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Von Agatha zu Alwi / From Agatha to Alwi

24.05.2015 Almaty / Kasachstan / N43°15’16.5“ E076°55’07.0“

Agatha geht es besser. Die kleine Tochter von Irina und Roman hatte heftig mit einer allergischen Reaktion auf ihre Mückenstiche zu kämpfen. Doch heute Morgen hören wir ihr Jauchzen und sind erleichtert. Trotzdem die Stadt Almaty umgeben ist von Natur, trotzdem der Zustand der Luft hier um Vieles besser ist als an anderen Orten Zentralasiens, in denen die Salz-Sand-Winde durchs Land jagen, haben auch hier die Kinder mit vielen Allergien zu kämpfen. Die Spuren der Zivilisation zeigen sich offensichtlich allerorten.
Nun, gemeinsam schmeckt das Frühstück in der klaren Bergluft wunderbar. Obwohl wir uns noch immer gut gesättigt fühlen vom „Plov“ des gestrigen Abends. Inzwischen weiß ich, dass Zeiten des vielen und guten Essens sich abwechseln mit eher spartanischen Mahlzeiten. Also genieße ich ohne Reue, und werde in den kommenden Tagen ein wenig das Essen-Bremspedal treten…
Heute stehen wir aber noch voll auf dem Gas! Denn nachdem wir aus den Bergen zurück sind in der Stadt ist nicht etwa Ende der Veranstaltung. Nein, wir verabschieden uns von Irina, Roman und Agatha und begrüßen Alwi. Wir hatten ihn vor einer Woche am Schalter der Emigrationszentrale kennen gelernt. Wir standen wartend zusammen und kamen ins Gespräch miteinander. Da er die deutsche Sprache liebt, sie selbst sehr gut spricht und sich freut, wenn er Gelegenheit hat, mit Deutschen zu reden, lud er uns in sein Haus ein. Heute nun ist es soweit. Wir treffen uns im Hotel „Tien Shan“, seinem Arbeitsplatz. Dann geht’s an den Rand der Stadt in ein Eigenheim Wohnviertel. Alwi kommt vom Fußball spielen und trägt einen Trainingsanzug von „Dynamo Kiew“, seinem Lieblingsverein. Als die Tür seines Hauses aufspringt, steht sein Sohn Jussuf im gelben „Dortmund“ Fußballshirt vor uns. Er möchte Profi werden und hat mit seinen dreizehn Jahren gute Chancen, wie sein Vater erzählt. Drei weitere Kinder hüpfen munter durchs Haus und Alwis Frau ist damit beschäftigt, für uns zu kochen…
Alwi, Sten und ich nehmen im Wohnzimmer Platz. Es ist nur für uns drei eingedeckt. Wir wundern uns. Sind wir doch eigentlich zu Acht. Doch Alwi meint, die Familie isst später. Also gut. Immer wieder neue Sitten und Gebräuche. Die Familie kommt ursprünglich aus Tschetschenien. Geboren wurde Alwi in Almaty. Doch große Teile seiner Familie leben nach wie vor in der autonomen Republik, die zu Russland gehört. Tschetschenien war zu UDSSR Zeiten keine eigene Unionsrepublik und ist somit nach dem Zerfall der GUS kein eigener Staat geworden, sondern ein Teil Russlands geblieben. Viele Fragen schwirren uns und Alwi durch die Köpfe. Wir hören, dass die Situation in Tschetschenien nun ruhig und gut ist. Dass er dort gern seine Verwandtschaft besucht, über sein Leben hier in Almaty aber sehr froh ist. Die ganze Familie spricht sowohl Russisch als auch die Sprache der Tschetschenen. Das bunte Kulturen Gemisch fällt uns in Kasachstan immer wieder auf. Durch die Sowjetzeiten sind viele Familien durchs Land gezogen und leben nun an ganz anderen Orten. Es gab eine Zeit des Rückziehens zu den ursprünglichen Gebieten, doch das tat nur ein Teil der Menschen. So ist die russische Sprache meist verbindend für alle. Obwohl in den ländlichen Gegenden heute nur noch Kasachisch gelehrt wird. Wir hören gebannt zu, erzählen von unseren eigenen Geschichten und merken kaum, wie der Abend dahin zieht. Alwi bringt uns später zum Leo, ist begeistert von unserer mobilen „Ein-Raum-Wohnung“ und fährt durch die Nacht davon.

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