Tagtraum
03.02.2015 Turkey /Neveshir/ N38°38’04.1“ E034°44’22.8“
Der neue Tag. Er kam ganz allmählich in Gang. So ruhig nahmen wir Abschied vom Meer. Die Traurigkeit trug uns in die Berge. Mit aller Nachdenklichkeit über das woher und wohin nahmen wir Kilometer für Kilometer in Angriff. Es ist hier so, dass uns die Gegenden zu Heimaten werden. Müssen wir eine verlassen, so ist es wie ein Abschied von einem lieb gewonnenen Freund. Doch wir tragen diesen in unseren Herzen, um uns neuem gegenüber zu öffnen. Regen und Nebel stellen uns auf die Probe, ob wir bereit sind für Freundschaft, weit ab vom Sonnenschein. Doch kleine Lichtblitze tuen sich auf. „Kommt, hier um die Ecke, da steht euer LKW besser.“ „Wie großartig, eine türkische Flagge in einem solchen Fahrzeug, wir sind stolz.“ Das sind die Begrüßungssätze in den Bergen. Unsere Herzen werden gleich wieder weicher, unsere Füße in der Kälte der Berge wärmer. Wir stehen vor Häusern aus Lavaasche. 400 Meter hoch lagen die Ascheberge, aus den viele Jahre später feste Materie wurde. Menschen kratzen sich ihre Wohnhöhlen daraus. Wir stehen da und sind uns nicht sicher, ob wir träumen. Der Nebel tut sein Übriges dazu. So fasziniert sind wir vom Anblick. Es ist, als stehen wir vor einem großen Gemälde.
Am Abend geht es weiter mit unsrem Kochprojekt. Wir finden uns wieder mitten in einer Familie: Vater, Mutter, Sohn, Tochter. Alle lustig beieinander. Und wir, die von Draußen. Der Abend wird lang, die Nacht kurz. Ich sage ja, ‚Tagtraum’.