Weit weg / Far away
13.11.2015 Kampot / Kambodscha / N10°33’07.3“ E104°02’45.1“
Irgendetwas ist verschoben. Ich fühle mich wie in einer Doppelwelt. Wir sitzen im Paradies, laufen der Meerlinie entlang, da wo das Wasser zärtlich über den Sand streicht. Weit weg. Schwimmen in Wasser, welches nicht abkühlt und uns trotzdem erfrischt. Trinken Shakes, wie ich sie liebe. Aus Passion- und Drachen-Frucht, Papaya, Mango, Ananas, Avocado und Co. Ich lese und schreibe, übergebe mich dem Gleiten des Tages. Während wir im Boot sitzen. In dem eines Fischers aus dem nächsten Dorf. Er zeigt uns sein Liebstes. Das Wasser.
Wir reden. Haben Zeit unsere Gedanken zu teilen. Lassen es stürmen um uns herum. Auf dass alles nur so fliegt. In uns und um uns herum. Abends, beim Sitzen auf dem Steg. Eine Wasser-Melone zum Cocktail verfeinert. Wir leeren sie. Weit weg.
Spontan wie er kam, entscheidet er sich auch wieder zu gehen. Der Sturm vor der Küste.
Die Sonne erwärmt jeden unserer Schritte. Verzaubert alles, wie es doch eigentlich nur im Märchen geschieht. Weit weg.
Habe ich mich in einem Postkartenständer verfangen und bin nun umgeben von all den „Wunderschön-Motiven“? Mir geht es gut. Ich habe nichts auszustehen. Keine komplizierten Gedanken. Und spüre doch eine Unruhe in mir, die ich nicht greifen kann. Ich nehme mich nicht so wichtig, als dass ich meinte, jetzt sofort in Europa sein zu müssen. Als könne ich die Dinge richten, die da in Schieflage geraten sind. Doch die Nachrichten häufen und verdichten sich. Sie bringen mich in Sorge. Auf eine Weise, die mich fragen lässt. Wann ist es Zeit zu gehen und wohin und warum. Wann hat unsere Reise ihre Bestimmung erfüllt? Und auf welche, wie auch immer geartete Reise begeben wir uns danach? Ist es die Ruhe vor dem Sturm, die wir gerade erleben? Darf es sein, dass wir unsere, Shake gefüllten Bäuche, in die Sonne strecken? Dürfen wir noch immer genießen? Wer verbietet es uns, wenn nicht wir selbst? Wo ist unser Platz und wann? Ich weiß, es sind meine ureigenen Fragen. Kein anderer stellt sie mir.
Ich verneige mich vor den vergangenen Monaten. Ich bin den Menschen dankbar, die es uns gönnten und uns Stütze waren und sind, auf große Reise zu gehen. Weiß Gott nicht jedem ist das vergönnt. Dieses übergroße Geschenk meines Lebens.
Nun möchte ich die Zeichen richtig deuten. Und in unseren verbleibenden Wochen tun, was zu tun ist. Kraft tanken, um sie zu Hause zu teilen. Sonne speichern, um später wärmen zu können. Ich bin hier. In dem was mich umgibt. Und ich bin dort, in Gedanken, wo gerade Ungewöhnliches geschieht. Freudiges, Mut machendes, Tragisches, Beängstigendes, Katastrophales. Die Nachrichten dieser Nacht beruhigen mich nicht. Paris… Hier ist es der Sturm des weiten Meeres. Wie heißt der, der über Europa fegt? Ich bin weit weg. Zu weit?
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