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Unter deutscher Flagge / Under German flag

15.05.2015 Kasachstan / Almaty / N43°14’37.5“ E076°56’13.5“

Heute ist so ein „Zieltag“. Seit dem wir am 28. April nach Usbekistan eingereist sind, war es unser Ziel, heil nach Almaty zu kommen. Jeden Tag haben wir dem Leo gut zugeredet, dass er doch bitte durchhalten möge und uns durch Usbekistan fährt und anschließend auch die achthundert Kilometer von der kasachischen Grenze bis nach Almaty. Er hat manchmal ganz schön geächzt und unsere Ohren sind inzwischen auf jedes noch so feine Geräusch geeicht, welches er von sich gibt. Um zu hören, dass ihm nichts Grundsätzliches fehlt. Genau so geht es uns mit den Gerüchen. Überall brennen kleine Feuer oder fahren Gefährte an uns vorbei, welche die merkwürdigsten Gerüche von sich geben. Dann ist es an uns zu trennen, was könnte vom Leo kommen und was ist einfach um uns herum. Ja, wir brauchen den Leo, um voran zu kommen und wir lieben ihn. Er ist unser zu Hause, unser Rückzug, unsere Oase, unsere Insel. Wenn wir die Tür hinter uns zu schließen, ist es vollkommen egal, wo wir gerade Halt machen. Dann tauchen wir ein in unsere kleine, ganz eigene Welt.

Elf Uhr ist für uns eine gute Startzeit am Morgen. Das hat sich so eingespielt. Ich habe dann meist meine Gedanken zum vorhergehenden Tag aufgeschrieben, wir haben gemütlich gefrühstückt, uns um Erledigungen am Leo gekümmert, Wasser aufgefüllt, oder was sonst so zu tun ist, erledigt. Zweihundert Kilometer bis Almaty liegen noch vor uns. Wir legen sie zurück, indem wir durch seichtes Hügelland fahren. Meine Augen sehen Rot. Rot zu allen Seiten. Sind doch die Grashügel komplett mit Klatschmohn überzogen. Ich möchte mich nicht bewegen. Ich möchte kein Foto davon machen. Ich will nur schauen und die Landschaft genießen. Es ist ein sattes Land. So gesund und saftig wirkt es. Ganz anders, als die Salzkrusten überzogenen Böden im Westen Kasachstans oder im Westen Usbekistans. Hier scheint das System von Wasser, Wind und Sonne ausgewogen zu sein. Die angrenzenden Berge des Tien Shan sorgen für reichlich frisches Wasser in den Niederungen. Da wundert es mich, dass hier kein Obst und Gemüse an gebaut wird. „Das wird alles importiert“ wird uns am Nachmittag erzählt. Die Kultur ist einfach nicht danach. Hängt wohl mit der nomadischen Historie zusammen. Hier gibt es Steppenland und Pferde. Ein unglaubliches Bild, welches sich tief in mir einbrennt. Der Stau des Nachmittags lässt uns die Einfahrt nach Almaty fast Millimeterweise aufnehmen. Langsam arbeiten wir uns voran, zwischen all den anderen wild ein- und abbiegenden Autos. Auch hier scheint ein jeder eine imaginäre Knautschzone um sich herum zu haben. Meist geht es gut. Doch immer wieder sehen wir die Ergebnisse der Manöver, die mit reichlichen Blechschäden abgingen. Wir ziehen instinktiv unsere Köpfe ein. So tief hängen die Kabel der Oberleitungsbusse. Doch es gibt nur den einen möglichen Weg. Also können wir nur hoffen, das ganze Kabelgestrüpp nicht mit dem Dach vom Leo herunter zu reißen. Offensichtlich geht es gut, denn kein Geschrei und Gehupe von hinter erreicht uns. Und plötzlich stehen wir, wie durch ein Wunder, vorm Eingang des Gebäudes der AHK, der Deutschen Außenhandelskammer. Wir sind lose mit dem Chef verabredet und freuen uns, als er ein paar Minuten Zeit für uns hat. Wir trinken gemeinsam einen Tee, tauschen die eine oder andere Begebenheit aus und erfahren von ihm, wo wir uns in Almaty anmelden können. Es ist auch hier entscheidend, nach drei Tagen im Land registriert zu sein. Das Gute ist, dass es in Kasachstan genügt, dies ein Mal für die Zeit des Aufenthaltes zu tun. Hingegen in Usbekistan für jeden Tag eine Registrierung nötig war. Der Chef des Hauses ist so freundlich, uns eine Begleitung zur Seite zu stellen, die uns hilft, die Anmeldung vorzunehmen. So fahren wir im Wagen, mit deutscher Flagge, zur Meldebehörde. Ein Stück deutscher Boden, der hier durch Almaty fährt. Sprechen doch alle im Auto Deutsch mit uns. Anastasia hilft uns beim Ausfüllen der Anmeldebögen. Dann landen unsere Pässe auf einem großen Stapel, der immer wieder zu kippen droht, so hoch ist er. „Morgen um 12 Uhr können sie die Pässe abholen.“ wird uns versichert. An uns ist es, Vertrauen zu schenken und auf morgen zu hoffen. So schließen wir heute unsere Augen in direkter Nachbarschaft zur AHK. Wir schmunzeln der kleinen deutschen Flagge am Haus gegenüber noch einmal zu und löschen das Licht. Heimat fühlt sich aus der Ferne irgendwie wertvoll an.
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