Untergrundarbeit / Underground work
08.03.2015 Iran / Rafsanjan / N30°24’44.0“ E055°57’41.1“
Jeder Tag ist ein kleines Leben. Es geht von neuem los. Wir stehen jeden Morgen am Startblock und kennen das Gelände nicht welches für uns bestimmt ist heute zu durchlaufen. Das ist spannend. Das ist die Übung hier. Das sich einlassen auf alle Gegebenheiten. Sie als Bestimmung anzuerkennen und der Fügung Vertrauen zu schenken. Heute Morgen gibt es ein fröhliches Abschiedsfrühstück mit allen Familienmitgliedern. Reich beschenkt mit den Pistazien aus der eigenen Plantage und einem letzten Bild vor einem Wiedersehen irgendwann, lassen wir den Motor an und ab geht die Fahrt. Wir sind beide sehr konzentriert auf jedes Geräusch, auf jeden Hauch an Geruch. Ganz still ist es in unserer Fahrkabine. Und so reicht uns ein Blick, als wir nach wenigen einhundert Metern ein ungewöhnliches Geräusch hören. Wir beruhigen uns damit, dass sich nun erst einmal alles wieder einspielen muss, doch so richtig glauben wir wohl beide nicht daran. Zehn Kilometer hinter Rafsanjan halten wir an, um einen ersten Check zu machen. Der fällt extrem kurz aus, denn es qualmt schon wieder heiß aus dem Verteilergetriebe.
Alles klar.
Wir lassen das Getriebe abkühlen und nutzen die Zeit zum Telefonieren. Das Räderwerk der Kontakte setzt sich sofort wieder in Bewegung. Wir werden abgeholt und langsam durch das Gewühl der Stadt geleitet. Die Öl-Flecken von gestern begrüßen uns bereits. Und so wird aus dem Abschiedsbild von unserer Gastfamilie, vor einer Stunde, das Willkommensbild. Wir sind wieder da! Wir sehen die positive Seite an dem Ganzen. Wir kennen nun schon eine Reihe an Leuten, die uns helfen können. Sie sind gut vernetzt, wissen um die ganze Vorgeschichte und es muss nicht alles bei Null starten. Es gibt in der Stadt mit 300.000 Einwohnern Werkstätten und so ist es der beste Platz für uns in dieser Situation. Besser als wenn wir jetzt mitten im Schnee des Nordens stecken würden zu dem wir noch aufbrechen müssen um unseren Weg nach Turkmenistan fortsetzen zu können. Ob wir wohl am 12. März an der Grenze sein werden? Unser ausschließlich fünf Tage gültiges Visum für Turkmenistan beginnt am 13. März. Wir werden es erleben…
Heute wird nun erst einmal das Verteilergetriebe auseinander genommen. Kaputte Lager und verstopfte Öl-Kanäle werden sichtbar. Drei bis fünf Männer liegen den ganzen Tag von Morgens 9 Uhr an unter dem Leo. Nun ist die Kälte der Wüste mit der Dunkelheit gekommen und es heißt auch nach 12 Stunden, einfach weiter arbeiten. Gute 10.000 Kilometer haben wir inzwischen seit Dezember zurückgelegt. Und so ist es wichtig für uns, dass die Ursache wirklich gefunden wird und alles wieder intakt ist, so dass der Leo auch die nächsten tausenden an Kilometern mitspielt. Bisher lief er einwandfrei und wir konnten uns auf Land und Leute konzentrieren. Nun haben wir gerade ein neues Kapitel auf unserer Reise aufgeschlagen. Alles gehört zusammen und ist Teil des Ganzen.