahren. Doch gestern Abend fanden wir den Gedanken schön unserer Zeit in Göreme noch ein kleines Krönchen aufzusetzen. Und so beschenkten wir uns mit einer Ballon Fahrt.
Gemeinsam mit vier Chinesinnen und einer türkischen Familie stiegen wir um 7 Uhr, zum Sonnenaufgang, in den Korb. Die Luft war glasklar und morgendlich frisch. Irgendjemand schien eine Dose „Scharfzeichner“ versprüht zu haben, so gestochen nahm ich alles um mich herum wahr. Mir leuchtet vollkommen ein, was die frühen Vögel an dieser genialen Morgenstimmung finden. Ich hätte mich darin baden können, so wohl war mir. Ganz langsam, Zentimeter für Zentimeter erhoben wir uns von den Grasbüscheln unter uns, um in das Blau des Morgens aufzusteigen. Mit einem Mal war alles ganz still. Ich war innerlich völlig ruhig, Sten ging es ebenso. Dieses Gleiten mit dem Wind hatte auf uns eine so sanft machende Wirkung. Geschwindigkeit, Höhe, Temperatur, alles wurde in meinem Empfinden Eins. Im geräuschlosen Dahinschweben. Ab und an mal ein Fauchen des Feuerstrahls, doch das machte die Stille danach nur noch deutlicher spürbar. Unter uns stellten sich ständig neue Muster und Formen zusammen, fast wie in einem Kaleidoskop. Der Raureif lies dabei jedes Detail noch brillanter hervor treten. Und so war es ein Tanz für unsere Augen, an dem wir uns nicht satt sehen konnten.
Lustige Namen gab es auch. Eines der Täler heißt „Love-Valley“. Warum, ist glaube ich auf den Fotos ganz vortrefflich zu sehen.
Nach der unglaublich sanften Landung gab es noch die Sekttaufe und das Zertifikat. Auf das Anzünden einer Haarsträhne wurde hier verzichtet. Ist vielleicht bei so vielen Kulturen dann mitunter schwierig durchzuhalten.
Auf jeden Fall hatten wir ne Menge Spaß und sagten unserem Leo ‚Guten Morgen’ zu einer Zeit, in der wir sonst das erste Auge öffnen. Heute hatten wir ihm schon echt was zu erzählen als wir zu ihm zurück kamen.
Munter zogen wir dann zu Dritt weiter unserer Wege.
Im Dunkeln ist gut munkeln
05.02.2015 Turkey /Neveshir/ N38°38’04.1“ E034°44’22.8“
Heute ging es aber mal so was von abwärts... Einhundert Meter unter die Erde...
Eine verrückte Gegend ist das hier, rund um Göreme. Die Einen schabten sich die Aschekegel, die aus dem Boden ragen, so weit aus, dass sie darin leben konnten. Ganze Dörfer entstanden auf diese Art. Dabei wurden selbst Tische, Bänke, Wäschetröge, Schlafstätten, Vorratsregale, Lampenhalter und, und, und aus dem Stein herausgearbeitet. Die Menschen hatten den großen Vorteil, dass sie einfach vor die Tür treten konnten, um im Tageslicht zu stehen.
Ganz anders sah es da in den Untergrund Städten aus. Zum Schutz vor Angreifern zogen es die Menschen vor 5.000 Jahren vor auch unter der Oberfläche zu leben. Bis zu 100 Meter tief in die 400 Meter dicke Tuffstein Schicht (Vulkanasche) gruben sich die Menschen ihre Wohnräume. Selbst Kirchen entstanden unterirdisch. Auf diese Art konnte das gesamte Leben unter der Oberfläche stattfinden. Nur mit dem Tageslicht war es eben so eine Sache. Ab und an mussten die Menschen nach oben, um nicht krank zu werden. So lebte man vor 5.000 Jahren in friedlichen Zeiten über der Oberfläche und in kriegerischen darunter. Wie die sich orientiert haben, ist mir ein vollkommenes Rätsel. 4.500 Räume zählt die unterirdische Stadt, die wir heute besucht haben. Und alles durch schmal, super niedrige Gänge miteinander verbunden. Die Menschen hatten zwar Löcher in den Wänden, um sich von einem Raum zum anderen unterhalten zu können. Doch mich beflog schon eine leichte Panik bei der Vorstellung, in dieser Menge an Räumen falsch abzubiegen. Oder wenn sich Sten dann einen Spaß daraus macht, einen der großen Türsteine vor den Gang zu rollen. Wie er so etwas ja gern mal macht, nur um zu sehen, was dann passiert...
Glücklicherweise haben wir es gemeinsam geschafft wieder im Tageslicht anzukommen! Und so gab es am Abend ein mehrfaches Verabschieden von Atil. Da war die Flasche Raki leer, bevor wir uns so recht versahen.
Heute auf dem Mond gelandet
04.02.2015 Turkey /Nevsehir/ N38°38’04.1“ E034°44’22.8“
Ich kann es mir nach wie vor nicht vorstellen, wie es möglich ist, dass 400 Meter Asche eines Vulkans niederfallen, schweben, prasseln, regnen, was weiß ich. 400 Meter, welche Unmengen! Da muss es ja ganz schön lange dunkel gewesen sein. Denn Sonnenlicht kommt da ja wohl nicht mehr durch. Auf was für einer unglaublichen Erde leben wir! Auf der sich diese Asche dann verdichtet hat und nach und nach Wind und Wasser die Formen geschaffen haben, die wir heute sehen. Ich stehe echt staunend davor. Manche dieser „Zuckerhüte“ tragen obenauf einen Stein aus noch dichterem Material. Die verhindern, dass der Kegel weiter abgetragen wird. So stehen diese „Figuren“ schwatzend und miteinander lachend in der Gegend herum. Denn sie sehen oft wirklich aus wie Tanten beim Kaffee.
Am Abend gab es die Fortsetzung unseres Cooking Projektes. Wieder ein so unglaublich leckeres Gericht. Und diesmal mit Familienanschluss. Wir kochten mit Atil, Gaye und ihren beiden Kindern gemeinsam eine leckere Pfanne gefüllter Auberginen. Als krönenden Abschluss lernten wir, wie man echten türkischen Kaffee zubereitet. Selbst im Kaffeesatzlesen sind wir nun firm.
Tagtraum
03.02.2015 Turkey /Neveshir/ N38°38’04.1“ E034°44’22.8“
Der neue Tag. Er kam ganz allmählich in Gang. So ruhig nahmen wir Abschied vom Meer. Die Traurigkeit trug uns in die Berge. Mit aller Nachdenklichkeit über das woher und wohin nahmen wir Kilometer für Kilometer in Angriff. Es ist hier so, dass uns die Gegenden zu Heimaten werden. Müssen wir eine verlassen, so ist es wie ein Abschied von einem lieb gewonnenen Freund. Doch wir tragen diesen in unseren Herzen, um uns neuem gegenüber zu öffnen. Regen und Nebel stellen uns auf die Probe, ob wir bereit sind für Freundschaft, weit ab vom Sonnenschein. Doch kleine Lichtblitze tuen sich auf. „Kommt, hier um die Ecke, da steht euer LKW besser.“ „Wie großartig, eine türkische Flagge in einem solchen Fahrzeug, wir sind stolz.“ Das sind die Begrüßungssätze in den Bergen. Unsere Herzen werden gleich wieder weicher, unsere Füße in der Kälte der Berge wärmer. Wir stehen vor Häusern aus Lavaasche. 400 Meter hoch lagen die Ascheberge, aus den viele Jahre später feste Materie wurde. Menschen kratzen sich ihre Wohnhöhlen daraus. Wir stehen da und sind uns nicht sicher, ob wir träumen. Der Nebel tut sein Übriges dazu. So fasziniert sind wir vom Anblick. Es ist, als stehen wir vor einem großen Gemälde.
Am Abend geht es weiter mit unsrem Kochprojekt. Wir finden uns wieder mitten in einer Familie: Vater, Mutter, Sohn, Tochter. Alle lustig beieinander. Und wir, die von Draußen. Der Abend wird lang, die Nacht kurz. Ich sage ja, ‚Tagtraum’.
Tanzen zur Saz
02.02.2015 Turkey / Erdemli / N36°28’50.0“ E034°10’28.5“
Upps, da ist es ja schon Februar. Weihnachten und unsere Abfahrt liegen lange zurück, Silvester auch. Irgendwie fühlen wir uns einerseits noch sehr am Anfang unserer Reise, andererseits sind wir inzwischen mittendrin. Ohne uns täglich die Frage zu stellen, was wir hier eigentlich tun. Wir denken inzwischen kleinteiliger von Tag zu Tag, von Begebenheit zu Begebenheit und sehen nicht mehr dieses ganze Jahr als Brocken vor uns. Wir nehmen an jedem Tag was er uns gibt und stellen uns auf das ein, was vor unseren Augen auftaucht. Die Eingewöhnungszeit scheint mit der Länge der Gesamtreise zusammen zu hängen. Habe ich im Ganzen nur eine Woche Zeit, bin ich nach einem Tag „angekommen“ steht mir ein Jahr zur Verfügung, dauert es einen knappen Monat, bis ich innerlich das Gefühl habe, „da“ zu sein. Das waren meine Gedanken, als wir uns heute Kurve um Kurve nach oben und unten durch das Taurus Gebirge geschraubt haben.
Da ich glaube, dass sich die Dinge die geschehen, wie die Stimmungen an den Tagen, das Wetter, das, was gerade wichtig erscheint, das Erlebte und was weiß ich nicht noch alles am Ende zu einem großen Gefühlsbrei zusammen schieben, schreibe ich jeden Tag das für mich Markante auf. So war zum Beispiel die niedrigste Temperatur bei uns im Januar -7 Grad (das Abwasserrohr fror uns ein) und die Höchste lang bei +19 Grad. Alle Tage zusammengefasst hatten wir im Januar im Durchschnitt 10 Grad. Ich finde das völlig ok. War es ja vor der Reise meine große Sorge, dass ich immerzu frieren werde. Gerade jetzt am Anfang. Doch ich fühle mich ausgesöhnt. Ich weiß, dass es in den nächsten Tagen wieder kälter bei uns werden wird, sogar sehr kalt. Doch mir ist inzwischen klar, dass wir immer wieder diesen Wechsel von Wärme und Kälte haben werden. Damit komme ich gut klar, wenn ich weiß, dass sich die Kälte nicht über Wochen zieht.
Zurück zum spontanen Einlassen. Als wir vorhin Halt für diese Nacht machten und vor dem Leo saßen, kamen wir mit einem Mädchen, sie sprach Englisch, ihrem Vater und einem Cousin der Familie ins Gespräch. Woher? Wohin? Ein Blick in den Leo. Beim Gehen die Frage: „Trinkt ihr Kaffee mit Zucker?“ Dann waren sie weg. Wenige Minuten später standen ein Neffe, ein Cousin, mehrere Tanten und das Mädchen, mit frisch gebrühten türkischen Kaffee in der Hand, vor uns. Mit Zucker! Der Neffe hatte seine „Saz“ mitgebracht, um uns etwas darauf vorzuspielen.
Scheinbar aus dem Nichts, war eine wundervolle Stunde entstanden.
Sie sind da !
01.02.2015 Turkey / Gazipasa / N36°14’31.6“ E032°17’17.8
Ein Sonnen Sonntag, wie wir ihn uns wünschen. Den Tag ganz langsam anrollen lassen, wie eine der großen, überschäumenden Wellen vor unseren Augen. Frühstücken, bis sich die Silbe ‚Früh’ der Lächerlichkeit Preis gibt. Laufen am Meer, Pilates am Meer, Yoga am Meer. Der gekühlte Rosé Wein gibt dem Tag einen rötlichen Schimmer. Er schmeckt heute besonders gut, da der nahende Abschied uns spüren lässt, wie wohl uns gerade ist. Ja, Abschied. Ab morgen geht es weiter. Weiter in die Berge. Das Meer im Rücken, ohne ihm den Rücken kehren zu wollen. Da kommt nichts Gelegener, als dieser Tag mit unseren Freunden Özlem und Veli. Jetzt, genau hier merken wir, was es heißt, im Augenblick zu sein und aus ihm Kraft zu schöpfen. Wir sind uns der Einzigartigkeit so was von bewusst und bekommen das Lachen nicht von den Gesichtern gekratzt.
Zum Sonnenuntergang, dann wenn die Tomaten am schönsten leuchten, gibt es das nächste oberköstliche türkische Gericht. Ich kann nicht anders als schwärmen.
Und dann, dann kommt es zu dem Knall am Tag! Was da knallt, ich weiß es nicht. Vielleicht ist es ein Stein von unserer Seele. Veli zieht einen großen gelben Umschlag aus der Tasche. Kurz vor seinem Abflug zu uns, flatterten am Freitag unsere Visa für den Iran auf seinem Schreibtisch in Istanbul. Das hat geklappt! Was für ein Timing! Wir sind so dankbar. Es scheint, als sollen wir weiter reisen. Wir haben den Eindruck, als habe sich für uns die nächste Tür geöffnet. Ok, dann fahren wir mal darauf zu...
Der Bart muss ab
31.01.2015 Turkey / Gazipasa / N36°14’31.6“ E032°17’17.8“
Was für ein Tag. Manchmal fühlt sich ein einziger Tag glatt wie ne Woche an. So viele kleine Momente und Begebenheiten. Da kann man abends schon mal im Bett liegen und denken: ‚Hey, was war das denn heute?’ Am Morgen bei gefühlter Dunkelheit aufgestanden, um unsere Freunde aus Istanbul vom Flieger abzuholen. Das war lustig. Wir, die wir hier zu Gast sind, stehen da, um die, die hier leben, zu begrüßen. Verdrehte Welt. Doch so ist sie nun einmal... Die erste Aktion; wir kommen nicht vom Flughafengelände da wir das Ticket verloren haben. Da hilft kein Zureden, dass wir doch gerade erst gekommen sind und dass sich der Mann doch an unser Fahrzeug erinnern kann.... Das Ticket muss her! So einfach. Also, Film zurück spulen; was genau haben wir getan? Wann verloren wir das Ticket? Beim ‚Fahne zum Winken’ aus der Tasche ziehen? Nein. Beim Warten? Nein. Und dann lag es doch vor uns, genau an der Stelle, an der wir mit einem Polizisten erzählt haben. Manchmal hilft ein „Pilzsucherblick“, so am Boden entlang...
Nun aber los, wir haben alle riesigen Hunger! Abends haben alle Restaurants lange offen, doch am Morgen ist das schon eine kleine Suchaktion. Nicht so wild, doch der Regen weicht uns äußerlich auf. Belohnung pur! Ein türkisches Frühstück, bestehend aus gebratenem Ei, gekochtem Ei, Honig, Nüssen, Schafskäse, Ziegenkäse, Oliven und Weißbrot. Ein wohliger Moment.
Mutig geht’s wieder in den Regen hinaus. Nächste Station. Wir brauchen Wasser. Hier in Gazipasa kommt das Wasser direkt aus den Bergen, ist sauber und schmeckt super gut. Ideal für uns. Die hier ansässige Feuerwehr hilft uns weiter. Die Männer freuen sich, dass an diesem Regentag was los ist. Denn nach Feuer sieht es heute erst mal nicht aus. Unser 500 Liter Tank wird blitzschnell aufgefüllt. Auch wenn der Feuerwehrmann hinterher patschnass ist, vom starken Wasserdruck. Sein Gesicht strahlt, weil er uns helfen konnte. Ein herrlicher Moment.
Noch ein Tee, noch ein wenig über der Landkarte philosophiert. Und schon ist der Regen vorbei.
Nächste Station. Unsere Internetkarte muss wieder aufgeladen werden. Das ist immer eine kleine Aktion. Also hilfreich, einen Einheimischen dabei zu haben. Die Frau am Turkcell-Schalter schaut erst etwas ungläubig und steht ganz still da, doch nach einigem hin und her haben wir neue 10 GB erworben. Geht doch.
Wir laufen an einem Barbier vorbei. Der sieht so sympathisch aus. Also los, rein zu ihm. Schon sitzt Sten auf dem Stuhl. Das rosa Handtuch liebevoll umgelegt. Ein paar Sekunden später ist sein Gesicht voll mit dickem Seifenschaum. Ein Schauspiel läuft vor unseren Augen ab. Am Ende noch mit Feuer bearbeitet zur besseren Haltbarkeit... Und dann sitzt ein Sten vor uns der verwandelter kaum aussehen könnte. Ein fröhlicher Moment.
Nächste Station. Wir wollen heute wieder kochen. Die türkische Speisefolge steht schon. Und mit einigen Anrufen bei Velis und Özlems Mutter, sind auch die Zutaten klar. Was macht uns mehr Spaß, als durch die Gassen zu laufen und in dem Meer von fremden und bekannten Zutaten zu schwimmen? Dabei viel reden, probieren, kaufen, weiter. Wir genießen es. Ein bunter Moment.
Holz fehlt noch für das Feuer! Vor unseren Augen wird gerade eine Moschee gebaut und so liegt Holz ohne Ende herum. Doch trotzdem, nein, Holz gibt es nicht für uns... REDEN. Oder vielleicht ein paar Stück... REDEN. Oder, na ja, doch, nehmt was ihr braucht... REDEN. Ach, ihr seid ja ganz nett... REDEN. Kommt, wir zeigen euch unsere Moschee. So erleben wir es oft. Es öffnen sich Türen, wo wir sie gar nicht erwarten. Ein schöner Moment.
Dann ab ans Meer. Wir haben Glück, das Wetter ist gut. Schon brennt das Feuer und unser Kochspaß kann beginnen. Fisch in allen Variationen. So was von lecker. Ein vollkommener Moment. Ein glücklicher Tag.
Und plötzlich war es dunkel
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Der Nachtisch extra für uns von Songül gezaubert
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Moringa - Pulver vom Wunderbaum aus der Himalayaregion
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Wo die Sprache aufhört, fängt die zeichnung an
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Hans aus Wolgast will für die nächsten zwei Jahre hier in Gazipasa leben
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Das ganze Restaurant hat einen Geheimtip auf Lager
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Irgendwie versteht man sich schon
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mal wieder lecker Kebap
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Hans, Songül, Sten
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gesucht, gefunden!
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Und plötzlich war es dunkel
30.01.2015 Turkey / Gazipasa / N36°14’31.6“ E032°17’17.8“
Der Tag kam langsam ins Rollen. Regen. Also gut. Die inneren Motoren noch mal auf Leerlauf stellen. Lecker Rührei mit Tomaten zum Frühstück. Draußen Regen. Einen Kaffee trinken. Draußen Regen und Wind. Mein Buch hervor holen und lesen. Draußen Starkregen und Düsternis. Das Laptop aufklappen und Schreiben. Draußen Regen und Blitze. Dabei kann so ein Vormittag schon mal ins Land gehen. Bis vor kurzem war es mir kaum vorstellbar, dabei ruhig zu bleiben, mich hineinzubegeben in die Situation, wie sie nun einmal ist. Ohne innere Unruhe, weil ja anderes gedacht war. Ich lerne gerade, wie gut es mir tut, entspannt die Dinge zu nehmen, wie sie nun einmal geschehen. Ohne Gegendruck, einfach im Mitfließen. Echt ne Lektion für mich.
Scouting ist heute unser Thema. Morgen kommen unsere Freunde aus Istanbul zu Besuch und wir wollen sie gebührend empfangen. Also, wo können wir gemeinsam frühstücken, was unternehmen und anschauen? Denn wir sind es ja , die nun hier in Gazipasa ‚heimisch’ sind.
Unser erster Anlauf, ein herrliches kleines Restaurant am Meer. Dahinter riesige Felswände und alles wunderbar einsam gelegen. Die Stimmung passt, wir treten ein.
Frisch gepresster O-Saft, eine Tasse Kaffee und Sonnenschein. Was braucht es mehr? Wir fragen und reden und fragen weiter nach interessanten Plätzen in der Umgebung. Ist ja unsere Scouting Tour...So geht die Zeit dahin. Wir erzählen mit Songül, als kennen wir uns schon ewig. Wir hören Hans und seinen Geschichten zu. Unsere Gespräche fließen nur so dahin. Mit den Themen kommt ein türkische Kakao, das erste Glas Wein, ein Zweites, ein weiteres. Inzwischen doch hungrig geworden gibt’s herrlich duftende Fleischspieße mit Gemüse, gefolgt von türkischem Nachtisch. Die Zeit. Welche Zeit? Der erste, zweite, dritte...Tee. Dabei einmal um die Welt geredet, viel gelacht und Spaß gehabt.
So lieben wir das Leben; spontan und unerwartet.
Ein Blick nach draußen, wir schauen uns an. Alles klar. Die Tour morgen wird eher spontan verlaufen. Weiter suchen macht jetzt keinen Sinn mehr.
Denn „plötzlich“ ist es dunkel.
Es braucht nicht viel
29.01.2015 Turkey / Gazipasa / N36°14’31.6“ E032°17’17.8“
Wir leben hier vollkommen mit dem Wetter. Alles ist ganz unmittelbar. Ist es trocken und mild, sind wir ab der ersten Minute am Morgen draußen. Regnet oder hagelt es, wie heute, so ziehen wir uns kurzzeitig in unseren Leo zurück. Die Tagesplanung ist direkt an das Wetter gekoppelt. Heute fing es nach dem Frühstück wie aus Kannen an zu regnen. Also war uns sofort klar, der Lauf am Strand kann warten, wir legen uns einfach noch mal hin. Lesen, Schreiben, Geradeausschauen und dabei dem Regen zuhören. Das alles ohne einen Hauch von innerer Unruhe und Getriebenheit. Mir scheint, wir werden innerlich tatsächlich ruhiger. Auch wenn wir es kaum glauben und über uns selber lachen. Ob das nur hier so ist, oder irgendein Hauch davon später bleibt? Keine Ahnung. Wir werden sehen...
So, der Regen ist vorbei. Also raus und das geniale Schauspiel am Himmel begucken. Es ist unglaublich, was wir für Wolken Choreografien zu sehen bekommen. Von Schwarz, auf Nachtblau wechselnd, dazu ein halbtransparenter Regenvorhang, der sich langsam walzenartig nach vorn schiebt. All das in einem unglaublichen Tempo. Und wir, wir stehen in der ersten Reihe.
Ortswechsel. Nächster Meeresabschnitt. Neues Himmelsschauspiel. Diesmal wird wohl ein Gruselfilm inszeniert. Kaum Farbe zu sehen, alles in Schwarz / Weiß gehalten. Dazu eindrucksvoll pointiert, gekonnt platzierte Blitze. Wir sind beeindruckt. Tagesfazit. Viel gelaufen, tut unglaublich gut! Geniale Wolken, wir danken! Und bei alledem das Licht, ich bin erfüllt davon.
Mußt Du unbedingt probieren!
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Mußt du unbedingt probieren... typisch türkischer Wochenmarkt
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typisch türkischer Wochenmarkt
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..und machen ein schönes Feuerchen.
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Frühstück am Strand von Tagsagil
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typisch türkischer Wochenmarkt
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typisch türkischer Wochenmarkt
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typisch türkischer Wochenmarkt
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So sieht die "Türkische Riviera" im Winter aus.
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typisch türkischer Wochenmarkt
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typisch türkischer Wochenmarkt
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typisch türkischer Wochenmarkt
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typisch türkischer Wochenmarkt
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typisch türkischer Wochenmarkt
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typisch türkischer Wochenmarkt
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So sieht die "Türkische Riviera" im Winter aus.
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ein schönes Plätzchen am Strand. Da wo im Sommer die Touristen liegen, stehen wir nun mit dem Leo!
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typisch türkischer Wochenmarkt
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typisch türkischer Wochenmarkt
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So sieht die "Türkische Riviera" im Winter aus.
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Der Zuckerwatteverkäufer - typisch türkischer Wochenmarkt
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Wasserkanister kaufen.
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Endlich richtigen Knoblauch - typisch türkischer Wochenmarkt
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Zu Hause kommt das Trinkwasser aus der Leitung, hier leider nicht ;-(
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typisch türkischer Wochenmarkt
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So sieht die "Türkische Riviera" im Winter aus.
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So sieht die "Türkische Riviera" im Winter aus.
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Liebevoll wird jede Rübe angeordnet - typisch türkischer Wochenmarkt
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typisch türkischer Wochenmarkt
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typisch türkischer Wochenmarkt
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EdeundSten
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typisch türkischer Wochenmarkt
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So sieht die "Türkische Riviera" im Winter aus.
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Mühevoll Kanister um Kanister einfüllen, jedoch die Tankanzeige bemerkt es kaum
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typisch türkischer Wochenmarkt
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Mußt Du unbedingt probieren!
28.01.2015 Turkey / Tasagil / N36°42’39.0“ E031°33’43.5“
Wir können es uns schon fast nicht mehr vorstellen, ohne Meeresrauschen im Ohr zu erwachen und mit selbigem einzuschlafen. Das hat was Beruhigendes. Unser Herzschlag scheint sich dem Rhythmus des Meeres angepasst zu haben. Wir fühlen uns wohl und ganz bei uns selbst, wenn wir am Meer sitzen, am Meer laufen, am Meer stehen, am Meer sind. Mir wird bewusst, dass das Meer nun seit dem 29.12. unser täglicher Nachbar ist. Kein Tag ohne Blick aufs Meer. Kein Tag ohne salzigen Geschmack auf der Haut und dem Wind im Gesicht. Freipusten. Freirennen. Freischreien. Alles das machen wir hier. Jetzt, da außer uns niemand da ist. Wie wundervoll! Wir fühlen uns wohl in der Gesellschaft der abgehalfterten Gestänge und Gerüste, so unverstellt, so ehrlich und klar. Bereit für ein offenes Gespräch unter Freunden. Wir machen schon mal ein Bier auf und hören einfach zu.
Szenenwechsel.
Unter die Einheimische mischen, um zu besorgen, was im Leo gerade fehlt macht Spaß. So ertrinken wir fast in der Farbenvielfalt und dem Geruchsfasching des Marktes, gehen darin baden und fließen von Stand zu Stand. Hier der frische Knoblauch, dort Trockenkäse in einem Kübel aus Ziegenfell. Unsere Augen sind angezogen von einem Eimer mit frisch angerührtem Tomatenmark und den Gewürzen gleich um die Ecke. Es bereitet uns Freude, mit den Leuten zu scherzen, ihre so liebevoll aufgebauten Köstlichkeiten zu probieren und hier und da etwas zu kaufen. Wir stoßen uns an und sagen: „Mensch, es ist Januar. Bei der Vielfalt möchte man meinen, es sei bald Sommer.“ Mit dem Sommer in den Augen ziehen wir weiter.
Symbiose der Stein-Tomaten
27.01.2015 Turkey / Konyaalti / N36°47’01.1“ E030°34’17.8“
Ihr werdet sagen: „Was, schon wieder Steine?“ Dabei kann ich euch beruhigen. Wir konfrontieren euch lediglich mit der Spitze des Eisberges. Hier gibt es weitaus mehr historische Stätten und Ausgrabungen. Doch auch wir picken uns nur Einiges heraus und suchen dazwischen gern Orte auf, an denen wir unsere tägliche Ration frisch gepressten Granatapfelsaft, türkischen Apfeltee oder ein Efes-Bier trinken. Eins ist uns jedoch seit heute klar. Das Rätsel um die Frage, warum es hier so viele wichtige Steine gibt, ist gelöst! Na klar, die züchten die Steine in den Gewächshäusern, die näher an den biblischen Orten nicht stehen könnten. Tatsächlich, kaum ein Meter Abstand können wir ausmachen, zwischen kurzlebigem Foliengewächshaus und den Jahrtausenden alten Steinen. Eines gefällt mir daran. Die Vergangenheit des Landes fühlt sich dadurch so eingewoben in das Jetzt an. Kein Sicherheitsabstand, sondern nah am Leben. Keine Künstlichkeit, sondern Alltag und Normalität. Die Steine werden dadurch ein wenig von ihrem Sockel gehoben und die Tomaten bekommen einen Hauch von Bedeutsamkeit. Optimal, diese Stein-Tomaten Symbiose.
Wir sind in Myra, der Stadt, die ihren Namen dem Myrrhe-Geruch der Zeit des 5. Jahrhunderts v. Chr. zu verdanken hat. Sie liegt „20 Stadien vom Meer entfernt“. Eine Angabe in dem Maß, welches sich an der damaligen Länge eines olympischen Stadions von 192,27m orientiert. Also, knapp 4 Kilometer im Landesinneren. Neben den vielen steinernen Theatermasken, die uns bei jedem Schritt mit weit aufgerissenen Mündern und Augen entgegen starren haben es uns heute besonders die lykischen Felsgräber (Nekropole) angetan. Hoch über unseren Köpfen, in den Berg gemeißelt, sehen sie eher aus wie Wohnhäuser, denn wie Gräber. Doch wer weiß das schon so genau. Vielleicht schauen die Begrabenen ja tatsächlich aus ihren Häusern zu uns herunter...
Ausgerechnet heute haben wir keine geputzten Stiefel und dummerweise ist morgen nicht der 05. Dezember. Sonst hätten wir glatt die Stiefel vor unseren Leo gestellt. Ist Myra doch die Stadt, in welcher der Heilige Nikolaus wohltätig wirkte und am 06. Dezember im Jahr 351 begraben wurde.
Das Nageln war heute der Hammer
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Jeder hat hier seine eigenen Ausgrabungen im Vorgarten
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nettes kleines Amphitheater in Kas mit super Akustik
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Am Strand von Demre stehen im Winter mindestens 50 Holzboote zur Reparatur auf dem Trockendock
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Demre - Die Stadt der Gewächshäuser
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Das Nageln war heute der Hammer
26.01.2015 Turkey / Demre / N36°13’15.1“ E029°58’40.6“
Türgriffe. Türknaufe. Türklinken. Die Einen ziehen mehr ran, die anderen drücken mehr auf, die nächsten geben eher mit einer wohlwollend nickenden Bewegung den Weg frei. Ich fühle mich heute angezogen von ihrer Vielfalt, Schönheit und Eigenart. Mal haben sie lustige Gesichter, mal scheinen sie traurig zu sein, und lassen ihre Klinke hängen. Und dann wieder stehen sie selbstbewusst aber so was von exakt im rechten Winkel, dass ich bei so viel Korrektness geradezu stramm stehe. Welche Welt würde sich mir eröffnen, ginge plötzlich eine dieser Türen für mich auf? Ich stelle mir den Geruch eines blubbernden Gemüseauflaufes vor, der gerade im Ofen gart. Ich sehe vor meinen Augen ein gemütliches Zimmer, mit spärlichem Licht zwar, doch im Sommer macht das hier allemal Sinn. Türen sind irgendwie in einer Schlüsselrolle. Sie können die Welten im Innen und Außen voreinander verschließen oder miteinander verbinden. Kein neuer Gedanke, jedoch passend zum heutigen Tag.
„Geht eine Tür zu, so öffnen sich zehn Neue.“
Wir haben uns diesen Spruch heute spaßeshalber zu Herzen genommen und Sten ist spontan offenen Auges auf die Suche gegangen... Mal wieder was mit den Händen und vollem Körpereinsatz machen, herrlich. Wir landeten im Trockendock einer Werft. Als wir näher kamen, hörten wir es hämmern. Mal im gleichen Rhythmus, mal im Wechsel. Irgendwie ein toller Ort. Boote in ihrer vollen Größe zu sehen und vor allem aus einer so ungewohnten Perspektive, hat etwas von verkehrter Welt. Däumelinchen lässt grüßen. Nun, lange Rede... Ja, wir redeten lange mit einem der Bootsbauer und als genug geredet war, hielt Sten plötzlich einen Hammer in der Hand. Dann ging es los, das große Nageln, bis die Muskeln brannten. Zum Dank gab es einen Café und ne Menge Spaß.
Aller Tage Abend
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Schlafplatz bei Kayaköy/ Türkei am Strand
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Schlafplatz in Griechenland am Meer
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Schlafplatz bei Kayaköy/ Türkei am Strand
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Schlafplatz bei Menderes / Türkei am Strand
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Schlafplatz bei Fethiye/ Türkei am Strand
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Schlafplatz bei Foca/ Türkei am Strand
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Aller Tage Abend
25.01.2015 Turkey / Kas / N36°12’22.4“ E029°35’57.0“
Überraschung am Morgen! Werden wir wach und treten vor unsere Tür, so sehen wir oft zum ersten Mal den Platz, welchen wir uns am Vorabend im Dunkeln, im Schein der Scheinwerfer und Taschenlampen, für die Nacht gesucht haben. Spätestens um 18 Uhr ist es abends momentan stock dunkel. Und so geht das Tageslicht meist im Meer baden, wenn wir noch gar nicht bereit dafür sind.
Könnte man denken: ‚Nun, dann steht halt früher auf und nutzt das Licht aus. Geht mit den Vögeln ins Bett und kommt mit ihnen aus den Federn. Dann habt ihr mehr vom Tag.’ Doch unsere innere Uhr tickt hier anders. Und das ist gut so. Wecker ist tabu! Wir werden wach, wenn unsere Augen von selbst aufklappen. Wir wollen uns nicht treiben, nicht „müssen“ müssen. Dieses Gefühl von ‚freiem Lauf’ ist es, was uns ein Lächeln in die Mundwinkel bohrt.
Wir gönnen uns täglich ein ruhiges und ausgiebiges Frühstück, Zeit am Tag für all die Dinge, denen wir rechts und links des Weges begegnen. Ohne zu sagen: „Komm weiter, wir haben keine Zeit.“
Das ist schön. Das macht Spaß.
Ja und dann, dann geht es los. Tag für Tag. Wenn wir nicht gerade beschließen, länger an einem Ort zu bleiben. Alle anderen gehen langsam nach Hause, oder wissen zumeist, wo sie heute Nacht schlafen werden. Wir wissen es nicht. Wir müssen suchen. Wir haben unser Bett dabei. Doch, wo stellen wir es auf? Das Suchen sieht meist so aus, dass wir am Nachmittag an allen möglichen Stellen, die abgelegen und ruhig wirken, abbiegen um nachzusehen. Manchmal kurze Wege, manchmal ewig lange. Um dann mitunter festzustellen, dass der Weg nicht am Meer sondern auf einer Müllhalde endet. So wie heute geschehen. Das ganze Manöver drei, vier, fünf Mal pro Tag. Da kann die Sonne schon mal unter gehen dabei. Ewig wartet die nun auch nicht...
Ein Kriterium muss der Platz für uns erfüllen. Er muss uns beiden gefallen. Wenn einer von uns kein gutes Gefühl hat, weil er vielleicht gerade in einen frischen Hundehaufen getreten ist, und nun schlecht gelaunt Mühe hat, den Schuh von Geruch und Exkrementen zu befreien, dann geht es einfach weiter. Und heute? Heute haben wir auf einem großen Kiesplatz Halt gemacht, 300 Meter vom Meer entfernt. Rundherum gibt es Steilküste. Schön. Doch dann rollt Sten ja aus dem Bett 🙂
…und dazwischen ein Orangenbaum
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grauer Stein soweit das Auge reicht
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verfallene Wohnhäuser in Kayaköy
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Die Ruine der griechisch orthodoxe Kirche in Kayaköy
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Ein irrer Blick über die 3500 verlassenen Häuster von Kayaköy
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verfallene Wohnhäuser in Kayaköy
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nach 92 Jahren verblassen langsam die Farben in Kayaköy
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großer Zug an der Wasserpfeife
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Die alte Schule des vor 92 Jahren verlassenen Dorfes Kayaköy
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ein paar Details leben noch
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Das vor 92 Jahren verlassene Dorf Kayaköy
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Muse zum Zeichnen
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Ruinen des vor 92 Jahren verlassenen Dorfes Kayaköy
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Unser morgentlicher Kaffee.
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Ruinen des vor 92 Jahren verlassenen Dorfes Kayaköy
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Die Ruine der griechisch orthodoxe Kirche in Kayaköy
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Ruinen des vor 92 Jahren verlassenen Dorfes Kayaköy
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Aus der Flugzeugperspektive die ganze Tragödie im Überblick
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Gewitter über dem 3000m Bergmassiv bei Fethiye.
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Geisterdorf Kayaköy
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oft stehen nur noch die Schornsteine im Geisterdorf Kayaköy
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Am Rande des Ruinendorfes eine Taverne
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…und dazwischen ein Orangenbaum
24.01.2015 Turkey / Kayaköy / N36°33’30.6“ E029°03’35.8“
1923 verlassen. Heute bewegen wir uns durch das Jahr 2015. 92 Jahre stehen die Häuser der ehemals hier lebenden Christen aus Griechenland / West-Trakien nun also leer. Seit dem 13. Jahrhundert lebten sie hier. Wegen des Bevölkerungsaustausches zwischen der Türkei und Griechenland, nach der Gründung der Republik Türkei, mussten alle Bewohner von heute auf morgen ihre Häuser, ihre Gewohnheiten, ihre Nachbarn, ihren Weg zum Meer und aufs Feld, ihr bisheriges Leben in dieser wunderschönen Bucht verlassen und in Griechenland eine neue Bleibe finden. Wie hart muss das sein. Es war nicht einmal ein sorgsames „Umpflanzen“. Nein, es war ein stürmisches „Ausreißen“, ungeachtet all der Lebensfasern, die da im Boden mit diesem Land verwoben waren...
3.500 Häuser. In jedem Haus lebten mindestens vier Menschen. Das macht deutlich mehr als vierzehntausend Menschen. Vierzehntausend Schicksale. Was hat das Leben an solchen Stellen mit uns vor? Was ist der Sinn dahinter? Gibt es überhaupt einen oder ist es reine Willkür? Und wir müssen einfach lernen, mit diesen Schlägen und Wendungen im Leben klar zu kommen? Das Beste daraus machen. Das Gute darin finden. Oh, stelle ich mir alles andere als einfach vor, in diesem Fall. Das geht mir so durch den Kopf, während wir durch die Gassen des Dorfes am Hang laufen.
Mit den wenigen Menschen, denen wir unterwegs begegnen, verbindet uns auf diesem Stück türkischem Land irgendetwas. Dieses Kapitel Türkei/Griechenland scheint nicht das Einfachste in der Geschichte der Türkei zu sein. Bis heute. Wir grüßen einander, wir lächeln uns zu. Eine Frau spricht uns an. Wie ungewöhnlich. Sonst ist das hier Sache der Männer...
Sie erzählt uns, dass sie in Deutschland geboren wurde und mit 24 Jahren in die Türkei zum Heiraten kam. Die ersten Jahre waren schwer für sie, wie sie erzählt. Nun ist sie 32 und freut sich sichtlich, mit uns über Deutschland sprechen zu können.
Unsere Lebenswege. Unsere Schicksale. Und zwischen all dem wächst ein Orangenbaum...
Was geschieht, wenn nichts geschieht?
23.01.2015 Turkey / Fethiye / N36°40’45.0“ E029°05’03.5“
Wir sind es gewohnt, eine vollen Terminkalender, durchgeplante Wochenenden und Abende zu haben. Wir beklagen uns darüber und doch leben wir diesen Rhythmus, jahrein jahraus. So langsam komme ich dem auf die Schliche, warum das so ist. Diese Durchorganisiertheit, auch der freien Zeiten, also, die geplante freie Zeit. Es gibt uns Halt, schafft uns eine Struktur, an der wir uns fest halten, an der wir uns entlang hangeln. Wir wünschen uns größere Räume in Mitten des Netzes, doch auf das Netz ganz verzichten, das wollen wir offensichtlich nicht. Hm. Das geht mir durch den Kopf. An einem Tag wie heute. Die Sonne scheint, herrlichstes Wetter. Wir genießen was da ist. Und plötzlich kommt da diese Frage hoch, wie früher eine „Tele Lotto“ Kugel: „Was geschieht mit uns, wenn alle Struktur, alle Geplantheit weg fällt und wir vollkommen auf uns und den großen Raum um uns herum zurück geworfen werden?
Das ist die zentrale Frage heute. Eine Antwort, nein, die habe ich noch nicht darauf.
„God is everywhere“
22.01.2015 Turkey / Fethiye / N36°40’45.0“ E029°05’03.5“
Still. So ein ruhiger Tag. Ein ‚Fahrtag’ von A nach B. In unserem Fall von Ephesos nach Fethiye. Ein Tag, an dem es mir erscheint, als sehe ich lauter Stillleben um mich herum. Alles im Ausschnitt, losgelöst von dem, was drum herum sein mag. Nur die Bilder allein. Ohne Rahmen. Sie brauchen keinen. Die Szenen selbst bespielen jeden Winkel. Los geht es am Morgen. Sten beim Anbaden. Das Meer, der Horizont und Sten. Fertig, das erste Bild.
Weiter.
Ein Mann sitzt in Mitten eines Berges Orangen. Wir treten in die Szene hinein, und kaufen ihm 2 Kilogramm davon ab. Der Berg, noch immer genau so groß wie zuvor. Das Bild mit dem Mann, um ein Lächeln und ein paar freundlich gewechselte Gesten reicher.
Weiter.
An der Tankstelle eine große Wasserfontaine. Ein Mann steht auf der Laderampe seines Pickups und spritzt mit einem starken Wasserstrahl die Reste einer Mist Fuhre von der Rampe. Plötzlich ist der Mann komplett schwarz. Ein Klumpen hat sich durch den Wasserdruck gelöst, wechselt an der Rampe die Richtung und fliegt zurück. Das Bild: Pickup sauber, Mann nicht.
Weiter.
Am Abend auf einem kleinen Fischerkahn am Hafen. Wir bestellen ‚fish and chips’ und genießen die pure Atmosphäre. Nichts auf ‚schön’ getrimmt. Eingelegter Knoblauch neben Salzstreuer und Feuchttüchern. Eine lustige Truppe. Der kann auch die Tragik des Fernsehdramas im Hintergrund nicht schaden.
Die Begegnungen mit den Menschen machen uns Spaß. Gerade eben fährt ein Mann auf seinem Motorroller vorbei, hält kurz an und lädt uns für morgen früh zum Tee, gleich um die Ecke, ein. Beim Losfahren ruft er uns zu: „God is everywhere.“
Ausgrabung in 2.000 Jahren?
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Meine Skizzen zur Celsus Bibliothek in Ephesos/ Grabmal von Julius Celsus Polemeianus
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Der Hadrian Tempel von Ephesos
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Der Pollio Brunnen in Ephesos
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Säulen der Basilika in Ephesos
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Die Celsus Bibliothek in Ephesos/ Grabmal von Julius Celsus Polemeianus
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Die Latrienen von Ephesos
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Der Domitian Tempel in Ephesos
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Säulen der Basilika in Ephesos
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Die Celsus Bibliothek in Ephesos/ Grabmal von Julius Celsus Polemeianus
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Säulen der Basilika in Ephesos
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Kuretenstraße in Ephesos
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Die Ruinen des Freudenhauses in Ephesos
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Detail aus der monumentalen Celsus Bibliothek in Ephesos
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Die Celsus Bibliothek in Ephesos/ Grabmal von Julius Celsus Polemeianus
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Die Marmorstraße in Ephesos
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Ausgrabung in 2.000 Jahren?
21.01.2015 Turkey / Ephesos / N37°57’08.0“ E027°16’12.0“
Ephesos, schon gehört, doch nichts damit verbunden. Oh ja, ich oute mich. Ist ne Wissenslücke. Nun gut, heute war der Tag, an dem ich sie geschlossen habe. Muss ja einen Sinn haben, dass wir hier sind... Dann in diesem Fall wohl den, so einige Mosaikstücke in unsere Kopfpuzzle einzusetzen. Es wirkt jedenfalls überwältigend, beeindruckend, mächtig und stolz, wie die Säulen und Bögen sich da über und neben uns standhaft zeigen. Fünf Mal ist Ephesos in seiner Historie umgezogen. Versandung, Seuchen und Kriege zwangen die Entscheider in Ephesos immer wieder zu dem Schritt, die Stadt um ein paar Kilometer zu versetzen. Am Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. erstmals erbaut, stehen wir heute vor dem dritten Entwurf der Stadt, die an dieser Stelle nun bereits seit über 2.000 Jahren ihre Geschichten erzählt.
Ein großer Grashügel ist das Erste was ich sehe. Dahinter eröffnet sich eine Prachtstraße aus Marmor, die alles besitzt, was ein solches Bild in meinen Träumen ausmachen würde. Doch selbst wenn es der dritte Aufbau Ephesos ist, so erstreckt sich deren Bau- und Leb-Zeit immer noch über die unglaubliche Spanne von 1.000 Jahren. Stelle ich mir nun all die Generationen an Menschen vor, die hier jemals lebten und doch immer nur einen Ausschnitt dessen kannten, von dem, was jetzt vor uns steht, da ihr Leben an Jahren nicht ausreichte, so fühle ich mich auf eine besonderen Art geehrt. Da der eine Brunnen, errichtet 3 Jhd. v. Chr., dort der Bogengang, gleich daneben, aus der Zeitspanne 3.-4. Jhd. n. Chr. Hm, halt mal schlappe 700 Jahre Zeitdifferenz. Stehen sie nun so nebeneinander, das Theater, der Tempel, die Freudenhäuser und Latrinen, als wäre es niemals anders gewesen. Ich versuche in meinem Kopf die verschiedenen Zeiten mit ihren jeweiligen Bauwerken voneinander zu trennen, um meine eigene Zeitreise zu machen. Ein komplexes Unterfangen. Zurück zum großen Grashügel. Gesichert ist das Wissen, dass der größte Teil der Stadt noch nicht freigelegt wurde. Das bedeutet, dass unter den Erdmassen Schätze verborgen sind, von denen heute keiner nur die geringste Ahnung hat. Ich verneige mich vor all den Archäologen, die erkennen und verstehen, wie aus einem Haufen ausgebuddelter Steine das ursprüngliche Bauwerk annähernd wieder zusammen gesetzt werden kann.
Das alles ist nun gut 2.000 Jahre her. Was wird man wohl in weiteren 2.000 Jahren aus unserer heutigen Zeit finden?
Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer
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Holz vor die Hütte geholt
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Der Winter fordert selbst in der Idylle seine Opfer
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Langsam angekommen - oder?
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an so einem einsamen Strand muß man einfach mal bleiben
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Arbeitsschutz bei Holzhacken - Ede besteht darauf
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Lagebesprechung am Kartentisch
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"Sundowner" nach dem Yoga am Strand
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Türkisches Frühstück am Strand
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Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer
20.01.2015 Turkey / Menderes Strand / N37°57’08.0“ E027°16’12.0“
Jeder Zufall ist, wie mir scheint, eine Verabredung. Der Tag kommt so wunderbar lichtblinzelnd durch den Türschlitz gekrochen. Erst noch ein paar Seiten lesen, dann die Yoga Matte ausrollen und der Sonne entgegen atmen. Da züngelt auch schon das Feuerchen und die Spiegeleier knistern und blubbern unbefangen vor sich hin. Ein Tee und noch ein Tee und schließlich ein weiterer. Strecke. Weiter. Heute ohne uns. Ein Blick auf die Landkarte und zum blauen Himmel lassen uns beschließen zu bleiben. Selbst T-Shirt und Hose liegen zum Erholen neben uns. So warm macht es uns der Morgen. Reden. Lesen. Geradeaus schauen. Schweigen. Und wieder geradeaus schauen. So kann ein Tag ins Land gehen und es fühlt sich so was von gut an. Selbst die kleinen hartnäckigen Burschen in uns, die immer wieder ‚los, weiter, hallo’ rufen, werden stiller und ziehen sich lächelnd zurück. Meine Finger schreiben das hier wie von selbst. Wohl um mich noch einmal zu überzeugen, wie gut mir die Ruhe tut. Und dann steht da plötzlich dieser Satz, von einem Freund gepostet. Er trifft diesen Tag mitten in die 12 Uhr Sonne: „Man sitzt insgesamt viel zu wenig am Meer.“ Ich sag ja, jeder Zufall ist eine Verabredung.
Rahmung für den Tag
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Die Kirche des heiligen Johannes bei Selcuk
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Altes Hamam - Bad bei Ephesos
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Früher Kirche - heute Moschee
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Die Kirche des heiligen Johannes bei Selcuk
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Früher Kirche - heute Moschee
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Die Kirche des heiligen Johannes bei Selcuk
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Die Kirche des heiligen Johannes bei Selcuk
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Burganlage bei Selcuk
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Die Kirche des heiligen Johannes bei Selcuk
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Die Kirche des heiligen Johannes bei Selcuk
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Die Kirche des heiligen Johannes bei Selcuk
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In der Idylle abwaschen
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Standplatz auf einer Halbinsel vor Foca
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Burganlage bei Selcuk
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Ede mit Sonnenhut
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Burganlage bei Selcuk
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Die Kirche des heiligen Johannes bei Selcuk
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Frühstück mal im Leo - auch in der Türkei ist es im Januar kalt
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Klinger Strasse in Selcuk
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Burganlage bei Selcuk
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Rahmung für den Tag
19.01.2015 Turkey / Selcuk / N37°57’08.0“ E027°16’12.0“
Heute wieder Steine. Doch sehr besondere Steine, haben sie ja sogar mit unserer ganz eigenen kulturellen Prägung zu tun. Kaum sind wir ein paar Tage weg von zu Hause, schon entwickeln wir ein ganz nahes Verhältnis zu Dingen, die mit unserer christlich geprägten Welt in Verbindung stehen. Es ist verrückt. Doch als ich heute ein Kreuz auf einem Stein sah, hatte das plötzlich etwas sehr Vertrautes für mich. Ich bin überrascht, wie tief diese Herkunft in mir sitzt, auch wenn sie im Alltag, zu Hause, kaum eine Rolle für mich zu spielen scheint. Sobald man das Haus und damit alles Bekannte hinter sich lässt, wenden sich wahrscheinlich doch sämtliche Blätter. ‚Selcuk’, den Ortsnamen hatte ich zuvor noch nie gehört, doch plötzlich standen wir an den Ruinen der Kirche des Heiligen Johannes. Und zwar jenes Johannes, der hier nach Ephesus/Selcuk kam, um sein Evangelium zu schreiben. Diese Nachricht haute mich fast um. ‚Was hier, genau an diesem Ort schrieb er das Johannes Evangelium?’, ging es mir durch den Kopf. So war die Kirche des Heiligen Johannes seit den ersten Tagen des Christentums ein sehr bedeutender Pilgerort für Christen gewesen. Johannes lebte und starb in Ephesus/Selcuk. Wie nah die Geschichten alle beieinander sind.
Gerahmt haben wir diesen Tag am Morgen und am Abend jeweils mit sehr schönen Plätzen, die wir als Bleibe finden konnten. So steht unser Leo nun wieder am Meer. Diesmal hat er feinen, weichen Sand unter den Reifen. +16 Grad heute den ganzen Tag. Das mussten wir am Abend mit einem kleinen Feuer feiern. „Frühling, wir spüren Dich und danken Dir!“
Sonntag ist Haushaltstag
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Was nun? Wie kommt man nun ran an den Honig? - Foca, Türkei
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Die Vegetation wie im botanischen Garten - Foca, Türkei
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Idyllische Halbinsel vor Foca - Foca, Türkei
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Idyllische Halbinsel vor Foca - Foca, Türkei
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Frischer Fisch direkt vom Fang auf dem Teller - Foca, Türkei
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Frischer Fisch direkt vom Fang auf dem Teller - Foca, Türkei
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Frischer Fisch direkt vom Fang auf dem Teller - Foca, Türkei
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Bestandsaufnahme der Lebensmittel an Bord - Foca, Türkei
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Idyllische Halbinsel vor Foca - Foca, Türkei
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Ede und die Sukkulenten - Foca, Türkei
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Frischer Fisch direkt vom Fang auf dem Teller - Foca, Türkei
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Idyllische Halbinsel vor Foca - Foca, Türkei
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Im Hafen von Foca - Foca, Türkei
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Idyllischer Stellplatz auf der Halbinsel vor Voca - Foca, Türkei
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Klares Meer vor Voca / Türkei - Foca, Türkei
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Bestandsaufnahme der Lebensmittel an Bord - Foca, Türkei
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Die Bucht vor Foca/ Türkei - Foca, Türkei
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Bestandsaufnahme der Lebensmittel an Bord - Foca, Türkei
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Ein echter türkischer Honigrahmen, den wir als Geschenk erhielten 😉 - Foca, Türkei
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Klares Meer vor Voca / Türkei - Foca, Türkei
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Sonntag ist Haushaltstag
18.01.2015 Turkey / Foca / N38°40’36.1“ E026°44’08.7“
Ich kann es nach wie vor nicht fassen. Ich öffne morgens die Tür unseres Leos und sehe vor mir das azurblaue Meer. Es ist kein Schlafwandel, sondern das, was ich als meine wahrnehmbare Realität beschreiben würde. Tröpfchenweise wird mir die Großartigkeit unserer Möglichkeit bewusst. Monatelang war dieses Gefühl von den Anstrengungen der Vorbereitung vernebelt. Am Ende konnte ich mich kaum noch auf die Reise freuen, fragte mich geradezu: ‚Was war das nur für eine Idee?’ Ich fühlte mich pudelwohl in meinem Leben, in meinem Alltag. Ich genoss es, mit meinen Freunden Zeit zu verbringen. Manchmal erschien es mir fast wie ein Hohn, nun all dem Guten zeitweilig den Rücken zuzukehren, um meiner Wege zu gehen. Hochmut gleich, kam es mir vor, zu sagen: ‚Ich bin mal für eine Weile weg.’ Oft hörte ich von anderen die Worte. „Bei mir ginge das jetzt nicht so einfach.“ Und ja, einfach ist es nicht. Soviel kann ich sagen. Angangs war es wie ein Spiel, als wir 2008 den Entschluss zu dieser Reise fassten. Geld sparen. Erste Routengedanken fallen lassen. Das alles war irgendwie Spaß. Es fühlte sich an wie ein Traum. So wie wir selbst, glaubte wohl auch unser Umfeld kaum an dieses Projekt. Doch Jahr für Jahr rückte der geplante Termin näher. Spätestens ab dem 01.01.2014 spürten wir ganz real: „Es wird ernst.“ Alles was jetzt kommen sollte, war vor der Abfahrt das letzte Mal. 2014 war somit wie ein Brückenjahr. Wir gingen von dem einen Ufer zum anderen. Und forderten indirekt alle, die um uns waren auf, diesen Weg mit uns zu gehen, Sei es im Privaten oder im Job. Da kamen Ängste, Befürchtungen, Hektik, Wehmut und was weiß ich nicht noch alles in uns auf. Nur die Vorfreude, von der war nicht mehr viel zu spüren. Gehört habe ich das von anderen Reisenden noch nie. Doch vielleicht ist das einfach so? Vielleicht gehört es dazu? So sitze ich nun hier am Meer an diesem Sonntag, dem 18. Januar 2015 und denke über genau diese Gefühle nach. Und nun plötzlich freue ich mich wieder. Bemerke die Einzigartigkeit der Möglichkeit, die wir uns da geschaffen haben. Ich erlaube mir nun, das Schöne und Besondere auch wahrzunehmen. Ich gestatte es mir selbst, ungeachtet aller Themen und Probleme, die da vielleicht zu Hause sein mögen und ungeachtet all der Gedanken anderer, die da möglicher Weise sagen: „Wie können die sich das einfach so erlauben, aus dem Alltag zeitweise auszusteigen?“
Ja, in diesem Augenblick stellt sich mir tatsächlich die Frage aller Fragen nach dem Sinn unseres irdischen Daseins. Sorry dafür. Doch ich genehmige mir diese Frage. Zu verlieren gibt es nichts. Nur zu gewinnen. Und ich fühle heute, wie viel es sein wird, was wir mitbringen werden. Für uns und für alle anderen.
Ok, zurück zu den greifbaren Dingen.
Ganz im Sinne: ’Bleib, wenn Dir der Ort gut tut’ sind wir heute geblieben. Nicht zusammenpacken und weiter. Sondern den Tag kommen und gehen lassen und der Sonne in ihrem Lauf dabei zusehen. Nebenher war heute „Haushaltstag“. Alle unsere Vorräte wollten wir einmal sichten. Zu hastig hatten wir sie im Dezember einfach nur eingestapelt. So etwas einmal zusammen zu tun, das war etwas ganz Neues für uns. Doch außer Lachanfällen sind wir von Dramatischerem verschont geblieben.
Zur Belohnung gab es noch ein super leckeres Fischessen im Ort. Zu amüsant, sich im Winter unter die Einheimischen mischen zu dürfen. Um Punkt 20 Uhr war plötzlich im kompletten Ort Stromausfall. TOTAL SCHWARZ. Zeit für uns zu gehen.
Grüße aus Pergamon nach Berlin
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Bergama Stadt
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Pergamon - auf dem Berg mit der Akropolis
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Das steilste Amphitheater der Welt - in Pergamon
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Bergama Stadt mit Blick auf die Akropolis von Pergamon
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Bergama Stadt
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Beim türkischen Bienenkastenbauer
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Bergama Stadt
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Beim türkischen Bienenkastenbauer
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Pergamon - auf dem Berg mit der Akropolis
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Bergama Stadt
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Die Säulen der Akropolis von Pergamon.
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Ein Geschenk von einem türkischen Bienenkastenbauer - ein ganzer Honigrahmen!
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Bergama Stadt
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Die Säulen der Akropolis von Pergamon.
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Die Säulen der Akropolis von Pergamon.
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Zeit für Skizzen
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Beim türkischen Bienenkastenbauer
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Bergama Stadt und die Reste von Asclepieion
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Die Säulen der Akropolis von Pergamon.
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Ein Modell des Pergamonaltares, der ja bekanntlicherweise in Berlin steht.
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Grüße aus Pergamon nach Berlin
17.01.2015 Turkey / Foca / N38°40’36.1“ E026°44’08.7“
Pergamon. In meinen Ohren hallt das Wort nach. Seit meiner Kindheit kenne ich das Pergamonmuseum in Berlin und der Name klingt nach etwas Gewaltigem für mich. Nun stehen wir hier. Genau an der Stelle, an der einst der Zeus Tempel / der Pergamonaltar stand. Finden wir es gut, dass der Tempel seine mächtige Ausstrahlung in Berlin zur Geltung bringen kann, super aufgearbeitet und unter klimatisierten Bedingungen oder gehört er nicht doch hier her zurück, an den Ort seines Ursprungs, in Mitten all dessen, was hier ist?
Wir schwanken.
Pergamon, Namensgeber für das ‚Pergament’, die beschreibbaren Tierhäute. Pergament, wurde hier erfunden und somit gilt Pergamon als die Geburtsstätte des Buches. 20 km vom Meer entfernt steht die Akropolis Pergamons auf einem weithin sichtbaren Hügel. Ursprünglich war die Akropolis, die Oberstadt, von einem komplett bebauten Hang umgeben. Zurück geblieben sind Reste des Burgberges. Den ganzen Tag halten wir uns hier oben auf. So angenehm entspannt erleben wir die Atmosphäre. Denn eine bedeutsame Empfindung für uns ist derzeit, an Orten die uns gut tun zu verweilen und nicht künstlich getrieben weiter zu ziehen. So bleiben wir wo wir sind, so lange es uns gefällt. Das zu verinnerlichen, ist uns ein Bedürfnis. Tut eine Begegnung gerade gut, dann schöpfe noch eine Weile aus ihr. Hat ein Gespräch einen innigen Punkt erreicht, dann gib ihm Raum. Ist ein Ort so beschaffen, dass Du nicht weg möchtest, dann bleib einfach noch. Ich weiß schon, das mit dem Alltag und der Realität und den Terminen und so. Und doch glaube ich, dass es uns gut tut, diesem Aspekt mit Achtsamkeit zu begegnen.
Nun, Sten zeichnet und ich habe Zeit, in aller Ruhe die Indonesier zu beobachten, denen die Säulen als prima Background dienen. Selfies hier und Fotos da... Zu witzig anzusehen.
Nach unserem Abstieg von der Akropolis, mischen wir uns ein wenig unter das geschäftige Treiben in Bergama. Es ist Samstag. Doch Samstag bedeutet in der Türkei ‚Arbeitstag’. Ausschließlich der Sonntag ist ein freier Tag. Und, na ja, am Freitag auch ein wenig. Da gehen die Männer in die Moschee zum Beten. Frauen machen das zu Hause. Bergama, erbaut auf den Mauern von Pergamon beherbergt das Asklepion. Im 4. Jh. v. Chr. galt es als Kultstätte des Heilgottes Asklepios. Selbst aus Rom pilgerten die Kranken hier her, um durch Traumdeutung, Heilschlaf und Bäder zu genesen. Für unsere Gesundheit bekommen wir noch einen Rahmen voll Honig in der Wabe vom Imker. Lutz, Luise und Achim, vielleicht schafft es eine Kostprobe davon bis nach Hause?
Hinter den Kulissen
16.01.2015 Turkey / Dikili / N39°03’38.2“ E026°51’55.3“
Was für eine eigenwillige Atmosphäre. Alles ist still. Ab und an ein Hämmern, ein Bellen, ein Rufen. Dann wieder Stille. Was wir sehen, erzählt von Großem, von Aufregendem, von Turbulenz und Gewimmel. Doch all das war einmal und wird wieder sein. Im Moment ist Ausruhen, Kraft tanken, Nachsinnen angesagt. Die Sonnenschirme stehen vollkommen entblößt, nur als Gerippe da. Der neue Stoff kommt mit dem Frühling. Heute weiß noch niemand, welche Farbe er tragen wird. Die Dusche tropft in ihrem ganz eigenen Takt und gibt somit das Tempo für alle vor. Nur nicht zu schnell. Der Turm des Bademeisters. Er räkelt sich und entspannt seine Streben. Wer weiß denn heute schon, wie schwer der nächste Schwimmwart sein wird? Ein Steg, ein Stuhl, ein Tisch, all das ist in Erwartung und scheint es doch zu mögen, seine Ruhe zu haben. Genau wie wir.
Es kommt mir vor, als bewegen wir uns in einer Theaterkulisse. Wir sind hinten, in den Werkstätten und Proberäumen. Dort, wo sonst kein Publikum ist. Wir sehen Dinge, die der Zuschauer nicht sehen soll. Doch das Leben, das spielt sich genau in DIESEM Moment ab. In diesen ungeschminkten, fragenden, zweifelnden Augenblicken. Noch ist nicht entschieden, welches Stück in der kommenden Saison gespielt werden wird und so werkelt der Eine oder andere schon ein wenig, macht einen Vorschlag für ein Kulissendetail. Alles ist geheim. Nur wir dürfen dabei sein, wenn wir still sind. Was uns nicht schwer fällt. Passt dieses Bild doch genau zu dem, was sich gerade in uns regt. Auch wir fragen uns, welches Stück wird wohl in unserer kommenden Saison gespielt werden?
Wir wechseln die Kulisse und schauen nach, welcher Teppich am besten zu einer möglichen Orient Aufführung passen könnte.
Istanbul – Weggehen um wiederzukommen
15.01.2015 Turkey / Ören / N39°31’14.3“ E026°56’19.4“
Wir alle zögern die Dinge noch etwas in die Länge. Noch ein Tee, noch ein Stück Käse, dazu noch ein Gesprächsfaden, der aufgenommen werden will. Dann ist es Zeit.
Ein Ritual haben wir noch abzuhalten. Jeder, der mit uns auf der Reise kocht, unterschreibt auf unserem großen Löffel. Also alle noch mal ran. Fotos dazu, mit Löffel, ohne Löffel, mit Leo, ohne Leo, einzeln und in Gruppe. Irgendwann hören wir es hupen, es ist Leo, während wir vom Hof fahren. Das ‚Auf Wiedersehen’ sagen fällt uns nicht leicht. Wir sind uns alle miteinander sehr ans Herz gewachsen, in den vergangenen Tagen. Nun geht oder fährt erst einmal jeder wieder seiner Weg. Wir setzen den unsrigen fort. Hinter Istanbul führt unsere Route erneut auf eine Fähre. Diesmal ist sie klein und die Strecke überschaubar. Trotzdem sträubt sich Leo erst einmal. Ihm steckt noch die Schiffsfahrt von Venedig nach Patras in den Rädern. Wir reden ihm gut zu, und so kommt er schlussendlich mit uns. Am anderen Ufer des Marmara Meeres setzen wir unsere Fahrt über Gemlik, der Stadt des Olivenöls und Bursa, bekannt für sein leckeres Kebap, Richtung Nordägäische Westküste fort. Das Meer zieht uns immer wieder an. Sind wir in erreichbarer Entfernung, so können wir nicht anders, als unseren Schlafplatz am einsamen Strand zu suchen. So sind wir nun an einem Küstenabschnitt zwischen Troja und Pergamon. Fast haben wir das Gefühl, Heinrich Schliemann zum Abendessen einladen zu wollen. So ein Plausch mit ihm am Feuer, das wäre ein Spaß. Da er nicht gekommen ist, genießen wir unser Feuer allein, bei gegrilltem Lamm, mit gebackenem Schafskäse auf Tomaten. Dazu reichen wir uns Granatapfelkerne und die letzten Tropfen leckerstem Eierlikör. Wie wir hier so sitzen, kommt in uns fast erstmalig der Gedanke auf, dass es schön ist, einmal so weit weg vom Alltagsleben zu sein. Bedeutet das, dass wir uns allmählich an unser Reiseleben gewöhnen? Bedeutet es, dass wir spüren, von unserem sonst realen Leben doch weit entfernt zu sein? Also ist ‚das sich Einlassen’ auf unser ‚Jetzt’ das Beste, was wir gerade tun können.
Haselnußschalengrillfeuer
14.01.2015 Turkey / Istanbul / N40°58’25.3“ E029°05’46.3“
Wann immer wir wollen – Internet. Sonst in unserem Alltag selbstverständlich, ist es für uns unterwegs immer wieder Thema. Gibt’s hier einen Hotspot? Haben Sie einen Wifi-Code? Wie weit reicht unsere Karte noch, zum Hochladen der Bilder? So manche Stunde haben wir inzwischen in Telefonläden verbracht, um eine Datenkarte zu erwerben und freischalten zu lassen. Wenn es denn überhaupt welche gibt. Nach Silvester war quasi das Internet erst einmal ausverkauft... es gab einfach keine Karten mehr.Also nutzen wir es heute noch einmal in aller Ruhe, bevor wir uns morgen wieder auf Achse begeben.
Ohne es groß zu besprechen, sind wir uns einig, heute einen ganz ruhigen Tag haben zu wollen. Ruhiger Tag und Sonnenschein. Das heißt, raus gehen. In der Sonne sitzen und nen Kaffee trinken. Wie herrlich ist das denn. Sonne verändert alles! Der Tag klingt einfach ganz anders. Die Menschen sind gesprächig. Sie bleiben stehen, um zu erzählen. Die Karren und Kisten und Wagen hören sich nach Geschäftigkeit an. Das Leben summt. Wir lieben es, uns unter dieses fröhliche Treiben zu mischen und summen einfach mit.
Am Abend laden wir unsere Freunde noch einmal zum Essen ein. „Mongolien Barbecue“ würde man es bei uns nennen. Dabei grillt man das Essen selbst vor sich, am eigenen Tisch. Unter dem Grill lodern und glimmen Haselnuss-Schalen. Man nutzt sie hier, da sie nicht qualmen. Zudem ist das Aroma herrlich! Uns ist heiß vom Feuer, den scharfen Gewürzen und Emotionen, die aufkommen, nun, da es ans Abschied nehmen geht.
Feuer unter dem Hintern
13.01.2015 Turkey / Istanbul / N40°58’25.3“ E029°05’46.3“
Einfach mal an einem Ort sein. Nicht morgens zusammenpacken, um weiter zu fahren. Das tut uns gerade gut. Wir werden ruhiger und lernen, uns Zeit zu gönnen, wenn es unser Gefühl gerade so sagt. Also bleiben wir. Das Verhältnis zu Veli und Özlem, unseren Bekannten hier in Istanbul, wird von Tag zu Tag intensiver. Nicht gerade außergewöhnlich und auch nicht DIE riesige Erkenntnis, dass man sich besser kennenlernt, wenn man viel Zeit miteinander verbringt. Doch hier wird es uns gerade sehr bewusst. Es gibt fast kein Thema, welches wir auslassen zu besprechen. Unser Englisch freut sich, wenn wir es den ganzen Tag nutzen, daran feilen und polieren. Es ist ein reines Fest!
Vor drei Jahren waren wir schon einmal in Istanbul. Der erste Eindruck von damals unterscheidet sich vollkommen von dem, wie wir die Stadt jetzt wahrnehmen. Also mischen wir Bekanntes mit neuem und schütteln kräftig. Haben wir uns verändert oder die Stadt? ...
Damals wollten wir Istanbul als Ganzes kennen lernen. Diesmal geht es uns um den Alltagsblick. Schon allein der Schritt am Morgen aus einer privaten Wohnung verändert alles. Wieder sind es die kleinen Begegnungen, die dem Tag heute die Würze geben. Der Mann mit dem mehr als sprichwörtlichen Feuer unter dem Hintern. Der Student, dessen ganzer Körper vor Kälte zittert, als er uns frischen Granatapfelsaft presst. Dabei jedoch in bester Stimmung mit uns erzählt. Die Arbeiter, die Sten zum hiesigen Wintergetränk einladen, gewonnen aus Tulpenzwiebeln. Die Männer, die unermüdlich ihre Angeln in den Bosporus halten. Anders kann ich es nicht nennen. Scheint es doch um alles andere zu gehen, als tatsächlich einen Fisch am Haken zu haben. Gesehen habe ich keinen.
Auch an der Innenausstattung unseres Leos haben wir heute gearbeitet. Es gibt ab jetzt Teppich im Leo! Nicht, weil wir so wild auf Teppich sind, eher, weil wir hoffen, dass es dann morgens und abends nicht mehr ganz so kalt an unseren Füße ist. Und nebenbei, zum Spaß sind wir ja nicht hier, sondern im Auftrag... So gabs am Abend eine Fortsetzung unseres „Silk Route Cooking“ Projektes. Egal, was am Ende daraus wird. Das, was wir beim Kochen erleben ist großartig.
Sten und seine anatolischen Freunde
12.01.2015 Turkey / Istanbul / N40°58’25.3“ E029°05’46.3“
Es regnet in Strömen. Die Temperatur ist gefallen. Schneeflocken mischen sich unter den Regen. Ein eisiger Wind weht. Hier in der Stadt der Sonne und Hitze. Jeder Reisebericht erzählt von den Schattenplätzen, die helfen, die Wärme zu ertragen. Zur Zeit ist hier alles ganz anders. Doch irgendwie passt das. Auch uns ist nicht wie ‚milder Sommertag’ zu Mute, jetzt, in den ersten Wochen unserer Reise. Es ist stimmig, so wie es ist. Das Jahr möchte von uns entdeckt werden mit all seinen Seiten, Facetten, Winkeln, Ecken und Bögen. Es beginnt still und verhalten, verbunden mit der Neugier auf das Unbekannte. Und so ist es nicht der Sommerkleid tragende Morgen, der uns begrüßt, sondern sein Kumpel, der tropfnasse Regenmantel-Morgen. Wir finden es ok und ziehen los.
Pitsch nass sind wir, schon nach den ersten Metern, sowohl von unten als auch von oben. Sämtliche Gullideckel Istanbuls scheinen verstopft zu sein und so fließt das Wasser in reißenden Bächen durch die Straßen. Es hat komische Züge an sich, die Menschen im Business Look durch die Wasserlachen hüpfen zu sehen. Wir haben unseren Spaß daran. Wasser ohne Ende auch in den Gassen der Marktstände. Tapfer harren hier alle aus. Was sollen sie auch tun? Also, wird weiter laut gerufen und angepriesen und Tee getrunken. Lebendigkeit pur. Es pulsiert. Es ist bunt. Es ist Leben. Doch da ich lieber AM als IM Wasser bin, reicht es dann irgendwann, und wir suchen uns eines der unzähligen gemütlichen kleinen Restaurants aus, um wieder zu trocknen.
Mitten im Raum sitzt eine Frau an einer großen heißen Platte und bäckt mit Spinat, Käse und Fleisch gefüllte Teigtaschen. Zwischendurch wärmt sie meine Hände in den ihren. Das ist doch mal ein Frühstück! Danach geht es tapfer weiter, mehr schwimmend denn laufend. Unterwegs begegnen uns immer wieder spannende Details. Wie die automatische Miniwaffelteigeinspritzweitertransportschiebeundfertig-Maschine. Zwischendurch holen genehmigen wir uns noch die eine oder andere mit Obst gefüllte Waffel oder ein Obst-Schokoladen-Foundue... Dieses riesengroße Istanbul, welches Menschen in sich verschluckt, dass wir es kaum fassen können. Dieses Tempo, das Untertauchen in der Masse, das Fließen der Menschenströme als Ganzes. Da geht es nur um Menge und Geschwindigkeit. Und dann der Einzelne, der irgendwo sitzt, seinen Tee in Ruhe trinkt, und dabei ganz mit und bei sich zu sein scheint. Irgendwie ist es hier immer Beides. Das Große und Kleine, alle und der Eine da. Es ist ein Gewimmel und Gedränge und es ist der besondere Moment in dem Ganzen.
Sonntagsbraten morgens um 01 Uhr
11.01.2015 Turkey / Istanbul / N40°58’25.3“ E029°05’46.3“
Sonntag. Ein wundervolles Wort. Dahinter verbergen sich Bilder von langem Schlaf, gemütlichem Frühstück, entspannten Gesprächen, Zeit haben. Zeit geben. Zeit nehmen. In genau dieses Bild passt unser Sonntag in Istanbul. Es geht uns nicht darum, die Welt der Sehenswürdigkeiten zu erobern. Mehr und mehr bekommen wir ein Gefühl dafür, die scheinbar kleinen Dinge wahrzunehmen und diese als das Eigentliche zu sehen. So sind wir nun bei Freunden in Istanbul und dürfen ein Teil ihres Alltags sein. Ganz langsam entrollt sich der Tag. Nach stundenlangem Frühstücken haben wir die passende Idee. Heute soll der erste Tag unseres Kochprojektes sein. Wir wollen entlang unserer Reise mit den Menschen, die uns begegnen, kochen. Ihre Lieblingsgerichte. Typische Gerichte ihrer Heimat. Wir glauben, dass wir über das gemeinsame Kochen viel über die Menschen auf unserem Weg und ihre Kultur erfahren können. Da Kochen und Essen sehr persönliche Dinge unseres Lebens sind, die Nähe, Verbindung, ja fast Intimität verkörpern.
Also los.
Besorgungen sind zu machen für zwei Hauptgänge und eine Nachspeise. Schnell gehen dafür Stunden ins Land. Doch wir genießen es und lassen uns mitreißen vom Handeln und Abwägen und Lassen und Zugreifen. Bis endlich alles beisammen zu sein scheint. Die Sonne ist längst unter gegangen. Und so lenkt kein verlockender Sonnenschein mehr vom Eigentlichen ab. Spot an, gerichtet auf all die leckeren Zutaten und Gweürze, die da nun ausgebreitet vor uns liegen. Waschen, Schnippeln, Würzen, Mischen, Rühren, Kochen, Anbraten, Übergießen, Schmoren, dabei immer mal ein Glas Wein oder eine kleine Kostprobe, die gerade so abfällt. Dabei viel erzählt und gelacht und Spaß gehabt. Und schon steht alles lecker duftend und dampfend auf dem Tisch. Kurzer Blick zur Uhr. Oh, es ist bereits 01 Uhr morgens. Sollten wir jetzt tatsächlich von 19 Uhr abends bis 01 Uhr morgens gekocht haben? Die Zeit ist verflogen und wir haben glänzende Augen vom Spaß, welchen uns das Kochen bereitet hat und vom Hunger und Appetit, wenn wir nun die Dinge da so vor uns stehen sehen. Ein paar letzte Fotos und dann endlich essen! Um 03 Uhr rollen wir dann ins Bett. Es war unglaublich lecker und wir haben den schweren Verdacht, dass da Lieblingsgerichte für uns draus werden können. Was genau es gab, möchte ich hier nicht verraten. Das bleibt vorerst unser Geheimnis.
Wohin führt uns die Reise?
10.01.2015 Turkey / Istanbul / N40°58’25.3“ E029°05’46.3“
Warmes Duschen am Morgen. Welche unglaubliche Wohltat. Ja, das hat auch unser Leo zu bieten. Doch duscht es sich bei Temperaturen um den Gefrierpunkt nicht ganz so entspannt. Der Duft eines türkischen Frühstücks mit allerlei Käse, gebraten, geräuchert, eingelegt und gereift. Dazu Tee. Ein Gefühl von ‚nach Hause kommen’ durchströmt uns. Was brauchen wir mehr? Gute Gespräche über Gott und die Welt. Da kann sich ein solcher Morgen schon ziehen. Wir lassen ihn entspannt gewähren. Draußen kein Schnee heute, dafür Regen. Halb so wild. Unser Wunsch, einfach das tun, was getan wird, an einem Samstag in Istanbul. Und so finden wir uns wieder in kleinen Teestuben, wo an den Nachbartischen Karten gespielt wird, so hitzig, dass selbst die Pudel-Mützen vom Kopf gezogen werden. Wir breiten indes unsere Karte aus, um uns ein Bild über die kommenden Wochen zu machen. Das Wetter ist zu bedenken und die politische Situation. Besonders der Ostteil der Türkei, nahe Syriens, beschäftigt uns. Wo können wir lang fahren? Was ist zu beachten? Was sollten wir meiden? Wer könnte uns helfen? Keine ganz eindimensionale Situation. Nach verschiedensten Gespräche und Telefonaten haben wir nun einen Plan A und B. Wir werden sehen, was dann sein wird. Nach Spannung folgt Entspannung. Also, auf zum Essen. Wir lieben es, Unbekanntes zu probieren. Und so lassen wir uns überraschen und genießen mit unseren Gaumen um die Wette. Zum Nachtisch noch eine Lektion türkischer Vokabeln. Wir lachen uns halb unter den Tisch, so lustig ist es für uns, die neuen Worte in unsere Zungen einzumassieren. Das muss gebührend versiegelt werden. Und so gönnen wir uns zur Krönung des Tages die so himmlisch schmeckenden Istanbuler Waffeln, gefüllt mit exotischen Früchten, Schokolade, geraspelt und flüssig, Pistazien und anderen Knusprigkeiten. Die Spannungskurve des Tages hat so was von gepasst. Einen liebsten Dank dem Dramaturgen!
Hallo Asien, da sind wir nun!
09.01.2015 Greece / Turkey / N40°58’25.3“ E029°05’46.3“
So richtig wollte uns am Morgen das Frühstück nicht schmecken. Lag es nun an der nahen Grenze, bei der wir nicht wussten, wie kompliziert dort alles werden würde oder an der eingefrorenen Wasserleitung, die uns beschäftigte? Zum Glück sind wir es seit jeher gewohnt, uns mit Hilfe einer Schüssel zu waschen. Also, zurück zur Basis. Trotz Sonnenschein war es eiskalt und so stand einem baldigen Aufbruch wenig im Wege. Wir genossen die letzten Kilometer in Griechenland, sagten ‚Bis demnächst’ und wünschten Griechenland ein gutes Jahr 2015! Wenig los an der Grenze. Schon mal gut. Scharfe Blicke. Warten. Ernste Mienen. Warten. Diverse Häuschen. Warten. Jener Stempel. Warten. So geht das nicht. Warten. Zurück zum letzten Schalter. Warten. Dann doch ok. Und los! Alles in allem hat es nur eine gute Stunde gedauert und war weniger aufregend als wir dachten. Plötzlich waren die Flaggen nicht mehr Blau/Weiß sondern Rot/Weiß. Die Türkei hieß uns willkommen. Alles war gleich und alles war anders. Mit einem Mal. Die Landschaft, die Sprache, das Essen, der Dieselpreis, unser Gefühl. Wir hatten spürbar die erste Grenze hinter uns gelassen. Uns wurde bewusst, dass es einen Unterschied macht innerhalb Europas zu reisen oder diese Grenze zu übertreten. Das mit dem Internet sollte ab nun nicht mehr so einfach sein. Bisher nutzten wir in der Ländergruppe 1 einen 0,- € Tarif. Auch unser nächstes Bezahlen per € wird nun wohl eine ganze Weile auf sich warten lassen. Noch etwas sollte heute anders werden. Wir verließen Europa und betraten asiatischen Boden. Ein erhebendes Gefühl ergriff uns, bei dem Gedanken, dass dies der Boden unserer nächsten Monate sein wird.
Unser Jahr in Asien...
260 km von der griechisch / türkischen Grenze bis nach Istanbul. Dort sind wir verabredet und freuen uns darauf, bei Einheimischen die Möglichkeit zu haben, in ihren Alltag einzutauchen. Unser Redefluss kam leicht ins stocken, die Musik spielte leiser und ruhiger im gleichen Verhältnis, wie 50 km vor Istanbul der Verkehr in einem Maße zu nahm, wie wir es uns kaum vorstellen konnten. Noch 50 km bis Istanbul und schon fanden wir uns auf einer acht-spurigen Autobahn wieder. Fahrzeuge dicht gedrängt, „traffic jam“ im besten Sinne. Wir nahmen es ruhig, auch wenn unsere volle Konzentration gefragt war. Ja und plötzlich stand sie vor uns, die Brücke, die uns von Europa nach Asien führen sollte. ‚Tschüß!’ und ‚Auf Wiedersehen!’ am einen Ufer und ein hoffnungsfrohes ‚Hallo Asien, da sind wir nun.’ auf der anderen Uferseite, hören wir uns selbst sagen. Als stünde da jemand, uns in Empfang zu nehmen.
Merhaba , STEN ve EDE
Ben, İstanbul‘ dan yazıyorum. Veli ve Özlem ‚ in çok yakın arkadışıyım.Beni sizinle Veli tanıştırdı. Ayrıca sizin facebook dan arkadaşınızım.Veli ile az önce sizin blog sayfanızda dolaştık. Sizin maceranızı öğrendim ve çok etkilendim. Umarım , hayallerinizi gerçekleştirirsiniz ve seyahatiniz çok güzel geçer. Size iyi yolculuklar dilemek ve yolunuz açık olsun demek için yazıyorum. İngilizcem çok yeterli olmadığı için ve almanca hiç bilmediğim için Türkçe yazdım. Kusura bakmayın. Ben de , seyahatiniz süresince sizin blog sayfanızdan takip edeceğim. İyi yolculuklar…Have a good trip…
Hallo mal wieder, es gibt da einen Satz in unserer Familie, der bei fast jeder Gelegenheit fällt und den möchte ich Euch mit auf Euren Weg geben, der da heißt: „Wir können machen, was wir wollen, wir machen immer alles richtig“ und genauso fühlen sich Eure Berichte an, die Fotos sprechen dazu Bände, viele schöne Momente und Begegnungen weiterhin mit lieben Grüßen aus BAD KLEINPÜRSCHÜTZ (meine ganz persönliche Umbenennung unseres Dorfes, weil es auch hier sehr schön ist und ich stets zur Erholung heimfahre !)
von Marlis
Hallo Karsten und Elke,
lasst es einfach geschehen und genießt die Zeit ohne das „Netz“, so werden die Maschen für eine Weile immer größer und durchlässiger, frei für erholsame und neue Eindrücke. Die Berichte von Eurer Reise klingen einfach phantastisch und ich wünsche Euch weiterhin so interessante Erlebnisse, Begegnungen und freie, inspirierende Gedanken in diesen unterschiedlichen Kulturen. Ich werde immer mal wieder vorbeischauen auf Eurem Blog. Bleibt gesund!
Herzliche Grüße aus Possendorf, Sachsen von Katrin Wiefel
Hallo Katrin, Danke für deine Wünsche. Bitte auch zu Hause gesund bleiben, denn da ist die Erkältungsgefahr am Größten 😉
Viele Grüße aus Demre vom Strand
Karsten