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Vater der Äpfel / Father oft the apples

05.06.2015 Tien Shan Gebirge / Kasachstan / N43°10’40.8“  E077°44’23.0“

Wir sind wieder da. Ein vierzig Minuten kurzer Flug brachte uns gestern Abend wieder nach Kasachstan in die Stadt der Äpfel. „Alma-Ata“, der frühere Name der Stadt, wird von seinen Bewohnern noch heute sehr geliebt. „Vater der Äpfel“, so die Bedeutung des Namens. „Aport“ heißt die Apfelsorte, bei der allein ein Apfel 500 Gramm bis ein Kilogramm wog. Er reifte im Süden der Stadt in einer Höhe von 900-1.200 Metern Höhe. Der Apfel ist hervorgegangen aus einer Züchtung der Wildäpfel „Malus Sieversii“, die es hier seit Urzeiten gab. 1865 befahl der russische Zar, dem hier lebenden ukrainischen Obstbauern Jegor Redko, daraus eine Kultursorte zu züchten. Die Menschen erzählen sich noch heute, wie der Duft der Apfelblüten und das Aroma der reifen Früchte früher, von den Berghängen kommend, durch die Stadt züngelte. Heute sind auf dem Streifen des fruchtbaren Bodens Luxusvillen und Hochhäuser entstanden. Die Bäume, einst der Reichtum der Stadt, mussten einem anderen Reichtum weichen. Mit dem Zerfall der GUS kam das Ende für die Äpfel. Der wohltuende Wind der Berge, der den Apfelduft mit sich trug, ist dem Smog gewichen. Die Frischluft Schneisen, die das Klima der Stadt im Gleichgewicht hielten sind heute verbaut und versperrt. Im Jahr 2005, dem 140. Jubiläum der Apfelsorte, starteten große Kampagnen mit den Slogans: „Rettet ihn!“ und „Lassen wir den Aport auferstehen!“. Doch mehr als Apfel-Denkmäler aus Stein und dem heutigen Namen der Stadt „Almaty“ – „Apfelstadt“ ist in diesen Tagen für uns leider nicht sichtbar. Die Äpfel die wir hier kaufen und essen sind Importe aus Usbekistan und China. Nach der frisch klaren Luft der Bergwelt Kirgistans spüren wir die Schwere der Atemluft in Almaty besonders. So besprechen wir, soweit möglich, die nächsten Schritte zur Lieferung unseres Getriebes in der Werkstatt und brechen danach gleich wieder auf. Roman und Irina haben uns eingeladen mit ihren Freunden vom „Prohodimec – off road club“ übers Wochenende in die Berge zu fahren. Für uns eine doppelte Freude. Zum Einen lernen wir ein neues Stück Landschaft kennen, was uns normalerweise verwehrt bleiben würde und zum anderen kommen wir wieder mit Menschen in Kontakt, erleben ihre Art zu leben und zu sein.  Romans Geländewagen parkt im Hof der MAN Werkstatt. Das Gepäck einzuladen ist eine Sache von Minuten. Genauso wie unser gemeinsamer Einkauf. In Windeseile tragen wir vier die Dinge zusammen, die wir meinen zu brauchen. Bier ist reichlich dabei. Und Obst für mich. Einmal pro Jahr, zum Sommerauftakt, treffen sich ca. vierzig Leute in den Bergen. Der Weg ist beschwerlich. Das Ziel die Belohnung. Sie haben vor Jahren einen geheimen Platz in einem Tal zwischen zwei Hängen ausfindig gemacht. Ein wilder Bach fließt durch die windgeschützte Senke in 2.650 Metern Höhe. „Sommerauftakt“ muss hier oben nicht heißen, dass es Anfang Juni keinen Schnee geben kann. Doch wir haben Glück. Außer ab und an ein paar Hagelschauern ist das Wetter gnädig mit uns. Mehr hätte unser geliehenes Zelt wohl auch schwerlich verkraftet. Wir versuchen es so gut es geht abzuspannen. Doch wenn eine Reihe an Heringen fehlt, lässt das Ergebnis in jedem Fall Luft nach oben…
Wir sehen uns umgeben von vielleicht weiteren fünfzehn Zelten. Die Atmosphäre ist ein wenig wie zu Zeiten der Gründung von Dörfer. Ein buntes Lager inmitten der Berge. Aller Orten Miniszenen. Feuer züngelt, Holz knackt, wenn es zu Glut wird, Lammfleisch brät, Kinder springen kreischend umher, Babys weinen, Rufe hallen durchs Tal, es wird gesungen und Gitarre gespielt. Wir schalten unsere Sinne um zwei Uhr am Morgen ab. Für die meisten anderen geht es weiter bis zum Sonnenaufgang.

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