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Sommer Quartier / Summer accommodation

03.06.2015 Bishkek / Kirgistan / N42°51’34.8“ E074°36’42.3“

 

Ich springe auf. Das Leben ist zu spannend, als dass ich es länger schlafend ertrage. Ich höre Schüsseln klappern, Türen schlagen, Schritte schlurfen. Da ist was los. Und ich will hin. Mein Atem zeichnet sich deutlich ab im Sonnenlicht des frühen Morgens. Es ist kalt, doch mich friert nicht. Was ich sehe, macht mich warm. Die Bäuerin sitzt in ihrem Unterstand im Freien und gießt unentwegt heiße Milch in eine Apparatur. In der einen Hand den Schöpfbecher, mit der anderen Hand eine Kurbel bedienend. Aus zwei Öffnungen läuft Flüssigkeit heraus. Die eine ist fest und sämig. Es ist die wunderköstliche Sahne. Aus dem anderen Ablauf fließt die fettarme Milch. Ich habe diesen Vorgang noch nie gesehen. Stehe gebannt und versuche zu verstehen, wie die Zentrifuge funktioniert. Die fettarme Milch wiederum wird später, mit Hilfe eines Kefirpilzes, zu Sauermilch. Zu Kugeln geformt und in der Sonne getrocknet ist es die haltbare Nahrung über das ganze Jahr hinweg. Der Bauer sticht den getrockneten Mist in schmale aufrechte Scheiben. Es dampft, als die Wärme und Feuchtigkeit entweicht. Die getrockneten Mist-Briketts sind das Heizmaterial all der Menschen in den Bergen. Hier, weit oberhalb der Baumgrenze. Gern würden wir bleiben, um eine Weile mitzutun. Doch heißt es für uns weiter zu gehen. Ein Flash-Stick lässt sich auftreiben um der Familie ihre Fotos zu schenken. Sie fallen fast um vor Lachen, bei jedem einzelnen Bild. Der Sohn wird sie ausdrucken, wenn er in drei Monaten zurück zum Studium in Bishkek ist. Eine Weile fahren wir noch durch das Tal mit seinen saftigen Wiesen. Uns entgegen kommen pausenlos Männer hoch zu Pferd, um ihre Herden aus Pferden, Schafen und Ziegen auf die Bergalmen zu führen. Sie überwintern im Tal und erklimmen in diesen Tagen gemeinsam mit uns den Tjuz-Asuu Pass von 3.586 Metern Höhe. Die Sommermonate verbringen die Hirten in ihren Jurten in den Bergen, bevor sie im Oktober wieder talwärts ziehen. Uns wollen die Berge noch nicht gehen lassen und bescheren uns einen Platten am rechten Hinterreifen. Der Wagenheber spottet jeder Beschreibung. Doch mit Hilfe von Steinen, Stöcken und einem „ausgeliehenen“ Messer aus dem Hotel schaffen es Günther und Sten, das Auto anzuheben. Zum Glück hat das Ersatzrad genügend Luft, so dass wir es bis in die zivilisierte Gegend damit schaffen. Wieder ein Abschied. Warum nur immer? Diesmal von Günther. Es war eine fröhliche gemeinsame Zeit. Wir haben uns köstlich miteinander amüsiert und konnten die schönen Dinge durch unser Teilen noch vermehren. Er fliegt nun zurück nach Deutschland. Wir beide bleiben noch ein Weilchen.
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