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Überlebenstraining / Survival training

24.08.2015 Manlaj / Mongolia / N44°05’00.3“ E106°47’15.9“

Na der hätte hier aber mal so richtig zu tun. Der Zahnarzt. Bröckelnde Zähne so weit wir schauen können. Als Anschauungsobjekte bestens geeignet, für die ersten Studiensemester. Wir stehen auf einem riesigen Feld voller Tierschädel, Kiefer und Knochen. Ob hier einmal ein Dorf stand und an dieser Stelle die Reste abgelegt wurden? Oder ob es eine Herde war, die einem dieser schweren Winter erlag? Die Herden haben von Oktober bis Mai harte Bedingungen zu ertragen. Temperaturen um die minus 45 Grad sind vollkommen normal. Als Unterschlupf haben die Mongolen an manchen Stellen einen Windschutz aus Steinen gebaut. Dort können sich die Tiere mitunter zurückziehen. Überleben müssen sie von den wenigen Halmen welche sie durch die Schneedecke hindurch finden können. Das ist schon im Sommer nicht viel. Saftige Weiden Fehlanzeige. Die Luft soll klar sein im Winter, die Sonne soll scheinen, sagt man. Der Wind bläst hart. Doch die niederschlagsreiche Zeit ist der Sommer. Das heißt, es kommt nur wenig Schnee in den Wintermonaten. Doch ungefähr alle sieben Jahre ist es anders. Dann überfällt Schnee das Land. Eine Katastrophe für die Tiere. Sie haben in einem solchen Winter keine Chance mehr an Futter heran zu kommen und verenden zu großen Teilen. Die Besitzer, deren Leben hier draußen sowieso immer am seidenen Faden hängt, stehen dann vor dem Nichts. Immer wieder hören wir von diesen Schicksalen. Ein Bauer hegte und pflegte über Jahre seine Herden aus Ziegen, Schafen, Kamelen, Kühen und Pferden bestehend. Ein gewisses Maß an Wohlstand hielt Einzug, bis einer dieser „Schneewinter“ kam und alles zu Grunde richtete. Den mit leeren Händen dastehenden Menschen bleibt nichts übrig als in die Stadt zu gehen. Doch dort kann ihnen auch nicht geholfen werden. Soziale Auffangnetze gibt es nicht. Wenn die Familien sich untereinander nicht helfen können ist alles zu spät. Zaza erzählte uns von einem Bauernpaar, welches krank wurde in der Stadt, weil ihr Leben keinen Sinn mehr ergab. Erst als die Familie es irgendwie schaffte, dem Paar einige Tiere zu besorgen, zogen sie mit ihrer Jurte wieder aufs Land und konnten genesen. Wenn wir durch die Ebenen fahren, auf denen eigentlich nichts zu finden ist, sehen wir ab und an eine Jurte stehen. Sicherlich haben die Menschen dann irgendwo in der Gegend ihre Herde laufen. Doch wovon sie wirklich leben, ist mir oft ein Rätsel. Die Menschen melken ihre Tiere für Milch und Käse und schlachten ab und an eines davon. Das Fleisch wird getrocknet, um so über den Winter zu kommen. Das ist alles. Ein unglaublich beschwerliches und hartes Leben. Noch ist Sommer. Noch sieht das Land lieblich und einladend aus. Doch schon jetzt spüren wir manchmal den Wind der kalte Luft über das Land trägt. Lange wird es nicht mehr dauern, bis die Zeit der Kälte kommt. Geheizt wird dann mit dem getrockneten Dung der Tiere. Die Mongolen sind bereits wieder am Zusammenpacken ihrer Jurten. Es geht in diesen Tagen allmählich in die windgeschützteren Lagen, in denen sie den Herbst verbringen. Bei vier Umzügen pro Jahr ist uns inzwischen klar, warum die Mongolen nicht so viel unnötiges Zeug bei sich haben. In den Jurten sieht es immer sehr übersichtlich aus. Von allem nur das Nötigste. Muss ja alles irgendwie auf den Transporter oder die Pferde passen. Überfluss ist hier nicht. Trainiert wird hier ganz anderes. Das Überleben.

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