Urlaub / Vacation
21.11.2015 Sihanoukville / Kambodscha / N10°34’03.1“ E103°33’15.8“
Reisen ist Reisen und Urlaub ist Urlaub. Außer dem Buchstaben „R“ in beiden Worten, haben die Begriffe wenig gemein miteinander. Finde ich. Das haben wir von Anfang an gespürt. Wir machten uns nicht auf in „ein Jahr Urlaub“. Wir begaben uns auf eine Reise. Das klingt anders. Das fühlt sich anders an. Das ist anders. Bisher haben wir über all die Jahre hinweg Urlaube gemacht. Mal für eine Woche, mal für zwei. Selten mehr. Ein einziges Mal genehmigten wir uns vier Wochen. Wir fieberten auf unsere Urlaubstage hin. Waren die Tage davor und danach extrem eingespannt. So Vieles lag noch auf dem Schreibtisch, was nach Abarbeitung rief. So ein Haufen hatte sich angesammelt, als wir zurückkamen. Manchmal fragten wir uns, ob es überhaupt Sinn macht, in den Urlaub zu gehen. Wenn doch die Zeit davor und danach so voll gestopft ist, dass der Grad der Erschöpfung steigt und steigt. Doch klar genossen wir die Zeit mit unseren Kindern und auch für uns war es wichtig, ganz für uns zu sein.
Die Arbeit fuhr dabei immer auch ein wenig mit. Sie saß im Nacken, manchmal im Magen. Wirkliches Abschalten war selten möglich für mich.
Irgendwie war es wie im Leistungssport. Es war gut das Tempo zu halten. Es fühlte sich richtig an, nicht locker zu lassen. Um im Anschluss gleich wieder losrennen zu können. Ohne die Muskeln erst noch erwärmen zu müssen.
Mir war klar, dass unsere Reise etwas ganz anderes von mir wollte. Und ich von ihr. Dass eine vollkommen neu Erfahrung auf mich zurollen würde. Die machte mir Angst. Das war so dermaßen anders zu allem bisher von mir Gelebten. Das ließ mich in einen schwarzen Tunnel schauen. Ganze drei Monate brauchte ich, um abzutrainieren. Das ging langsam. Das tat weh. Nicht, dass die Erlebnisse es nicht wert gewesen wären. Doch ich hatte unglaublich mit mir selbst zu tun, um Zugang zu dem zu bekommen, was jetzt war. Um anzukommen wo wir uns nun befanden. Nämlich auf der Reise. Mit uns und zu uns.
Heute sitze ich in der Hängematte, schaue auf den Golf von Thailand und lasse den Tag geschehen. Gemessen an dem, was ich in mir selbst an Veränderung wahrnehme, scheint es weitaus länger als elf Monate zurück zu liegen, dass wir die Leinen los machten.
Eine Reise ist nicht planbar. Eine Reise wird als „Fortbewegung über eine große Entfernung“ definiert. Bleibt die Frage, wohin wir uns in dem „Fort“ bewegen? Heute kann ich das für mich selbst nicht beantworten. Ich weiß nur so viel. Die Reise geht weiter, auch nach dem Tag unserer Heimkehr. Die Reise mit uns und zu uns. Der Begriff „Urlaub“ stammt vom althochdeutschen Wort „Urloub“ ab, welches seit dem 8. Jahrhundert gebraucht wurde. Es bedeutet „Erlaubnis“. Ein Ritter bat seinen Herren oder die hoch stehende Dame um „Urloub“. Um die Erlaubnis zu gehen.
Ich erlaube mir selbst heute einen Tag Urlaub. Denn wo kann man sich am besten von einer Reise erholen? Im Urlaub.
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