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Schnee statt Sand im Gesicht / Snow instead sand in face

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11.03.2015 Iran / Rafsanjan / N30°24’44.0“ E055°57’41.1“

 

Das gibt es doch nicht! Heute ist der 11. März. Wirklich ein Datum zu dem wir in unserer Vorstellung in der iranischen Wüste nur Sonne und Wärme assoziieren können. Und dann das… Wir steigen aus dem Leo aus und versinken mit unseren Schuhen auf der Treppe im Schnee. Minusgrade haben im Haus die Wasserleitung einfrieren lassen. Doch da sie außen am Haus entlang läuft ist das Problem mit ein wenig heißem Wasser schnell gelöst. Gemütlich trinken wir mit der Familie, die wir inzwischen sehr lieb gewonnen haben, unseren Morgentee. Dann schlägt die Uhr 8 Mal und wir machen uns auf den Weg zur Polizeistation. Die Stadt ist wie leer gefegt. Die meisten Läden haben heute geschlossen, da der Schnee-Einbruch der vergangenen Nacht allen, nach dem gestrigen Regentag, einen zweiten Feiertag beschert. Die Metallrollläden sind herunter gelassen und der sonst eher chaotische Verkehr macht fast einen geordneten Eindruck. In der Polizeistation in Rafsanjan werden wir zu der in Kerman weiter geschickt. Da dort die Zentrale der Region ist. Mit Javad, Hojat und Amir Hossein machen wir uns auf den Weg in die 100 km entfernte Stadt mit ihren 600.000 Einwohnern. Auch Kerman liegt mitten in der Wüste und ist umgeben von Sanddünen. Doch heute ist alles anders. Der Schnee hat die Führung übernommen und lässt alles aussehen wie im deutschen Winterwald. Die Menschen feiern den Tag tatsächlich. Indem sie überall am Straßenrand parken um Schneeballschlachten zu machen. Unser Auto bekommt dabei auch den einen oder anderen Treffer ab.

Angekommen bei der Polizei nehmen wir Haltung an und tragen unser Anliegen vor. Wir erzählen, dass wir eine Autopanne hatten, der Truck nun drei Tage lang repariert wurde und wir deshalb um eine Verlängerung unseres Visums bitten. Unser eigentlicher Plan war am 10. und 11. März in Mashhad zu sein und am 12. März zur Grenze zu fahren. Um vom 13.-17. März unser Transitvisum für Turkmenistan in Anspruch zu nehmen. Nun ist heute bereits der 11. März und es liegen knappe 1.500 km bis zur Grenze vor uns. Genießen wollen wir die Strecke auch. Außerdem erwarten uns noch Freunde in Mashhad. Dort müssen wir dann versuchen unser Turkmenistan Visum zu erneuern. Also bitten wir um mindestens 5 Tage Verlängerung. Schön wäre, wenn man uns etwas mehr Zeit gewährt. Doch das lassen die Frauen hinter dem Schalter offen.

Sie schickt uns als erstes zu einem Copyshop, um unsere Pässe und die Verlängerungsanträge kopieren zu lassen, danach zur Bank um die Gebühr von 600.000 Rial (ca.12 €) zu überweisen. Mit allen Belägen und Kopien gehen wir später wieder zur Polizei. Vorbei kommen wir an einem Mann, der mit seiner Schreibmaschine am Straßenrand sitzt und für die Antragsteller unter anderem aus Afghanistan die Formulare ausfüllt. Ein wirklich putziger Anblick heute im Schnee. Der Wartende hält ein Stück Stoff über das Schriftstück, damit es von den Schneeflocken nicht durchnässt wird. Dann werden auch wir zu Wartenden. Indem wir nun die Mühlen mahlen lassen, die uns zu einer Visaverlängerung verhelfen sollen. Wir nehmen es entspannt und lassen unsere Anwesenheit wirken, gemeinsam mit Afghanen und einem weiteren Deutschen. Denn es heißt, um 14 Uhr schließt das Office. Doch wir wollen zu gern mit unseren Pässen und einem neuen Stempel darin das Gebäude verlassen.

Kurz vor 14 Uhr wird es plötzlich unruhig. Wir befürchten dass nun der Schalter tatsächlich schließt. Doch da sehe ich, dass die Frau hinter der Glasscheibe gerade einen Stempel in meinen Pass drückt und bin erleichtert. Sie reicht ihn mir herüber und fügt ein: „15 days“ hinzu. Upps, nun haben wir 15 Tage Zeit in Iran gewonnen und können die Dinge in Ruhe angehen. Zu meiner Freude wurden sogar meine Passbilder aus Deutschland, ohne Tuch auf dem Kopf, akzeptiert. Wir merken, dass wir plötzlich großen Hunger haben und teilen uns den Platz in einem Restaurant mit all denen, die mit roten Gesichtern von der Schneeballschlacht herein kommen um sich aufzuwärmen. Wir erleben Schnee in der Gegend, die sich an einem Punkt in der Lut-Wüste rühmen kann, die heißeste Stelle der Erde zu sein mit 70,7 Grad im Schatten und 100 Grad direkt in der Sonne, diese Temperaturen wurden 2005 dort gemessen.

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