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Sternschnuppen mit Heidelbeeren / Shooting stars with blueberrys

04.08.2015 Bayantal / Mongolia / N47°00’32.0“ E093°56’12.3“

Heute mal ohne Fleisch. Das steht für mich fest. Der Fleischkonsum in der Mongolei kann eine echte Herausforderung sein. Fleisch kommt immer auf den Tisch. Zu jeder Mahlzeit. Beilagen braucht es nicht unbedingt. Als Zehrung für unterwegs bekamen wir zwei Beutel voll eingepackt. Den Einen gestern geöffnet, waren wir überrascht, als wir ungewöhnlicher Weise große Stücke ohne Knochen fanden. „Hey, Filet!“ schoss es uns durch die Köpfe. „Da machen wir saftiges Gulasch daraus.“ war unser kurzer Entschluss. Gulasch wurde es, doch nicht aus Filet, sondern aus Innereien. Leber, Niere und andere Leckereien waren es, die wir versehentlich für Filet gehalten hatten. Der Geschmack war gut und doch liegen die zwei Mal zwei Zentimeter großen Würfel noch immer schwer in unseren Mägen, kullern dort unverdaut umher und jeder von uns drein versucht den Gedanken daran ein Stück weit nach hinten im Kopf zu rollen. „Heute Abend machen wir etwas ohne Fleisch!“ ist meine hoffnungsvolle Bitte an Götz, als wir über die Speisefolge unseres Dinners philosophieren. Und tatsächlich. Genussvoll gleiten kleine Happen der in Wasserdampf gegarten selbstgemachten Hefeklößchen, mit fruchtig frischer Heidelbeersoße, an meinem Gaumen entlang und breiten sich in meinem Magen aus. Heidelbeere trifft dort auf Leberwürfel. Ein Festessen, eine Wohltat, fast eine Mini-Diät ist es, die wir uns gönnen, während wir unser Lager auf einer kleinen Kuppe in einem weiten Tal aufgeschlagen haben. Als ich nach dem Ankommen ein wenig durch die Gegend laufe, fühle ich mich, als sei ich der erste Mensch nach meiner Landung auf einem unbewohnten Planeten. Das Land um mich herum scheint mir als wäre es eine riesengroße Kraterlandschaft. Am Horizont eine schneebedeckte Gipfelkuppe. Auf unseren erreichten eintausend fünfhundert Metern Höhe weht ein erfrischender Wind und hält mir die Mücken fern. Steinig der Boden, spärlich bewachsen mit kleinen dickfleischigen Pflänzchen. Würzig duftend machen wilde, mir fremde, Kräuter auf sich aufmerksam, als ich über sie hinweg laufe. Meine Schritte hallen nach auf dem von mir neu entdeckten Planeten. Gerüttelt, geschüttelt, hin und her geworfen, um Stabilität ringend, das war heute unsere „Aktiv-Passivgymnastik“ während der Fahrt. Die Pisten halten, was ihr Name verspricht. Da sind wir froh, als unerwartet ein Tempeldach hinter einem Bretterzaun auftaucht. Menschen sehen wir nicht, in diesem kleinen „Sum“, einer Art Dörfchen hier draußen, umgeben vom Staub der sich aufbäumenden Windhosen. Doch der Anblick der Gebetsmühlen und bunt angestrichenen Fassaden entspannt unsere Muskeln. Ein guter Ort um aufzutanken. Wir folgen der Südroute auf dem Weg in Richtung Ulaan Bataar. Andere sprachen davon, dass das die „befahrenere Strecke“ sei. Wenn dem so ist, dann hat es der Verkehr bisher offensichtlich meisterhaft geschafft, sich vor uns zu verstecken. Ein bis zwei Fahrzeuge pro Stunde ist in meinen Augen jetzt noch nicht ganz so massiv was die Verkehrsdichte angeht. Nun gut, wenn von drei Millionen Menschen allein anderthalb Millionen in der Hauptstadt leben, dann bleibt für das gesamte weite Land einfach mal nicht so viel an Mensch, was sich da fortbewegen kann. So ist das über uns fein säuberlich ausgebreitete Himmelsdach dunkel. Kein Streulicht entfernter Siedlungen mischt sich ein. Ungehindert machen sich unsere Blicke auf die Reise zu der unendlichen Anzahl an Sternen, den Sternenhaufen, Sternbildern und Phantasiegebilden. Erst die Heidelbeeren mit Hefeklößen, jetzt die große Stille der Nacht, durchkreuzt einzig von vorwitzigen Sternschnuppen. Unser Abend trägt Freude, eingehüllt in die versendeten Wünsche zu unseren Liebsten.

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